Geringe Akzeptanz von Berglaufberater Kurt König führt zu ungewöhnlichen Maßnahmen beim DLV – Trailläufer Florian Reichert wird phasenweise die „Amtsgeschäfte“ übernehmen –
Dubiose Installierung einer Berglauf-Kommission
Der deutsche Berglauf ist zum Stiefkind des Laufsports geworden und wird in der Öffentlichkeit derzeit kaum noch wahrgenommen. Auch wenn partielle Erfolge wie der überraschende Erfolg von Lisa Oed als U20-Europameisterin 2017 über die latente Erfolgslosigkeit im internationalen Vergleich hinwegtäuschen, der deutsche Berglauf hat schon bessere Zeiten gesehen. Die deutschen Auswahlmannschaften gehen zumeist schlecht vorbereitet in Welt- und Europameisterschaften, der vom DLV nach dem Ausscheiden des erfolgreich arbeitenden Gespanns Wolfgang Münzel (Erlenbach) und Wilfried Raatz (Darmstadt) zum Berglauf-Berater auf das Schild gehobene Kurt König hat die in ihn gesetzten Erwarten bei weitem nicht erfüllen können.
Der frühere Treppenläufer und Veranstalter des Karwendel-Berglaufes war selten als Ansprechpartner für die Berglaufszene greifbar und selbst bei internationalen Ereignissen wusste er zudem noch durch Abwesenheit zu glänzen, ein zwingend erforderliches Netzwerk mit der Einbindung der Leistungsträger fehlte. Kein Wunder also, dass die deutsche Berglaufszene mehr und mehr an Bedeutung verlor, kontinuierlich und dies ohne Gegenmaßnahmen zurückgehen musste, das lag auf der Hand. Währenddessen zogen andere Landschaftsläufe wie die im Trend liegenden Trails und Ultraläufe mit mehr Marktanteilen am traditionellen Berglauf vorbei. Impulse aus der Fachabteilung Berglauf konnten jedenfalls nicht sichtbar vermeldet werden. Die Beratung durch Veranstalter und Berglauf-Experten war bei König zudem nicht erwünscht.
Dass dies selbst beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) inzwischen aufgefallen ist, mag man derzeit an einer gewissen Betriebsamkeit erkennen. Unter der Federführung des DLV-Vizepräsidenten Matthias Reick (Bremen) und des Vorsitzenden des Bundesausschusses Laufen Harald Rösch (Köln), die übrigens vor drei Jahren den Herauswurf von Wilfried Raatz wegen seiner konstruktiven Kritik zu verantworten hatten, wurde inzwischen mit dem aktiven Langstreckenläufer Florian Reichert (Göttingen) ein Assistent an die Seite des erfolglosen Berglauf-Beraters König zur Seite gestellt. Mag sein, dass dies ein erster Schritt für den Rückzug von Kurt König bedeutet. Zudem wurde nämlich ein Kompetenzteam für den deutschen Berglauf mit dem fünffachen Berglaufmeister Timo Zeiler, dem Bundestrainer Langstrecke weiblich Andreas Michallek und dem Bundestrainer der Skibergsteiger Andreas Biberger installiert und in der Öffentlichkeit vorgestellt, obwohl nicht einmal alle ihre Mitarbeit zugesagt haben.
„Ich habe bislang niemand meine Zusage für eine Mitarbeit gegeben“, so Timo Zeiler. „Vielmehr wurde einen Tag nach einem Anschreiben an mich bereits seitens des DLV Vollzug gemeldet. Ich bin seinerzeit als Aktivensprecher zurückgetreten, weil ich mangelndes Demokratieverständnis beim DLV und die nicht abgestimmte Einsetzung von Kurt König als Berglauf-Berater angeprangert habe. Scheinbar sind kritische Stimmen beim DLV nicht gewünscht. Deshalb werde in der vorgelegten Konstellation nicht mitarbeiten!“ Inzwischen hat Timo Zeiler („Weil es um den Berglauf geht!“) unter bestimmten Bedingungen seine Mitarbeit angekündigt, nicht ohne massiv Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit des DLV zu üben.
Beim Berglauf-Weltverband WMRA jedenfalls hat man die Fachkompetenz von Timo Zeiler. Der neue WMRA-Präsident Jonathan Wyatt hat den bestens vernetzten Läufer von der Schwäbischen Alb zusammen mit Sarah Kistner, der U20- Berglaufweltmeisterin 2016, in eine Athletenkommission berufen. Beide haben übrigens dort ihre Mitarbeit zugesichert.