Jubiläum mit April-Winterwetter und überzeugenden Siegerleistungen
Die Meteorologen wussten es anhand ihrer Wetterkarten, die Jubiläumsläufer beim 30. SÜWAG-Energie- Feldberglauflauf freuten sich über die unverhofft tief verschneite Landschaft in der oberen Hälfte der 9,7 km langen Strecke mit 585 Höhenmetern zum Feldberg-Plateau und die top Laufbedingungen. Das April- Winterwetter mit einem knappen Temperaturplus und herrlichem Sonnenschein zur Startzeit um 10.00 Uhr ließ für die Landschaftsläufer am zweithöchsten hessischen Berg vor den Toren Frankfurts praktisch keine (Lauf- )Wünsche offen, denn der Neuschnee sparte die Laufstrecke bis auf den eher rustikalen Schlußpart aus, sodass allenfalls die Kleiderfrage so manchen Läufer vor ein kleines Problem stellte.
245 LäuferInnen traten dann bei herrlichem Sonnenschein (aber frischem Wind) direkt vor der FIS Primary School zum Start an, in der ersten Reihe bereits mit den beiden Eschborner Trainingskollegen Christian Oppel und Sammy Schu und dem belgischen Bergspezialisten Thijs Oosterlinck die vermeindlich schnellsten Läufer. Dahinter liefen dann auch mit Sarah Kistner, Clara Costadura und Petra Wassiluk die Favoritinnen der Frauen durch den Torbogen. Mittendrin aber auch einige Oldies wie der frühere deutsche Marathonmeister Michael Spöttel aus Verden, das einstige Langstreckenass Ralf Bossert vom TV Rennerod oder der einstmals schnelle Mittelstreckler Oliver Schöppl vom ASC Darmstadt, die sich einfach einmal gerne wieder an die Startlinie stellen wollten.
An der finalen, eher rustikalen Steigung vor dem Zieleinlauf auf dem Feldberg-Plateau tauchte alleine in Front mit Christian Oppel ein Läufer auf, der hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt ist. Ist auch kein Wunder, denn der eigentliche Coburger arbeitet seit August vergangenen Jahres erst bei einer international agierenden IT-Firma in Eschborn – und ist von Zuhause aus eher im Gelände anzutreffen. Während seines US-Aufenthaltes war er zumeist im Cross anzutreffen, schnupperte aber auch Berglaufluft wie bereits am deutschen Klassiker, dem Hochfelln-Berglauf im Chiemgau.
„Wir trainieren öfters im Taunus“, gestand Christian Oppel und nannte dann sogleich seine bergaffinen Kollegen Steffen Uebel und Sammy Schu, der es 2013 in Bergen zur deutschen U23-Meisterschaft im Trikot des LFT Marpingen brachte. „Deshalb ist mir auch der Feldberg nicht unbekannt“, schmunzelte Christian Oppel, der sich künftig wieder stärker dem Berglauf zuwenden möchte. Schließlich hat er auch mit dem Altkönig ein profilstarkes Terrain vor der Haustür….
Mit 39:47 lief Christian Oppel die bislang zweitschnellste Zeit am Feldberg, lediglich getoppt durch den Raketenlauf von Florian Neuschwander, der im Vorjahr auf 38:55 Minuten kam. Selbst 2017-Sieger Aaron Bienenfeld war bei seinem Sieg mit 40:31 nicht so flott unterwegs wie nun gerade Christian Oppel.
Seinen Trainingskollegen Sammy Schu brachte er sogleich mit zum Feldberg. Der Saarländer ist freilich in der Ausdauerszene kein Unbekannter, schließlich ist er im Sommerbiathlon, Duathlon und Triathlon und als Langstreckler ständig erfolgreich unterwegs, am Feldberg ließ er seine Fähigkeiten einmal mehr am Berg mit 40:53 als Gesamtzweiter aufblitzen.
Vierzig Sekunden dahinter komplettierte Thijs Oosterlink als Dritter das Podium. Der Belgier ist, in Ermangelung geeigneter Berge zuhause, ständig unterwegs im nahen Ausland wie nun in Deutschland oder im Elsaß. „Die Schwarzwälder Veranstaltungen haben wir schon im Visier“, freute sich Thijs auf die nun anlaufende Berglaufsaison. Dann sicherlich auch wieder mit seinem Bruder Ward, dem aktuellen belgischen Meister, der etwas enttäuscht bei der Siegerehrung zuschauen musste. Seit 2015 übrigens sind die Brüder in Sachen Berglauf international bei Europa- und Weltmeisterschaften unterwegs. „Zermatt ist das große Ziel“, gestehen beide etwas zögernd, denn dort finden Anfang Juli die Berglauf-Europameisterschaften statt.
Zermatt könnte aber auch für Sarah Kistner ein nahes Ziel sein. Die Kronbergerin, nach ihrem U20-Berglauf- WM-Titel zumeist wegen Achillessehnenbeschwerden und einer Fersenoperation außer Gefecht, hat sich durch intensives Radtraining (und wenigen Laufeinheiten) wieder in eine beachtliche Form gebracht. 44:28 Minuten sind der aktuelle Beleg für eine exzellente Kraftausdauer-Verfassung zum Ende des Wintertrainings – und der überlegene Sieg am Feldberg. Zum Vergleich: Im Vorjahr lief die U20-Europameisterin Lisa Oed 44:26 Minuten, die Streckenbestzeit hält übrigens seit 2014 mit Kerstin Bertsch und 44:18 eine ebenso exzellente Bergläuferin.
„Ich bin heute absolut ohne jeglichen Druck und vor allem schmerzfrei gelaufen. Hatte aber immer etwas Angst, wenn ich etwas mehr beschleunigen würde, dass…“. Der Rest des Satzes blieb unausgesprochen, die 21jährige Mathematikstudentin hat gerade eine intensive Klausurenkampagne hinter sich und freut sich auf ein „normales“ Semester und auf weitere gute Trainingsleistungen. „Ich werde mir sicherlich einige Bergläufe aussuchen, aber möchte mir aber auch weiterhin keinen Druck machen. Dazu habe ich schon so viel hinter mir…!“ Das klingt sicherlich schon wieder optimistisch, zumal die gerade gestartete Physiotherapie die Dysbalancen im Rückenbereich ausgleichen helfen und zum besseren Laufgefühl führen dürften. „Ich bleibe aber dabei, 50 % Rad- und 50 % Lauftraining!“
Hinter Sarah klaffte eine Lücke von über vier Minuten, dann erreichte Clara Costadura im Trikot von Spiridon Frankfurt nach 48:46 Minuten das Ziel. Das hat heute für mich gepasst, ich konnte mir die Kräfte richtig einteilen!“ Dies war freilich auch notwendig, denn die gebürtige Italienerin mit Ambitionen für internationale Aufgaben kam erst am Vortag vom Trainingslager aus Andalusien zurück. „Mein Trainer Kurt Stenzel hat mir aber für den Start grünes Licht gegeben…!“ fügte sie sogleich an.
Eine Woche nach ihrem 25 km-Sieg in Seligenstadt ging Petra Wassiluk erneut an den Start, zumal sie am Feldberg schon einige starke Rennen abliefern konnte. Aber auch deshalb, um einige aus ihrer Trainingsgruppe im Wettkampf zu sehen. So wie Franziska Baißt, das junge Talent der SKG Bad Homburg. „Im steilen Anstieg habe ich schon meine Beine gespürt“, gestand Petra im Ziel, die als Gesamtdritte mit 49:28 natürlich die W50 sicher für sich entscheiden konnte. Und vor allem ein Auge auf die direkt hinter ihr folgende Franziska warf, die eine Minute dahinter auf Rang vier lief. „Am kommenden Wochenende laufe ich nochmals 25 km….“, so der unmittelbare Plan für Petra Wassiluk, die übrigens im Herbst in Berlin und Frankfurt an der Marthonlinie stehen möchte, in Frankfurt vor allem deshalb, weil sie just an diesem Tag ihren fünfzigsten Geburtstag feiert.
Auf Unverständnis stieß übrigens die Terminkollision mit dem Weiltal-Marathon im nur wenige Kilometer entfernten Schmitten. „Wir nehmen uns eher weniger die Teilnehmer weg, vielmehr aber die öffentliche Wahrnehmung“, so war im Organisationsteam zu hören. Mit knapp 250 Läufern im Ziel schrammte der Feldberglauf an einer starken Bilanz zwar vorbei, die Wertschätzung jedenfalls ist den Machern der TSG Oberursel aber gewiss. Denn einmal mehr klappte alles wie am Schnürchen, noch ehe der erste Shuttle die Läufer vom Feldberg zurück zur Primary School brachte, hingen die finalen Resultate schon im Aushang. Und die letzten Vorbereitungen für die rasch folgende Siegerehrung war in vollem Gange ….