Zwölf Brücken und Stege mussten bzw. durften die TeilnehmerInnen des transviamala von Thusis nach Donat überqueren. Für die Tagessieger Ulisses Joos und Jasmin Nunige standen nach der Passage der Brücken aus Stein und Holz im Ziel eine besonders schöne Erinnerung parat: Nämlich ein Brücken-Modell aus Schokolade.
Eines war unbestritten: Die architektur-historische Valtschiel-Brücke in Donat (bei der diesjährigen Austragung des Transviamala im Themenschwerpunkt „Brücken bauen“ im Mittelpunkt) erhielt für einmal jene Aufmerksamkeit, die sie verdient. Ganz speziell von Sieger und Bauingenieur-Student Ulisses Joos, der die älteste noch bestehende versteifte Stabbogenbrücke des weltbekannten Brückenbaukünstlers Robert Maillart beim Laufen mit Kennerblick betrachtete. Auf Grund seines komfortablen Vorsprungs von zwei Minuten hätte sich der Churer sogar einen kurzen Halt erlauben können.
Letztlich war Joos beim Passieren des Juwels aber ganz einfach froh, „bald im Ziel zu sein“. Gleich erging es Werner Tischhauser (und wohl dem Gros der zugelassenen 800 Läufer und Walker), der sich als Koordinator des vom „Transviamala“-Ok ins Leben gerufenen Sanierungsprojektes eingehend mit der Valtschiel-Brücke befasst. Ansonsten fokussierte sich Tischhauser nicht sonderlich auf die insgesamt zwölf Brücken und Stege entlang der abwechslungsreichen, gleichermassen aber auch anforderungsreichen Laufstrecke; der feuchte Untergrund beanspruchte höchste Konzentration. Auf einer der zahlreichen Brücken kamen einmal aber Gedanken an Vorfälle auf, bei denen Militär-Kompanien im Gleichschritt laufend sogar Beton-Brücken zum Einstürzen brachten. „Wir liefen zu dritt im selben Rhythmus, und ich hätte niemals gedacht, dass ich die Schwingungen derart stark spüren würde“, sagte der in Chur wohnhafte St. Galler Rheintaler.
Streckenrekord um zwei Minuten verbessert
Während sich Tischhauser und der erst 24-jährige Überraschungssieger Joos längst für eine Teilnahme am einzigartigen und von der Uniùn da Sport Tumpriv einmal mehr tadellos organisierten „Transviamala“ entschieden, so meldete Jasmin Nunige aus Davos ihr Interesse erst am Donnerstag und somit wenige Stunden nach der Rückkehr von einem zehntägigen Ferienaufenthalt in der Toskana an. Unterschlupf im limitierten Teilnehmerfeld fand die namhafteste Bündner Ausdauerläuferin schliesslich nur wegen des Startverzichts eines Gemeldeten.
Nunige lief ein einsames Rennen an der Spitze und verbesserte mit 1:31:15 Stunden gleich den im Vorjahr von der Deutschen Annette Hartmann aufgestellten Streckenrekord um 2:16 Minuten. Als Belohnung für die Bestmarke überreichten ihr die Veranstalter das beliebte Viamala-Spiel. Zusätzlich erhielt sie, wie auch Joos, für den Tagessieg einen beschrifteten Stein – symbolisch für die 589 Stufen, die es auf den 19 Kilometern zu meistern gilt – sowie eine aus Schokolade kreierte Valtschiel-Brücke.
Vom Dreikäsehoch zur Rentnerin
Trotz der für die Jahreszeit ungewohnt tiefen Temperaturen vereinte der ohne gravierende Zwischenfälle durchgeführte transviamala run & walking ganze Familien und insgesamt 1086 Männer, Frauen und Kinder aus sechs Ländern. Der Dreikäsehoch im Windelpack war dabei an der cursa da lumpazis, wie der originelle und ausschliesslich mit Naturelementen gespickte Hindernisparcours für die Jüngsten heisst, ebenso vertreten wie die rüstige, 76-jährige Rentnerin Trudi Roffler aus Fanas auf der Walking-Hauptstrecke. Gemeinsam war allen, dass ihnen der einzigartige Anlass nachhaltig in Erinnerung bleibt und auch so manche Brücke geschlagen werden konnte.
„Es ist eine Freude, zu sehen, was aus dem Anlass geworden ist“
Neben den Tagessiegern des achten transviamala standen weitere Menschen im Vordergrund, dies allerdings im Zusammenhang mit dem 30-Jahre-Jubiläum des Schamserlaufes. Beni Clopath, dem Initiator und langjährige Rennleiter des Schamserlaufes, wurde eine besondere Ehre zuteil: Er durfte in Thusis den Startschuss zum transviamala run & walking abfeuern. „Es ist eine Freude, zu sehen, was aus dem Anlass geworden ist.“ Der Schamserlauf war zeitweise wegen rückläufiger Beteiligung gefährdet, bevor dieser in den „transviamala run & walking“ integriert wurde.
Während sich Clopath nach dem Start auf den Weg in die Viamala-Schlucht begab, wo die Aufgabe als Streckenposten auf ihn wartete, befand sich Hansjürg Jenny bereits in Donat. Bei der als Brücke abgebildeten Punt d`infurmaziùns stand der Vorgänger des aktuellen Organisationschefs Steafan Michael den ganzen Tag über für Informationen zur Verfügung; zudem erhielt er unzählige positive Rückmeldungen. „Jetzt kann ich es locker nehmen, zumal ich keine Verantwortung mehr tragen muss. Als OK-Präsident des Schamserlaufes stand ich bis nach der Rangverkündigung ständig wie unter Strom.“
Ein besonderer Startort
Zwischen Clopaths erster Amtshandlung und Jennys temporärem Arbeitsort lagen jene abwechslungsreichen 19 Kilometer, welche den zugelassenen 800 Walkern und Läufern ein unvergessliches Erlebnis in einer pittoresken Landschaft bescherten. Dabei passierten sie exakt ein Dutzend unterschiedlich gebaute Brücken und Stege. Als letzte die Valtschiel-Brücke, welche im Zentrum des diesjährigen Schwerpunktthemas „Brücken bauen“ stand.
Gleich zweimal überquerten die Teilnehmer des Schamserlaufes das Juwel, erstmals beim Start, der auf Grund des Jubiläums einmalig auf dem architektur- und ingenieurhistorischen Bauwerk erfolgte, das zweite Mal auf ihrer Rückkehr für die Läufer nach 12, für die Walker nach 8,8 Kilometern.
Im Ausland Fuß gefasst
Der von der Uniùn da Sport Tumpriv vorzüglich organisierte „Transviamala“ weist jedenfalls eine immer grössere internationale Ausstrahlung aus und zog am Sonntag neben 950 Schweizer Teilnehmern auch 136 Läufer und Walker aus Deutschland, Österreich, der Slowakei, Italien und den Niederlanden an. Freuen dürfte diese Entwicklung nicht nur die Verantwortlichen, sondern auch die regionalen Touristiker.