Der Winter, der hierzulande eigentlich auch in diesem Jahr keiner ist, mag so manchen Läufer letztlich abgeschreckt haben. Selbst die Ankündigung einer Schneefront mit möglichen Minusgraden der Wetterfrösche reicht dann schon aus, damit vieles in Panik verfällt. Dies musste Hermann Brand bei der 21. Auflage des Nanstein-Berglaufes seiner LLG Landstuhl mit Sorge registrieren. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und einem trocknen, aber kalten Wind sackten die Teilnehmerzahlen auf die Minus-Rekordmarke von 208, die das Ziel an der Burgruine Nanstein erreichten. „Das sind entschieden zu wenig“, zeigte sich der Organisator des Traditionslaufes in der Westpfalz unzufrieden. „Die 273 im Vorjahr waren schon wenig! Ich kann mir das nur erklären, dass viele das angekündigte Wetter abgehalten haben, die doch weite Reise nach Landstuhl anzutreten!“
Wer aber kam, der fand eine bestens präparierte und markierte Strecke vor, die Kenner der Berglaufszene eher als Waldlauf mit Berglauf-Charakter im zweiten Streckenabschnitt bezeichneten. Die allerdings auch ihre Liebhaber wie beispielsweise Tim Könnel hatten, der als eher Langstrecken orientierter Läufer seine Stärken vollends ausspielen konnte. „Die Bergabpassagen liegen manchen nicht, deshalb meiden diese den Nanstein-Berglauf. Mir gefällt dies, weil ich auch bergab gut laufen kann und meinen Schritt ziehen kann!“ Was einstmals als Jubiläumsaktivität zum Sickingenjahr begann, das hat sich über die Jahre hinweg als Frühjahrskriterium entwickelt, das vor einem Jahrzehnt sogar 350 Läufer anlocken konnte, die die über Landstuhl thronende Burgruine bevölkerten.
Der 24jährige angehende Mediziner hat allerdings gut lachen, schließlich war er der dominierende Läufer auf der 7,1 km langen Strecke mit 350 Höhenmetern in Landstuhl. Mit 25:08 Minuten lag er zwar deutlich hinter seinem Vorjahresresultat, als er hinter dem mit 24:013 Streckenrekord laufenden Jonas Lehmann mit 24:33 Minuten erreichte, doch sein Vorsprung auf die Verfolger war mit einer eindreiviertel Minute mehr als üppig. „Eigentlich wollte ich am vergangenen Samstag bei den Deutschen Crossmeisterschaften starten, doch wegen einer Erkältung musste ich darauf verzichten. Heute ist es aber tatsächlich wieder gut gelaufen, sonst hätte ich das natürlich nicht gemacht!“
Der an seinem Studienort Mainz bei Hans-Peter Tiedje trainierenden Läufer sieht sich nach Rang zwei am Donnersberg und nun dem Sieg in der Sickingen-Stadt in einer vorzüglichen Ausgangsposition beim Pfälzer Berglauf-Pokal nach nunmehr zwei Wertungsläufen. „Jonas ist nach seinem Sieg am Donnersberg gerade einmal drei Punkte vor mir. Ich werde mir den Pokal natürlich offenlassen. Jetzt geht es allerdings erst einmal in Richtung Bahn und Straße!“ Dazu geht er mit seinem Trainer und den Läufer aus Mainz und Alzey ins Trainingslager nahe Rimini.
Hinter Tim Könnel sorgte Alexander Barnsteiner bei seinem Heilspiel für einen letztlich doch zu erwartenden Erfolg für die ausrichtende LLG Landstuhl. Der Spagat zwischen Organisation und Laufambitionen klappte vorzüglich, schließlich gewann er zudem in 26:56 zudem auch die Mastersklasse M40. Der eigentliche Trailspezialist Max Kirschbaum holte sich Rang drei vor zwei jungen Gipfelstürmer vom TV Bad Bergzabern, den Brüdern Johannes (20) und Philipp (26) Ullrich. Mit Marco Steiner folgte als Sechster dann bereits der nächste Mastersläufer, für den M45-Läufer der LG Ohmbachsee wurden 28:53 notiert. Die weiteren Verfolger kamen dann in dichter Folge ein. Philipp Adam zeigte sich auf Platz sieben als stärkster Läufer der mit einem stattlichen Aufgebot anreisenden Landau Running Company. Eine Punktlandung unter die „top 10“ schaffte mit Wolfgang Seibel ein Trailpionier der Pfalz mit 30:08 und dem Sieg in der M55-Kategorie.
Wie Jonas Lehmann, der sich konzentriert auf sein Marathondebüt beim Marathon Deutsche Weinstraße vorbereitet, fehlte mit Simone Raatz auch die Siegerin des ersten Wertungslaufs am Donnersberg mit Startpunkt Steinbach. Nach ihrem Gewinn der deutschen W40-Crossmeisterschaft musste die Darmstädterin wegen einer Erkältung einige Tage pausieren und wird nun am kommenden Samstag beim Rockie-Mountain-Lauf in Rockenhausen wieder an der Startlinie stehen. Für Jessica Kammerer sollte der Start in ihrer Heimatregion zum besonderen Ereignis werden. „Hier habe ich vor zehn Jahren meine läuferische Karriere gestartet – und freue mich natürlich, dass ich ausgerechnet jetzt als Siegerin einlaufen konnte“, freute sich die 39jährige Erzieherin, die sich mit langen Läufen auch über die Burg Nanstein auf ihren Marathonstart an der Deutschen Weinstraße vorbereitet. Mit 31:21 Minuten lief sie nicht wesentlich langsamer als Melanie Noll als Vorjahressiegerin, wenngleich deren Kursrekord aus dem Jahr 2015 mit 28:33 doch eine Ecke entfernt liegt.
Für Jessica Kammerer, die aus der nahe liegenden Gemeinde Hütschenhausen stammt, ist das Terrain stets Bestandteil ihrer Trainingsläufe, auch wenn sie wegen einer Bänderdehnung in den vergangenen beiden Wochen kürzer treten musste. „Natürlich konnte ich es beim Bergablaufen nicht so rollen lassen. Aber das Wichtigste: Mir geht es bestens – und nichts tut mir nach dieser Belastung weh!“ Getreu dem Motto „Laufen und Spaß haben“ sah man Jessica auch freudestrahlend den doch selektiven Anstieg zur Burg Nanstein hinauflaufen. Schließ lässt sich ein zehnjähriges Lauf- Jubiläum selten so erfolgreich abschließen. Vierzig Sekunden hinter Jessica Kammerer folgte mit Anna Clipet eine der heißen Anwärterinnen auf einen Podestplatz der Berglauf-Pokal-Gesamtwertung. Das Podium bei der 21. Nanstein- Berglauf-Auflage sicherte sich Verena Becker in 33:29, gefolgt von der W40-Siegerin Marion Raab (34:14) und W45- Siegerin Katja Bambach (34:30).
Bereits in der kommenden Woche trifft sich die Pfälzer Laufgemeinde beim dritten Wertungslauf in Rockenhausen, wenn Stefan Hinze und sein Team „von der anderen Seite aus“ den Donnersberg erklimmen, mit 13 km und 560 Höhenmetern sind freilich hier eher die Langstrecken-Spezialisten gefordert.