So schnell wie keiner – aber kein Streckenrekord

Timo Zeiler wird Opfer eines Missgeschicks – und darf als Entschädigung zu den „Scorpions“ – Herrlicher Frühlingslauf auf den hessischen Feldberg

Seit 1993 steht der Streckenrekord des Frankfurters Jörg Leipner beim Feldberglauf bei 39:35 Minuten. Und dabei bleibt es auch nach der 2011er Auflage, auch wenn der amtierende deutsche Berglaufmeister Timo Zeiler nach bereits 38:10 Minuten über die Ziellinie auf dem mit 880 Metern zweithöchsten hessischen Berg gestürmt war. Der Teufel steckte dabei im Detail, denn anstelle der ausgewiesenen 10,1 km langen Strecke mit 564 Metern betrug die Streckenlänge durch einen Markierungsfehler diesmal nur 9,6 km. So jedenfalls haben GPS-bewaffnete Teilnehmer im Ziel sogleich festgestellt und die Veranstalter der Vereine TSG Oberursel und TV Oberstedten über diesen Fauxpas informiert. „Egal, ob Streckenrekord oder nicht“, so der derzeit stärkste deutsche Bergläufer später, „Hauptsache, es hat Spaß gemacht und der Einsteig in die diesjährige Berglaufsaison ist mir sehr leicht gefallen. Und das nämlich gibt mir Auftrieb für die nun anstehenden harten Trainingswochen“. Der zuvor zwei Jahre für die LG Eintracht Frankfurt gestartete Läufer von der Schwäbischen Alb trägt inzwischen das Trikot der MTG Mannheim und nennt die Europameisterschaften in der türkischen Millionenstadt Bursa Mitte Juli sein Saisonziel. Als kleine Entschädigung erhielt Timo Zeiler Karten für das Scorpions-Konzert im Rahmen des Hessentags in Oberursel. „Ich konnte zwischen denen und Brian Adams wählen und habe mich für die Scorpions entschieden, weil ich da schon immer einmal hingehen wollte!“

Wo sind sie geblieben – die vielen verhinderten Bergläufer?

So entspannt wie Timo Zeiler nahmen auch die anderen Starter des populären Berglaufes im Großraum Frankfurt diesen Fauxpas hin. Schließlich sind Streckenrekorde immer eine relative Momentaufnahme. Unterschiedliche Witterungsverhältnisse und vor allem Waldarbeiten lassen Berglaufstrecken ganz im Gegensatz zu Bahn- oder Straßendistanzen nur indirekt vergleichen. 397 waren es bei der 2011er Auflage, die den Feldberg erstürmen wollten. „Ein krasses Missverhältnis“, so jedenfalls befand Wolfgang Kleemann, Organisator des Feldberglaufes, „denn in den Meldelisten haben wir 484 Anmeldungen verzeichnet. „Vielleicht müssen wir das Online-Meldesystem mit einem Bankeinzug der Meldegebühren koppeln. Möglicherweise führt dies zu mehr Meldedisziplin!“ Am Fuß des hessischen Feldbergs war man vor neun Jahren sogar schon einmal bei 742 Anmeldungen, als zugleich die Landesmeisterschaften ausgetragen wurden. Erklärungen haben die Mannen um Wolfgang Kleemann allerdings keine parat, sieht man einmal von dem dichter werdenden Terminkalender mit Veranstaltungen im Laufbereich sowie im Duathlon und Triathlon ab. Ob allerdings auch der in einer Woche folgende Weiltal-Marathon potentielle Feldberg-Starter abzieht oder eher diese als Generalprobe-Läufer hinzuführt, das sei dahingestellt. „500 Starter wäre schon eine Wunschzahl“, gaben die Verantwortlichen am Rande der Veranstaltung dennoch zu verstehen. Ob Gedankenspiele mit einer gemeinsamen Serie mit dem Wiesbadener Berglauf „Auf die Platte“ und dem Eppsteiner Burglauf zum Tragen kommen ist ebenso offen wie auch die Aufnahme in einen Mainlauf-Cup.

FIS – Heimstatt des Feldberglaufes

Die Frankfurt International School ist seit vielen Jahren die Drehscheibe des Feldberglaufes, schließlich stehen hier direkt am Start ausreichend Parkplätze, Duschen und die Sporthalle für Startnummern-Ausgabe und Siegerehrung zur Verfügung. Die Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln ist zudem vorzüglich, schließlich ist der U-Bahn-Halt Waldlust direkt vor der Haustür. Die im Vorjahr geäußerte Kritik haben sich die Berglauf-Macher gerne zu Herzen genommen und eine überaus angenehme Atmosphäre für die bunte Läuferschar geschaffen – isotonisches Freibier einschließlich.

Berglauf-Luft über dem Rhein-Main-Gebiet

Kaum hatte Wolfgang Kleemann die Läufer auf die Feldbergstrecke geschickt, war das Rennen auch schon zugunsten von Timo Zeiler entschieden. Eine Woche nach Rang zwei beim Halbmarathon im Rahmen des Freiburg-Marathon wollte er „Berglauf-Luft“ schnuppern und lief befreit ohne taktische Zwänge nach Herzenslust, wie er später zugab. Die Strecke führt über zumeist breite Forstwege, auch über Bruchstücke einer römischen Pflasterstraße, und ist abwechslungsreich mit sogar einer leichten Abwärtspassage. Nach dem „Fuchstanz“ folgt die eigentliche Schlüsselstelle zum Großen Feldberg, ein selektiver Anstieg mit Wurzel- und Steinpassagen. Mehr als zweieinhalb Minuten Vorsprung sprechen sicherlich eine deutliche Sprache. Hinter dem Mannheimer gab es allerdings spannende Kämpfe um die nächsten Plätze. Benedikt Heil vom TSV Friedberg-Fauerbach sicherte sich letztlich Rang zwei vor Steffen Denk (TV Hergershausen) und dem Kronberger Stanislav Kubik. Als Fünfter passierte schon mit Guido Simons der M 45-Sieger (SSG Königswinter) das Ziel. Die M 40-Kategorie ging einmal mehr an Ulrich Amborn, der Dauerbrenner der Frankfurter Laufszene im Trikot der LG Offenbach.

Mit Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) stand auch die mehrfache deutsche Junioren-Berglaufmeisterin an der Startlinie, doch die 23jährige winkte schon zuvor ab: „Ich habe gerade meine schriftliche Examensprüfungen hinter mir und möchte einfach nur mitlaufen!“ Und blickte zu ihrer Mutter Annette, die wieder einmal mit einem Lächeln ins Ziel lief und als W 50-Zweite die Ein-Stunden-Marke nur knapp verpasste. Der Sieg jedoch blieb im Verein: Sevim Haaß gewann vier Monate nach der Geburt einer Tochter den Feldberglauf 2011, den sie bereits 2008 schon einmal für sich entschieden hatte. Mit 51:09 Minuten lag sie allerdings nur knapp vor Nora Jägemann (ASC Darmstadt/ 51:23). Dritte wurde die Kelkheimerin Nora Berti (52:30).

Gratulant bei der Siegerehrung war übrigens das Hessentagspaar Nancy und Christian, das die Procedur mit spielerischer Leichtigkeit bewältigten, schließlich warten Ende Mai weitaus stressigere Aufgaben auf das sympathische Paar aus Oberursel.