Meisterschaftsmedaillen im Stundentakt

Die Laufszene ist nicht glücklich über die Terminüberschneidung mit Deutschen Berglauf- und Deutschen 10 km-Straßenlaufmeisterschafen am Brocken im Harz und in Bremen am ersten September-Wochenende

Einstmals stand für die Berglaufberater des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) die Gewinnung von Gelände begeisterten Bahn- und Straßenläufern für den gewiss attraktiven Berglauf mit überschaubarer Beteiligung als Möglichkeit, die zunächst kleine Schar von Landschafts- und Berglaufspezialisten zu stärken. Das ist spätestens mit der Terminüberschneidung von Deutschen Berglauf- und Deutschen 10 km-Straßenlaufmeisterschaften (einschließlich der Masterskategorien) am Brocken und in Bremen über Bord geworfen, denn am ersten September-Wochenende werden praktisch im Stundentakt die Meisterschaftsmedaillen vergeben. Und diese unglückliche Terminüberschneidung führt zwangsläufig zu geringeren Teilnehmerzahlen mit einem kuriosen Meldestand, denn sowohl am Samstag in Wernigerode im Harz als auch am Sonntag in Bremen werden exakt 379 Teilnehmer im jeweiligen Melderegister geführt. Was für den Berglauf eine überaus respektable Quote ist, das ist für die im Prinzip attraktive 10 km-Straßendistanz gegenüber den letzten Jahren ein deutlicher Rückschritt. So wurden im Vorjahr in Bad Liebenzell mit über 700 Meldungen fast doppelt so viele Nennungen abgegeben.

Mit Sarah Kistner und Maximilian Zeus sind die beiden Sieger der letztjährigen Berglauf-Titelkämpfe am Großen Arber gemeldet, sollten aber nach den bisherigen Saisonresultaten einen schweren Stand gegen die starke Konkurrenz haben. Gerade genesen von ihrer Sprunggelenksverletzung, die sich bei den bergauf-bergabführenden Europameisterschaften in Skopje zugezogen hatte, meldet nun Domenika Mayer bereits wieder erste Ambitionen auf die Goldmedaille an. Mit Stefanie Doll, der besten deutschen Läuferin bei der WM-Qualifikation in Telfes/ Stubaital, ist die Tochter der Berglauflegende Charly Doll eine durchaus ebenbürtige Konkurrentin. Nach langer Verletzungspause konnte die frühere U20-Weltmeisterin Sarah Kistner bislang noch nicht die rechte Form nachweisen und wird einen schweren Stand auf der 11,7 km langen Strecke mit 890 Höhenmetern zum Brockengipfel haben. Mit Lisa Oed ist allerdings auch die U20- Europameisterin am Start, doch das Reglement sieht für die 18jährige keine Wertung in der Frauenklasse vor, sondern lediglich in der U20-Klasse, sodass die junge Hanauerin keine deutsche Meisterin bei den Aktiven werden kann.

Bei den Männern gilt Benedikt Hoffmann nicht zuletzt nach seinem starken Auftritt beim Schlickeralmlauf in Telfes als erster Titelanwärter, jedoch ist dem jungen Maximilian Zeus, der in dieser Saison vorrangig auf der Bahn und der Straße unterwegs war, ähnlich wie im Vorjahr eine Ãœberraschung zuzutrauen. Marcel Krieghoff, Aaron Bienenfeld, Robert Wimmer und Konstantin Wedel sind die weiteren Kandidaten für die Medaillenränge. 

Im Schatten des Bremer Weserstadions finden nur wenige Stunden nach der Berglauf-Medaillenvergabe in Wernigerode die deutschen 10 km-Meisterschaften statt. Nach seinem Überraschungssieg bei den Halbmarathonmeisterschaften in Hannover ist Karsten Meier auch ein Coup über die 10 km-Distanz zuzutrauen. Mit Tobias Blum, Fabian Clarkson und vor allem Philipp Pflieger, der seine Scharte beim missglückten EM-Start in Berlin sicherlich ausmerzen möchte, stehen allerdings leistungsstarke Konkurrenten parat. Flagge zeigt die LG Telis Finanz Regensburg, die neben Pflieger mit dem leider verletzungsanfälligen 10.000 m-Meister Simon Boch und den EM-Startern Jonas Koller und Florian Orth eine starke Mannschaft ins Rennen schicken wird.

Werden bei der Titelvergabe der Frauen die U23-Läuferinnen Alina Reh, Franziska Reng und Miriam Dattke den Takt vorgeben – oder mit Fate Tola die erfahrene Marathonläuferin am Ende triumphieren? Eines jedenfalls ist sicher, es wird ein überaus spannendes Rennen werden. Nicht zuletzt wird vielleicht die Taktik entscheiden, wenn die als Frontläuferinnen bekannten Alina oder Miriam die Pace machen. Vor allem der EM-Vierten Alina Reh ist nach ihrem großartigen Lauf im Berliner Olympiastadion ein erneuter Coup zuzutrauen. Aus dem schier unerschöpflichen Reservoir kann die LG Telis Finanz Regensburg schöpfen und gilt als Goldfavorit für die Mannschaftswertung, zumal auch die starke Thea Heim gemeldet ist.