Goldener Oktober im Harmersbachtal

Klare Dominanz der einheimischen Läufer bei der 13. Auflage des Brandenkopf-Berglaufes

Bergläufer feiern am „Tag der Deutschen Einheit“ auf ihre Art, zumindest, wenn diese im Südwesten der Republik leben, nämlich beim Brandenkopf-Berglauf in Zell am Harmersbach. Im Jahr nach der deutschen Meisterschaft ist gewiss manches anders, als es im Vorjahr bei den Titelkämpfen war. Markant auf jeden Fall die doch eher enttäuschende Resonanz. „Fünfzig mehr hätten es schon sein können“, stellte Berglauf-Chef Alfred Siegesmund mit Blick auf die 163 Finisher ernüchternd fest. „Es ist unerheblich, wie viele Leute kommen. Die Organisation muss auf jeden Fall in allen Bereichen stehen!“ Und sie stand einmal mehr in bestechender Weise im kleinen Mekka des Berglaufes mit viel Liebe im Detail. Ein gravierender Unterschied zeigte sich jedoch am sich nur allmählich füllenden Platz zwischen Storchenturm und Rathaus gegenüber dem Vorjahr: Ein strahlendblauer Himmel begrüßte die überschaubare Schar der LäuferInnen im Harmersbachtal auf ihrem Weg über 9,5 Kilometer und 770 Höhenmetern.

Auf der sportlichen Habenseite war jedoch zumindest bei den Männern das Resultat identisch mit dem der deutschen Meisterschaften: Der Sieger heißt wie im Vorjahr Timo Zeiler und läuft im Trikot der LG Brandenkopf. Nach Benedikt Hoffmann und Korbinian Schönberger im Kampf um den Berglauftitel hieß heuer der Hauptkonkurrent Markus Jenne – und das ist gewiss auch kein Schlechter. Doch der 33jährige von der Schwäbischen Alb ließ sich nur vier Tage nach dem Meisterschaftsrennen in Bergen/ Chiemgau keinen Zweifel, wer auf diesem nach der Streckenkorrektur 2013 positiv veränderten Parcours hinauf zum Aussichtsturm am Brandenkopf der beste Bergläufer im Lande ist. Schon nach 700 Metern wusste sich Timo Zeiler alleine an der Spitze, denn weder Markus Jenne noch der mutig startende Triathlet Florian Dunst aus Backnang konnten dem gerade erst am Sonntag entthronten fünffachen Berglaufmeister folgen. „Das ist eine kleine Rehabilitation“, freute sich Timo Zeiler im Ziel, „auch wenn ich gegenüber 2013 um fast eineinhalb Minuten langsamer war. Aber ein Meisterschaftsrennen muss man natürlich auch anders angehen. Ich habe mich unterwegs stark genug gefühlt, um das Rennen von der Spitze weg laufen zu können. Klar, am Schlussanstieg fehlte doch etwas die Kraft, um das hohe Tempo durchzuziehen. Aber darauf kam es nun wirklich nicht an!“   

Mit 43:30 Minuten lag Zeiler etwas mehr als eine Minute vor Markus Jenne. Der Schallstädter im Trikot des USC Freiburg zeigte sich trotz seines Rückstandes keineswegs unzufrieden, zumal er freimütig bekannte: „Nach dem Inferno-Halbmarathon in der Schweiz ist bei mir irgendwie die Luft heraus!“  Er brauchte gewiss auch nicht sonderlich um Rang zwei zu fürchten, denn nach einem Schnellstart von Florian Durst wusste sich Markus Jenne früh in die erste Verfolgerrolle zu positionieren und lief nach 44:33 ungefährdet ins Ziel. Dahinter dann der Backnanger Triathlet und einem deutlichen Rückstand bei einer Endzeit von 46:21 Minuten. Für Joachim Benz läuft es in der zu Ende gehenden Saison prächtig: Nach dem Gewinn der M 45-Meisterschaft am Sonntag in Bergen wurde er nun Vierter beim Heimrennen am Brandenkopf nach 46:57 Minuten. Der Sieg in der M 45-Klasse war im Prinzip eine Dreingabe, allerdings rückte ihm der Freiburger Quereinsteiger Uwe Klauer kräftig auf die Pelle, der nach dem Kandel-Berglauf und dem Hundseck-Berglauf nun auch in Zell am Harmersbach erneut Fünfter des Gesamteinlaufes wurde. Für den Schwarzwald-Pokal bringt der frühere Fußballspieler zudem einen exzellenten zweiten Platz vom Hochblauen in die Waagschale.

Im dicht bestückten Verfolgerfeld duellierten sich viele „alte Bekannte“ aus der regionalen Szene wie Kevin Götz, Ronny Seifert oder Roland Vetter. Ein gutes Resultat lieferte einmal mehr auch Meinrad Beha ab, der als 22. zudem auch Sieger der M 60-Klasse wurde. Matthias gegen Matthias, so hieß übrigens ein interessantes Duell zwischen zwei Talenten der LG Brandenkopf um den U 18-Sieg. Der 17jährige Matthias Pfundstein hatte nach 54:33 Minuten um dreißig Sekunden gegen Matthias Blum, Sohn der Läuferlegende Siegfried Blum, die Nase vorne. 

Über zwei Minuten sollte es dann aber noch dauern, bis mit Annette Götz die Tagesschnellste am Brandenkopf- Berglauf 2013 ins Ziel einlief, die damit aber auch den vierten Sieg der beliebten Schwarzwald-Pokal-Serie für sich verbuchen konnte. Nach einem verletzungsbedingten späten Einstieg gab es für die 42jährige frühere Langdistanz-Triathletin beim Hochblauen, Schauinsland, Belchen und nun Brandenkopf eine beeindruckende Siegesserie, womit ihr Gesamtsieg nach dem vierten Sieg in Folge zweifelsfrei feststeht. Ihre Vorliebe für den Berglauf hat sie übrigens nicht zuletzt beim Jungfrau-Marathon im September 2012 endgültig entdeckt. „Es ist einfach toll, in der Natur zu laufen. Es fällt mir auch nicht sonderlich schwer, die Berge hinaufzulaufen“, freute sich die Lehrerin, die übrigens aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit in Liestal vor knapp zwei Wochen noch beim Basel- Marathon gestartet (und Zweite geworden) war. „Wegen der Marathonbelastung war ich sehr gespannt, wie sich meine Beine anfühlen würden“. Und sie haben sich offensichtlich gut angefühlt, denn sie lief in einem überaus lockeren Stil ins Ziel und hatte neunzig Sekunden Zeit, bis sie sich mit der Zweitplatzierten Margarethe Grieshaber den Fotografen zum Foto stellen konnte.

Für den Gastgeber rundete sich dieser Goldener Oktober-Tag wahrlich prächtig ab, denn sowohl die Männer als auch die Frauen der LG Brandenkopf gewannen an ihrem Hausberg mit beeindruckendem Vorsprung auch die Teamwertungen.

Wie für Annette sollte es auch für Timo bei der abschließenden Siegerehrung in der Schwarzwaldhalle einen kleinen Gold-Barren geben. Dem rührigen Veranstalter TV Unterharmersbach war es nämlich gelungen, mit der jungen Potsamer Firma Branded Gold einen innovativen Partner einzubinden. Unter der Federführung des in Zell anwesenden Creative Director Alexander Avsar wurden außergewöhnliche Präsente in Form von in eine Kreditkarte eingearbeitete Gold- und Silberbarren (zu jeweils 2,5 Gramm) angefertigt. „Das gibt es bei Veranstaltungen sicherlich nur höchst selten“, darin sind sich Alfred Siegesmund als auch Alexander Avsar einig. Äußerst selten ist sicherlich auch das Händchen für das Besondere, das beim Brandenkopflauf  Jahr für Jahr auf die Bergläufer wartet. „Solche Veranstalter sind Gold wert für die Berglaufszene“, darin ist sich ein weit gereister Spitzenathlet wie Timo Zeiler mit den anderen Tagesbesten im wahrsten Sinne des Wortes einig.