Veronika Ulrich und Raymond Kemboi Chemungor gewinnen Tour de Tirol

Offenbacher Masters-Läuferin mit toller Vorstellung am Wilden Kaiser am Ziel ihrer Träume – Seriensieger Jonathan Wyatt unterlag starkem Kenianer nach 73 Kilometern um eineinhalb Minuten

Mit einer erstaunlichen Energieleistung hat Veronika Ulrich die Gesamtwertung der „Tour de Tirol“ über 73 km und 2 200 Höhenmetern gewonnen. Die 41jährige Offenbacherin im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg absolvierte die dreitägige Veranstaltung mit den Wettbewerben Alpbachtaler Zehner in Reith (10 km), Kaisermarathon von Söll zur Hohen Salve (zugleich Weltmeisterschaften über 42,195 km und 2 150 Höhenmetern) und den Halbmarathon am Walchsee mit Bravour in 6:12:59 Stunden und verwies die Vorjahressiegerin Monika Feuersinger (Österreich/ 6:26:37) und Marion Kapuscinski (Österreich/ 6:26:48) auf die nächsten Plätze. Bei den Männern musste Jonathan Wyatt (Neuseeland) nicht nur bei der Langdistanz-WM eine Niederlage gegen den Schweizer Überraschungssieger Marc Lauenstein einstecken, sondern unterlag nach drei Gesamterfolgen dem Kenianer Raymond Kemboi Chemungor um eineinhalb Minuten nach 4:55:14 Stunden.

Zum Auftakt gewann Veronika Ulrich am Freitagabend im leichten Regen in einem furiosen Sprintfinale den 10 km-Lauf hauchdünn gegen die kenianische Favoritin Helen Jepkurgat bei Zeitgleichzeit von 37:25 Minuten. Bei den Männern gab es gleich einen dreifachen Erfolg für die kenianischen Läufer Raymond Kemboi Chemungor (32:01), Daniel Bett (32:02) und Robert Kipkemboi Yegon (33:14), für Jonathan Wyatt blieb hinter dem Österreicher Daniel Spitzl (33:17) Rang fünf in 33:38 Minuten. Wie sich schlussendlich zeigen sollte, war es exakt diese Differenz, die bei der Endabrechnung nach 73 Kilometern und 2 200 Höhenmetern fehlen sollte! 

An Dramatik kaum zu überbieten war dann am Samstag der Kaisermarathon, der durch die eingebetteten Lang- Distanz-Weltmeisterschaften des Berglauf-Weltverbandes WMRA eine Spitzenbesetzung erfahren durfte. Mit Marc Lauenstein setzte sich dabei überraschend der zweifache Vize-Weltmeister im Orientierungslauf gegen den siebenfachen Berglauf-Weltmeister Jonathan Wyatt durch. Für die furios gestarteten Kenianer blieb beim Kräfte zehrenden Aufstieg zur Hohen Salve nur die Erkenntnis, dass der klassische Bergauflauf (noch) nichts für die laufstarken Ostafrikaner ist, auch wenn das Minimalziel, die Mannschafts-Weltmeisterschaft gegen England, Schottland und Deutschland gewonnen werden konnte. Bei den Frauen büßte Veronika Ulrich für ihren (läuferischen) Mut auf dem selektiven Aufstieg zum Hartkaiser, dem folgenden Abstieg zur Hexenwasser und dem Schlussteil zur Hohen Salve, so dass sie von Rang zehn auf neunzehn zurückgefallen war. Aber letztlich mit der deutschen Mannschaft als Bronzemedaillengewinnerin hinter Russland und Australien bestens belohnt wurde für ihren starken Einsatz, der sie für eine halbe Stunde sogar ins Sanitätszelt geführt hatte.

Erstaunlich fit ging Veronika Ulrich jedoch am Sonntagmittag beim abschließenden Halbmarathon ins Rennen, die vermeindlich stärkste Konkurrenz mit Monika Feuersinger und Marion Kapuscinski im Blick. Die beim Kaisermarathon vorzeitig ausgeschiedene Kenianerin Hellen Jepkurgat spielte natürlich beim Rennen um den Gesamtsieg keine Rolle. Die 20jährige gewann zwar in 1:22:36 den Halbmarathon vor der erstaunlichlichen (und doppelt so alten) Veronika Ulrich (1:23:44), doch der große Beilfall galt der Mastersläuferin aus Offenbach. Mit klarem Vorsprung auf die weitere Konkurrenz mit Lara Klaassen (Belgien/ 1:26:44), in erster Linie aber Monika Feuersinger (1:28:13) und Marion Kapuscinski (1:32:29) holte sie sich den Sieg bei der vierten Auflage der Tour de Tirol, einer ihrer größten Erfolge in der fürwahr ereignisreichen Laufbahn. 429 LäuferInnen hatten sich beim Finale am Walchsee eingefunden, beim Auftakt waren es sogar 500. Zusammen gerechnet gingen neunhundert StarterInnen aus 22 Nationen bei der diesjährigen Tour de Tirol in die drei Wettbewerbe. Für die Macher um Martin Kaindl ein toller Erfolg, weil man es verstanden hat, innerhalb von nur vier Jahren ein Event der Güteklasse im Ski- und Wanderzentrum Wilder Kaiser aufzubauen.