Vergeblicher Versuch des Berglauf-Weltverbandes WMRA, mit türkischen Geldgebern eine international beachtete Grand-Prix-Serie zu installieren – Deutsche Läufer fehlen im GP-Endklassement
Kein Glück haben die Macher des Berglauf-Weltverbandes (WMRA) mit der Installierung einer attraktiven Berglauf-Grand-Prix-Serie. Aus den ursprünglichen „Big 5“ (Schlickeralmlauf in Telfes/ Österreich, Matterhornlauf in Zermatt/ Schweiz, Memorial Partigiani Stellina Susa/ Italien, Dreizinnen-Berglauf in Sexten/ Italien) war letztlich keiner mehr bereit, die Irrungen und Wirrungen des Weltverbandes in den Neunzigern mehr mitzutragen. Die Folge mit unterschiedlichen Austragungsmodalitäten war ein Attraktivitätsverlust, den zuletzt türkische Geldgeber mit einem aufgestockten Etat und dem Finale in Bursa (23. September) zu kompensieren versuchten. Und dieser Ansatz ging kläglich daneben, denn 2012 mussten die Türken wenige Tage vor dem für Anfang Oktober angesetzten Rennen im Skigebiet Uludag unweit der Millionenstadt Bursa absagen.
Geblieben ist 2012 letztlich eine „amputierte“ Serie mit vier Wertungsläufen mit dem Montée du Grand-Ballon in Willer-sur-Thur (Frankreich), dem Harakiri-Berglauf in Mayrhofen (Österreich), den beiden slowenischen Veranstaltungen Grintovec Race in Kamnik und dem Smarna Gora Race in Ljubljana sowie den Weltmeisterschaften in Ponte di Legno. Dabei ist anzumerken, dass die 33. Auflage des Smarna Gora Race erst nach dem Ausfall von Bursa kurzfristig dank der Bemühungen des WMRA-Direktors Tomo Sarf wieder in die GP- Serie aufgenommen wurde.
WMRA investiert 18.000 Euro in einen wenig attraktiven Grand-Prix
Die letztlich gewerteten 16 Frauen und 17 Männer sind allerdings keineswegs ein Spiegelbild der inzwischen international anerkannten Berglaufszene, sondern werden, da bereits zwei Ergebnisse ausreichten, um in die Gesamtwertung einzuziehen, von einer erstaunlich hohen Anzahl von slowenischen Läufern „aufgefüllt“. Durchaus ein nachhaltiger Beleg, dass ein Berglauf-Circuit in dieser Form wenig attraktiv ist, sei er auch finanziell durchaus gut ausgestattet. Vielmehr sind es wenig interessante Bergläufe, die nicht zur ersten Reihe der international renommierten Veranstaltungen zählen. Mit einer Ausnahme vielleicht: Dem im Zillertal mit kürzester Anlaufzeit zu einem hochkarätig besetzten Berglauf-Spektakel entwickelten Harakiri-Berglauf.
So sind unter 16 gelisteten Frauen gleich acht slowenische Läuferinnen platziert, bei den Männern sind sechs Slowenen unter den 17 gelisteten Athleten. Die Top-Positionen jedenfalls sind von namhaften Athleten besetzt, die diesen mit 18.000 Euro dotierten Grand-Prix als willkommene Einnahmequelle zu nutzen wussten. Insgesamt gab es für die Plätze 1 – 15 bei den Männern bzw. 1 – 10 bei den Frauen Prämien.
Europameister Ahmet Arslan nach eher schwacher Saison nur Vierter
Bei den Männern gewann mit Azerya Teklay der eriträische Vize-Weltmeister von Ponte di Legno. Der Eriträer punktete nicht nur bei der WM, sondern gewann die beiden Wertungsläufe in Kamnik und Mayrhofen und wurde beim Grand-Prix-Finale außerdem Zweiter. Mit 404 Punkten lag er dabei klar vor dem Sieger des GP-Finales, dem Italiener Alex Baldacchini (327) und kassierte für den Gesamtsieg 1.500 Euro. Eine enttäuschende Saison schloss der letztjährige Grand-Prix-Erste Ahmet Arslan (Türkei) als Vierter mit 233 Punkten hinter dem Italiener Gabriele Abate (305) ab. Deutsche Läufer sind im Endklassement des WMRA-Grand-Prix 2012 nicht zu finden. Dies gilt freilich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen.
Nur Sabine Reiner bei den Frauen platziert
Auch bei den Frauen ist die Vize-Weltmeisterin in der Endauswertung die Nummer eins. Mit 357 Punkten gewann Valentina Belotti (Italien) den Grand-Prix, die alleine zum Auftakt am Grand Ballon mit einem Tagessieg die maximale Punktzahl kassieren konnte. Die Tschechin Iva Milesova, rangiert mit dem Tagessieg in Kamnik und final 282 Punkten auf Platz zwei, gefolgt von Mateja Kosovelj (Slowenien), die im Finale in Lubljana vor der Langdistanz-Weltmeisterin Stevie Kremer und Valentina Belotti Tagesbeste war. Mit 178 Punkten liegt Sabine Reiner (Österreich), die Siegerin von Mayrhofen, Vize-Weltmeisterin der Langdistanz (Marathon) und WM-Fünfte der Normaldistanz auf Position fünf – und ist die einzige aus den Traditions-Berglaufnationen der deutschsprachigen Alpenländer gelistet. Bei den Männern ist dies Simon Lechleitner (Österreich) auf Position 13. Nicht in die Wertung kamen mit Andrea Mayr (Österreich) und Petro Mamo (Eritrea) die beiden Weltmeister von Ponte di Legno, da sie kein einziges Grand-Prix-Rennen außer der WM bestritten hatten. Ebenfalls fehlt im Endklassement die Grand-Prix-Gewinnerin des Vorjahres, die Slowenin Lucija Krkoc.