Neue und alte Titelträger im Berglauf

21jähriger Toni Palzer entthront fünfmaligen Meister Timo Zeiler – Birgit Unterberger krönt Comeback mit dem Meistertitel vierzehn Jahre nach ihrem letzten Titelgewinn40. Hochfelln-Berglauf in Bergen mit Weltklassebesetzung und Deutschen Berglaufmeisterschaften

Hochkarätiger waren die deutschen Berglaufmeisterschaften noch nie besetzt als die Titelkämpfe 2013 im Rahmen des 40. Hochfelln-Berglaufes in Bergen/ Chiemgau. Und standesgemäß setzte sich der (Bergauf- )Weltmeister Pedro Mamo (Eritrea) in 41:38 vor seinem Landsmann Youssief Tekle (42:13), dem Polen Andrzej Dlugsoz (/43:06), Antonio Toninelli (Italien/ 43:30) und dem Berglauf-Europameister Bernard Dematteis (Italien/ 43:33). Und zur Überraschung folgte im Klassefeld auf der 8,9 km langen Strecke mit 1074 Metern der insgesamt 530 Startern auf Rang acht schon mit dem 21jährigen Ramsauer Toni Palzer der beste Deutsche und sicherte sich seine erste deutsche Meisterschaft. Bei den Frauen gewann die Slowakin Silvia Olejarova in 54:09 Minuten vor der Langdistanz-Weltmeisterin Antonella Confortola (Italien/55:22) und der erstaunlich stark auftrumpfenden Birgit Unterberger (OSC Berlin), die damit 14 Jahre nach ihrem letzten Meisterschaftsgewinn erneut zum Titel laufen konnte. Mit 55:48 Minuten war die 37jährige überraschend klar die beste deutsche Starterin im Feld.

„Ich wusste, dass ich in sehr guter Form bin. Aber: Das war sehr hart heute“, kommentierte Toni Palzer seinen Coup am Hochfelln. Der 21jährige, im Vorjahr U 23-Vizeeuropameister im Berglauf und aktuell Weltmeister im Skibergsteigen, ergriff nach sechs Kilometern die Initiative und leitete mit einer konsequenten Tempogestaltung den Generationswechsel im Berglauf ein. „Da mir Steilstücke besonders liegen, war ich mir sicher, dass ich das Ding auch nach Hause laufen würde!“ Der Sportsoldat ist inzwischen nahe Berchtesgaden stationiert und hat nach eigener Bekundung „beste Trainingsbedingungen“ und hat nun seinen bislang größten Erfolg auf nationalem Terrain am Hochfelln erringen können. Mit 45:00 Minuten lag Toni Palzer fünfzehn Sekunden vor dem Regensburger Korbinian Schönberger, der verletzungsbedingt die Europameisterschaften verpasst hatte, zum Saisonende aber eine starke Formsteigerung offenbart. Im Kampf um Rang drei unterlag der fünffache deutsche Meister und Titelverteidiger Timo Zeiler (LG Brandenkopf) knapp dem für die TSG Heilbronn startenden Benedikt Hoffmann, der bei der Berglauf-EM in Bulgarien als Zwölfter ein überraschend starkes internationales Debüt geben konnte.

„Klar, es ist schade, dass meine einmalige Serie gerissen ist. Die anderen waren heute schon etwas stärker gewesen. Mit Toni musste man einfach rechnen, er ist unheimlich stark geworden. Jetzt freue ich mich auf den Gelita Trail Marathon in Heidelberg!“ zeigte sich der die letzten Jahre die deutsche Berglaufszene so eindeutig dominierende Läufer von der Schwäbischen Alb.

Ein gutes Rennen zeigte aber auch Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) auf Rang fünf, dicht gefolgt von dem Saarländer Sammy Schu, der hinter Toni Palzer zudem noch die Silbermedaille bei den Junioren erringen konnte. Überaus beachtlich schlug sich der 18jährige Maximilian Zeus (DJK Weiden), der auf Rang elf zugleich Dritter der Juniorenklasse wurde.

Stille Genießerin am Hochfelln war die Berlinerin Birgit Unterberger, die just an der Stelle, an der sie vor 14 Jahren Vize-Weltmeisterin geworden war, bei ihrem eindrucksvollen Comeback nun den nationalen Titel gewinnen konnte. „Die Strecke liegt mir einfach“, gestand sie mit sichtlicher Zufriedenheit. Vor vier Wochen war sie im tschechischen Janske Lazne W 35-Weltmeisterin geworden, nachdem sie schon in diesem Jahr im Nationalteam bei Welt- und Europameisterschaften eingesetzt wurde. „Das ist für mich die Krönung einer guten Saison. Vor allem, weil ich nach so langer Zeit wieder zurückgekehrt bin!“ Sie profitierte sicherlich von der Beschaffenheit der Strecke, die ihr im Gegensatz zur Titelverteidigerin Melanie Noll (TSV Annweiler) offensichtlich besser lag. „Melanie kann im technisch anspruchsvolleren Gelände nicht so stark laufen“, nahm sie Trainer Jürgen Eichberger etwas in Schutz. Hinter Birgit Unterberger, der übrigens 14 Jahre nach ihrem ersten deutschen Meistertitel nun einen weiteren folgen ließ, wurde Michaela Schedler (LAZ Saarbrücken) mit einem Rückstand von 1:45 Minuten Vizemeisterin vor Nicole Kruhme (GutsMuths Rennsteiglaufverein) und der entthronten Titelverteidigerin. Auf Rang fünf feierte Kerstin Straub-Bertsch (SSC Hanau-Rodenbach) zehn Wochen nach der Geburt einer Tochter ein erfolgreiches Comeback in der Berglaufszene. Juniorenmeisterin wurde als Einlaufneunte Michelle Maier (Post- Telekom SV Rosenheim).