Wolfgang Münzel tritt als deutscher Berglauf-Chef zurück

Der langjährige DLV-Funktionär sieht kaum Chancen für Reformen und prangert mangelnde Nachwuchsarbeit im Deutschen Leichtathletik-Verband an – Gesundheitliche Probleme ein weiterer Grund für den Rücktritt auf nationaler Ebene

Der Rücktritt kam überraschend, aber letztlich war dieser durchaus schon erwartet worden. 24 Jahre lang leitete Wolfgang Münzel die Berglauf-Geschicke im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), in diesen Tagen ist er von dieser Funktion zurückgetreten. „Die Gründe für meinen Rücktritt sind vielschichtig, haben allerdings auch mit meiner angegriffenen Gesundheit zu tun“, erläuterte der frühere Weltklasse-Bergläufer Wolfgang Münzel seinen Rückzug von der nationalen Ebene. Beim Berglauf-Weltverband WMRA wird Münzel hingegen weiterhin als WMRA-Director of Organisation in leitender Funktion tätig sein.

In seiner Amtszeit als ehrenamtlich tätiger Berglauf-Verantwortlicher konnte die deutsche Nationalmannschaft unter seiner Führung zahlreiche Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften verbuchen. Obenan stehen natürlich der Junioren-Weltmeistertitel von Ulrich Steidl (1991), der Langdistanz-WM-Titel von Helmut Schiessl (2005) sowie der Junioren-Europameisterschaftstitel von Melanie Albrecht (2013) sowie die weiteren Medaillengewinne durch Julia Lettl (WM-Zweite 2013), Birgit Sonntag (WM-Zweite 2000), Helmut Schiessl (EM-Zweiter 2005), Toni Palzer (Junioren-EM-Zweiter 2012), Guido Dold (WM-Dritter 1998), Johanna Baumgartner (EM-Dritte 1998) und Lisa Reisinger (Junioren-WM-Dritte 2002) und weitere Mannschaftsmedaillen.

„Was mich besonders enttäuscht, das ist die Tatsache, dass neben der nicht ausreichenden finanziellen Unterstützung innerhalb der Verbandsstrukturen im Prinzip keine langfristig angelegte Nachwuchsarbeit durchgeführt werden konnte. Die Erfolge von zuletzt Julia Lettl, Melanie Albrecht und Toni Palzer sind Zufallsprodukte, denn alleine das familiäre Umfeld waren die Garanten für die Medaillengewinne!“ Zudem seien Reformansätze für Meisterschaften und moderne Wettkampfformen seiner Auffassung nach versandet, weil weder vom DLV noch von Veranstalterseite aus offensichtliches Interesse an Veränderungen bestand. Der frühere WM- Dritte verhehlt allerdings auch nicht, dass permanente Kritik an seiner Arbeit und seiner Person den Schritt zum Aufhören auf nationaler Ebene beschleunigt hat.

„Andere Sportarten zeigen uns, dass selbst in klassischen Sportarten Veränderungen möglich sind. In der Leichtathletik werden die Zeichen der Zeit nicht oder sehr spät erkannt! Ich habe die Befürchtung, dass uns Trendsportarten in der öffentlichen Wahrnehmung komplett den Rang ablaufen und vermeindliche Talente abdriften und dem Berglauf damit gänzlich verloren gehen!“