Martina Strähl läuft beim Jungfrau-Marathon Streckenrekord

Die deutsche Berglaufmeisterin Michelle Maier wird überraschend Zweite und wehrt die massive Kritik des DLV mit einem überzeugenden Lauf souverän ab – Der Brite Robbie Simpson gewinnt bei den Männern vor dem majestätischen Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau – Über 4000 Läufer im Ziel auf der Kleinen Scheidegg

Die 29jährige Schweizerin entthronte bei der 24. Auflage des Jungfrau-Marathon, der über 42,195 km und einer Höhendifferenz von 1800 Metern führt und zu den absoluten Highlights der Laufszene zählt, keine Geringere als die sechsfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr, die bei ihrem Sieg 2012 nach 3:20:20 Stunden auf der Kleinen Scheidegg finishte. Die neue Bestmarke steht nun bei 3:19:15 Stunden. Bei den Männern setzte sich nicht ganz unerwartet der Brite Robbie Simpson nach 3:00:11 Stunden durch.

2015 gewann Martina Strähl die Langdistanz-Berglauf-Weltmeisterschaften beim Zermatt-Marathon und unterstrich, dass ihre läuferische Vergangenheit mit zwei Europameistertiteln auf der Berglauf-Normaldistanz und ihrer aktuellen Orientierung zum (flachen) Marathon mit der Teilnahme bei den Europameisterschaften in Zürich eine hervorragende Kombination von beidem ermöglicht. Mit herausragenden Resultaten in diesem Sommer wie mit dem Sieg beim Glacier 3000 in Gstaad sorgte sie bereits für Furore in der Laufszene, das i-Tüpfelchen gelang ihr jedoch nun mit dem überragenden Sieg beim Jungfrau-Marathon. Auf dem Weg von Interlaken zur Kleinen Scheidegg ließ sie keinen Zweifel aufkommen, dass sie nicht zuletzt nach ihrer exzellenten Vorbereitung die Streckenrekordmarke von Andrea Mayr im Visier hat.

Die bei der WM in Zermatt als Vize-Weltmeisterin einlaufende Französin Aline Camboulives hatte nicht die Spur einer Chance gegen die wie entfesselt losstürmende Läuferin aus der Region Solothurn, die auf dem eher flachen Anlauf bis Lauterbrunnen schon weit vor der Konkurrenz lief und dabei nach 35:22 die 10 km-Marke und nach 1:19:58 die Halbmarathonmarke passierte. „Ich freue mich unglaublich über den Sieg und den Streckenrekord, auch wenn ich zugeben musste, dass ich mächtig unter Druck stand. Aber heute hat einfach alles gestimmt!“ gestand Martina Strähl.

Nicht die mitfavorisierte Aline Camboulives, übrigens bereits dreimalige Siegerin beim Jungfrau-Marathon, erreichte dahinter Rang zwei, sondern die zuletzt mit einem großartigen Sieg beim Berglauf-Klassiker Sierre-Zinal auftrumpfende Michelle Maier aus Bad Aibling. Schon nach 25 km hatte sie sich von Rang acht über Rang vier bis auf die zweite Position vorgearbeitet. Mit 3:30:22 Stunden lief sie nicht eine vorzügliche Endzeit, sondern schaffte auch seit zwei Jahrzehnten wiederum eine Topplatzierung für eine deutsche Läuferin.

Diese herausragende Platzierung ist sicherlich die rechte Antwort auf die massive Kritik von Seiten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf ihren Verzicht auf die gleichzeitig im bulgarischen Sapareva Banya stattfindenden Berglauf-Weltmeisterschaften. Neun (!) Minuten nach Michelle Maier erreichte die Französin das Ziel und lag damit sogar noch vor der starken US-Läuferin Meagan Kimmel (3:41:07).  

Der britische Berglauf-WM-Vierte und EM-Zweite Robbie Simpson übernahm nach 25 km im steilen Anstieg von Stechelberg zum Wintersportort Wengen die Führung und baute diese mit einer Endzeit von 3:00:11 Stunden gegenüber dem anfänglich führenden Äthiopier Birhanu Mekonnen auf fünf Minuten aus. Dritter wurde der Schweizer Stefan Wenk, der sich bereits durch einen Sieg beim K42 beim Swissalpine für diese Herausforderung vor dem majestätischen Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau empfahl. Im spannenden Duell verwies er den US- Läufer Eric Blake sowie den mehrfachen Zermatt- und LGT-Marathonsieger Patrick Wieser auf die Plätze. Der Frankfurter Ultraläufer Florian Neuschwander, zuletzt in Deutschland vor allem durch seine beiden Erfolge beim Wings for Life World Run in Darmstadt und München ein Begriff, belegte in diesem Klassefeld Rang acht.

Bei der 24. Auflage des Jungfrau-Marathon erreichten 4080 LäuferInnen das Ziel, darunter 984 Frauen.