WMRA-Berglauf-Weltmeisterschaften in Sapareva Banya (Bulgarien)

Sarah Kistner läuft zum Weltmeistertitel

19jähriges Kronberger Lauftalent krönt ihre bisherige Laufbahn nach dem EM-Titel nun auch mit WM- Gold – Gute Bilanz der deutschen Bergläufer: U20-Girls auf dem Silberrang, Männer überraschen als Vierter

Sarah Kistner und Michaela Stánská sind unbestritten die weltbesten Nachwuchs-Bergläuferin – und gehen sich, entsprechend nach ihrer Berglauf-Philosophie, in schöner Regelmäßigkeit auch gerne einmal aus dem Weg. Während Sarah Bergauf-bergab-Rennen vermeidet und alle internationalen Meisterschaften auf reinen Bergauf- Strecken bestreitet, sucht die Tschechin in der Abstinenz ihrer deutschen Konkurrentin auf den Bergauf-bergab- Titelkämpfen ihre Chance. Und beide haben Erfolg damit. Bei den 32. Berglauf-Weltmeisterschaften auf einem Bergauf-Parcours im bulgarischen Sapareva Banya trafen nun beide wieder aufeinander. Sarah Kistner setzte sich dabei auf der 3,5 km langen Strecke mit einer Höhendifferenz von 500 m in 22:48 Minuten und 43 (!) Sekunden Vorsprung vor Michaela Stránská durch, vor wenigen Wochen hatte jene die bergauf-bergabführenden Europameisterschaften im italienischen Arco hingegen für sich entscheiden können.

Für die 19jährige aus dem hessischen Taunus ist damit ein Traum Realität geworden, nachdem sie vor zwei Jahren bei den (bergaufführenden) Weltmeisterschaften in Casette di Massa hinter Stella Chesang (Uganda) und vor Michaela Stánská Silber und im Vorjahr auf den bergaufführenden Europameisterschaften auf der portugiesischen Blumeninsel Madeira den Titel vor eben Michaela gewonnen hatte. Das Geheimnis ihres Erfolges? Unter den Fittichen ihres Trainers Martin-Lütge-Varney hat sie sich neben ihrer Vorliebe für das Berglaufen auch zu einer der besten Langstrecklerinnen auf der Bahn, im Cross und der Straße entwickelt – und zuletzt auch den GRR-Nachwuchs-Cup 2015 mit überragenden 33:48 Minuten über 10 km gewonnen.

Die erfolgreiche Titelverteidigung gelang den deutschen U20-Läuferinnen auf der Bergaufdistanz jedoch leider nicht, denn im Verbund mit der stark laufenden Nada Balcarczyk (6./ 24:34) und Neuling Lisa Oed (18./ 25:34) reichte es mit 25 Punkten gegen die Tschechinnen (19) nur zu Silber.

Überhaupt zeigten sich die deutschen Starter im bulgarischen Mittelgebirge, eine Autostunde von Sofia entfernt, in bemerkenswerter Form. So schafften die Männer mit Toni Lautenbacher (16.), Jonas Lehmann (19.), Andreas Seewald (21.) und Maximilian Zeus (27.) mit 83 Punkten einen unerwarteten vierten Rang hinter USA (32), italien (33) und Mexiko (69), profitierten dabei sicherlich von der Disqualifikation eines ugandischen Läufers, sodass der Titelverteidiger aus dem Rennen um die Medaillen zwangsläufig ausgeschieden war. Auch die nach der Absage der deutschen Berglauf-Meisterin Michelle Maier (die nahezu parallel hinter der Berglauf-Europameisterin Martina Strähl sensationelle Zweite beim Jungfrau-Marathon geworden war) verbliebenen beiden deutschen Läuferinnen Melanie Noll (17.) und Nadia Dietz (35.) schlugen sich achtbar. Dies gilt sicherlich auch für den U20-Junior Stefan Knopf, der auf der 7,3 km langen Nachwuchsdistanz als 14. Gefallen konnte, die DLV-mannschaft wurde hingegen nur Achte.

Die in Gmunden als Ärztin praktizierende Andrea Mayr holte sich nur wenige Wochen nach ihrem Marathonstart bei den Olympischen Spielen in Sapareva Banya in einer schier unglaublichen Zuverlässigkeit den sechsten Weltmeistertitel im Berglauf. Mit 39:04 Minuten ließ Andrea Mayr zu keiner Phase des Rennens einen Zweifel daran, wer die weltbeste Bergläuferin ist. Die frühere Weltmeisterin Valentina Belotti wurde Zweite mit einem Rückstand von über eineinhalb Minuten, gefolgt von der Französin Christel Devalle. Mit 17 Punkten wurde der Mannschaftswettbewerb einmal mehr eine Beute der italienischen Frauen, Tschechien (32), USA (36) und Groß- Britannien (37) folgten dahinter mit deutlichem Abstand.

Während Uganda mit einem Dreifach-Erfolg das Rennen der Junioren dominierte, scheiterten die Männer an ihrer eigenen Ungeschicktheit, denn der als Erster nach 12,3 km und einer Höhendifferenz von 1468 m über die Ziellinie laufende Robert Chimonges wurde gemäß Regel 144, 3a wegen unerlaubter Pacemakerdienste eines nicht im Rennen befindlichen Läufers disqualifiziert. So kam der US-Amerikaner Joseph Gray, der lange Zeit das Rennen beherrschte, zum verdienten Sieg in 1:02:13 vor dem Mexikaner Israel Morales (1:03:51) und dem wieder erstarkten Türken Ahmet Arslan (1:04:48). Was sich schon in einer enormen Leistungspalette in Rio angedeutet hatte, das setzten die US-Bergläufer auch auf einem anderen Terrain eindrucksvoll um: USA gewann die Teamwertung mit einem hauchdünnen Ein-Punkte-Vorsprung vor Italien, das zwar mit Bernard Dematteis (6.), Martin Dematteis (8.), Alex Baldaccini (9.) und Xavier Chevrier (10.) mit gleich vier Athleten unter den Top ten vertreten war, aber letztlich doch das Nachsehen hatte.

Die 33. Berglauf-Weltmeisterschaften finden am 30. Juli im italienischen Premana (Lecco) auf einem Bergauf- bergab-Parcours statt.