Faszinierender Erlebnislauf in einer einzigartigen Landschaftskulisse

transviamala run & walk von Thusis nach Donat – 1300 Anmeldungen und ein neuer Streckenrekord durch Christian Mathys – Über Lumbazis, Pizokel und Fazalets

Der transviamala run & walk ist gewiss zuvorderst ein Wettbewerb, aber in jeder Hinsicht ein besonderer Lauf. Ein Lauf mit hohem Erlebniswert in einer besonderen Naturlandschaft. Hier die sagenumwobene Viamala mit tosenden Wasserurgewalten, uralten Säumerpfaden, stufenreichen Auf- und Abstiegen und teilweise Schwindel erregende Brücken, dort das sich gegen Süden hin öffnende Val Schons mit sattem Wiesengrün, herrlicher Herbstfärbungen und den schneebedeckten Berggipfeln – die 19 km lange Laufstrecke ist eine Begegnung mit der Natur. Zur elften Auflage mit ausgesprochenem Bilderbuchwetter.

Vorweg gestellt sei ein Zitat, das Thomas Häusermann, der neue OK-Chef des transviamala run & walk, angelehnt an den Schweizer Wasserbotschafter und Extremsportler Ernst Bromeis in seiner Begrüßung an die 1300 LäuferInnen zur elften Auflage des außergewöhnlichen Lauferlebnisses zwischen Thusis und Donat im Val Schons gerichtet hat: „Ein Tropfen auf den heißen Stein mang den Stein nicht kühlen – ein Tropfen allein mag die Schlucht nicht gestalten – ein Tropfen allein mag den See nicht füllen. Viele Tropfen zusammen mögen vielleicht Wunder bewirken“. Wie selten bestimmt Wasser nämlich den Erlebniswert eines Laufes, denn das Kernstück des transviamala ist die Viamala-Schlucht, die vom Wasser des Hinterrheins über Jahrtausende hinweg zu einer einzigartigen Kulisse mit Felswänden bis zu einer Höhe von 300 Metern gestaltet wurde.

Das Starterfeld beim eigentlichen Transviamala ist mit 1000 Anmeldungen limitiert und betrifft dabei sowohl den 19 km langen Transviamala-Run von Thusis über Zillis und Andeer nach Donat als auch den 11,5 km langen Transviamala curta, der in Zillis direkt zum Ziel nach Donat führt. Insgesamt sind dabei 750 Höhenmeter und 589 Steinstufen zu bewältigen, mit vielen Wurzeln gespickte Singletrails gehören dabei ebenso zur Landschaft wie auch Passagen auf Wirtschaftswegen und Asphaltstraßen. Attraktiv und begehrt sind die Läufe für den Nachwuchs, insbesondere der Cursa da lumbazis, einem Kind gerechten Hindernislauf über 200 bzw. 400 Metern am Schulhaus in Donat. Dabei waren sicherlich die meisten Eltern ähnlich nervös wie die Lumbazis-Kids, die mit Feuereifer auf einem attraktiven, mit Hindernissen aus Strohballen gespickten Parcours ihre Ausdauer und Geschicklichkeit in Vor- und Finalläufen austesteten.

Auch wenn immer wieder die Organisatoren um den nach zehn Jahren ins „Helferglied“ zurückgetretenen OK- Präsidenten Steafan Michael und dessen Nachfolger Thomas Häusermann betonen, dass der transviamala run kein Ereignis für Spitzenläufer ist, sind die Ranglisten durchaus auch immer wieder gespickt mit klangvollen Namen der Schweizer Ausdauerszene, gleichgültig ob diese vorrangig aus dem Berglauf- oder dem Skilanglauflager kommen. So gewann die inzwischen vierfache Swissalpine-Siegerin Jasmin Nunige schon dreimal den 19 km langen Lauf, im Vorjahr mit der bislang gültigen Rekordmarke von 1:27:15 Stunden. Bei den Männern lief Skilangläufer Gian-Andrea Bundi bei seinem Sieg 2003 mit 1:17:19 Stunden die Höchstmarke – ehe heuer der Schweizer Berglaufmeister (2011) Christian Mathys mit 1:14:02 Stunden ein neues Maß setzen konnte, bei allerdings wegen akutem Steinschlag am „Verlorenen Loch“ leicht modifizierten, um 300 Metern verkürzten Strecke.

Während Jasmin Nunige nach drei Erfolgen in Serie und einer langen Berglauf-Saison, die sie vor zwei Wochen als souveräne Siegerin bei der Tour de Tirol abschließen konnte, in der Toskana zur Regeneration weilte, rückte die im Tiroler Kaisergebirge als Zweite hinter der Davoserin eingelaufene Kathrin Götz als Trainsviamala-Siegerin 2012 ins Blickfeld. „Genussvoll“ spulte die frühere Ironman-Triathletin die 19 km lange Strecke im teilweise recht anspruchsvollen Gelände in souveräner Manier herunter. Bei einer Siegerzeit von 1:31:07 Stunden hatte sie zwei Minuten Vorsprung auf Jessica Burkhart und eine weitere Minute auf Virginia Post. „Ich mag diese Art von Strecken!“ gestand die Bernerin, die praktisch als „Nachrückerin“ noch kurzfristig dank Facebook einen Startplatz ergattert hatte. „Ich habe mich von der Tour de Tirol bestens erholt und konnte diesen Lauf aus dem Training heraus wirklich genießen!“

Trotz des wegen der geringfügig veränderten Streckenführung nur irregulärem Vergleichs mit dem bisherigen Streckenbesten Gion-Andrea Bundi wurde Christian Mathys für seine herausragende Leistung mit dem Transviamala-Marancign ausgezeichnet, einem Stein mit einem aus Silber und Palladium handgeschmiedeten Plättchen mit der Viamala-Schucht als Abbild. „Die Strecke ist traumhaft“ gestand der aus Kloten bei Zürich stammende WM- und EM-Starter. Er hatte offensichtlich derart viel Spaß an diesem herrlichen Spätsommertag, dass er die gewiss nicht schwache Konkurrenz gleich um mehr als fünf (!) Minuten distanzierte. Rang zwei holte sich Ivan Schwarz vor dem Liechtensteiner Arnold Aemisegger und dem zweifachen Sieger Ulisses Joos, der schon 6:30 im Ziel zurück lag.

Bestens besucht war gewiss die einladende Festwirtschaft auf dem Schulhof unweit des Zieleinlaufes. Neben leckerem Kuchen gab es „natürlich“ die regionalen Gerichte wie Pizokel (mit Käse überbackene Spinatspätzli) und Giabusada, ein Weißkohleintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln und Speck.  Die Liebe zum Außergewöhnlichen ist beim transviamala run & walk überall zu spüren. So hatten die Organisatoren für alle Teilnehmer ein Viamala-Fazalet, ein Säumer-Säckli mit einheimischen Produkten, parat.

Weit angereist war eine dreißigköpfige Gruppe von Läufern und Walkern des LLC Marathon Regensburg mit ihrem früheren Vorsitzenden Rainer Welz. „Wir sind mindestens mit einer großen Gruppe einmal im Jahr unterwegs, viele von uns auch mehrmals. So wie im Frühjahr am Rennsteig….!“ Und genießen dieses Transviamala-Erlebnis wie viele andere. „Das ist der schönste Lauf, den ich jemals mitgemacht habe“, freute sich Bettina Schuler. Bei ihr jedenfalls dürfte die reale Wahrnehmung vielleicht etwas verschoben sein, denn die 23jährige OP-Schwester aus Lachen hatte gerade die Kurzvariante transviamala curta über 11 km in etwas mehr als einer Stunde gewonnen. Gewiss ist ihr der Sieg ebenso gegönnt wie Jan-Nino Menn aus dem nahen Splügen.

Und völlig entspannt brachte es Steafan Michael gegen Ende dieser begeisternden Veranstaltung im Val Schons auf den Punkt: „So schön war es noch nie!“ Und mit dieser Einschätzung dürfte der langjährige OK-Chef keineswegs alleine geblieben sein.