Schweizer Patrick Wieser streift Jonathan Wyatts Streckenrekord beim LGT-Marathon im Fürstentum Liechtenstein
Während der Schweizer Patrick Wieser seiner Favoritenrolle beim 12. LGT Alpin Marathon in Liechtenstein mit einer exzellenten Siegerzeit von 2:56:57 Stunden und vierzehn Minuten Vorsprung vollauf gerecht wurde, überrascht der nicht minder klare Erfolg der dreifachen Swiss Alpine Marathonersten Jasmin Nunige gegen die Vorjahressiegerin Simona Staicu mit 3:33:45 Stunden und mit zehn Minuten Vorsprung. Die im Volksmund als „Schafskälte“ bezeichnete Kaltlufteinzug und der zwischenzeitliche Regen konnte nicht nur den Siegern wenig anhaben, denn die starken Finisherzeiten deuten auf nahezu ideale Laufbedingungen hin.
Vorjahressieger Patrick Wieser legte schon auf den ersten zehn (flachen) Kilometern von Bendern nach Vaduz ein derart starkes Tempo vor, dass ihm keiner der Mitfavoriten folgen konnte – oder wollte. „Ich wollte bewusst einen Vorsprung herauslaufen, um ihn dann verwalten zu können. Ich hatte keine Angst, fürs Anfangstempo zu büssen, da ich die Strecke mittlerweile genügend gut kenne. Das Risiko, dass man dann eine Krise durchmacht, besteht aber immer“, erklärte der erstaunlich frische 32jährige Polizist im Ziel. Im Alleingang hatte Wieser praktisch das gesamte Rennen die Fabelzeit des mehrfachen Berglauf-Weltmeisters Jonathan Wyatt von 2:56:27 Stunden in Griffnähe ohne dies zu wissen, verpasste diese letztlich aber um lediglich dreißig Sekunden und blieb dabei über fünf Minuten unter seiner bisherigen Bestmarke. Die Form Wiesers ist um so erstaunlicher, da er sich bei einem Laufunfall die Kniescheibe angerissen hatte und vor allem mit alternativem Training die Zwangspause überbrücken musste. Mit diesem Sieg hat Patrick Wieser die besten Chancen auf den Mountain-Marathon-Cup, denn er möchte bereits in vier Wochen seinen Vorjahressieg beim Zermatt-Marathon wiederholen, bevor es um den Gesamtsieg beim Jungfrau-Marathon geht.
Zweiter wurde Bruno Heuberger mit allerdings 14 Minuten Rückstand. Für den bereits 40jährigen aus St. Margarethen, zuletzt Sieger des Winterthurer Halbmarathon in 1:11:16, steht in dieser Saison der Swiss Alpine Ende Juli im Vordergrund. „Der LGT Alpin Marathon war für mich also ein Aufbauwettkampf, und ich habe mein Kommen nicht bereut!“ Dritter wurde der Regensburger Marco Sturm, der nach 25km bei Steg noch als Vierter notiert wurde. Der von Wilfried Raatz trainierte Langdistanz-WM-Fünfte von Söll musste sich im Januar einer Knieoperation unterziehen und ist erst seit wenigen Wochen wieder im leistungsorientierten Training. „Damit kann ich einigermaßen zufrieden sein. Ich habe es mir aber einfacher vorgestellt, aufs Treppchen zu laufen“, gestand Marco Sturm im Ziel. „Mir fehlt natürlich noch die Tempohärte, vor allem auf den Steilstücken aufwärts!“
Als es bei Vaduz in die mehrere Kilometer lange Steigung in die Liechtensteiner Alpen ging, übernahm Jasmin Nunige in der Frauenkonkurrenz das Diktat, und es zeichnete sich ab, dass Simona Staicu gegen die Davoserin nichts zu bestellen hatte. Je länger der Wettkampf dauerte, umso klarer wurde ihre Überlegenheit. Schließlich reichte es für die MMC-Siegerin 2010 aus Ungarn gerade noch zum zweiten Platz vor Denise Zimmermann. Die Siegerzeit von Jasmin Nunige war übrigens die drittschnellste Zeit, die bisher beim LGT Alpin Marathon erzielt wurde.
Die Leistung der 38jährigen früheren Weltklasse-Skilangläuferin ist nach turbulenten gesundheitlichen Problemen in den Wintermonaten mehr als erstaunlich. Sie hatte im Trainingslager in Portugal anfangs März Sensitivitätsstörungen in den Beinen festgestellt. Ärztliche Untersuchungen brachten die schockierende Diagnose: Multiplesklerose. „Dies war natürlich ein Schock für mich und meine Familie, und wir sind daran, uns mit diesem Befund auseinanderzusetzen und bestmöglichst damit umzugehen“. Die Davoserin absolvierte das Training, indem sie viel auf den Körper hörte und sich punkto Umfang und Intensität danach richtete. Eine überglückliche und bewegte Jasmin Nunige versicherte, dass sie an den LGT Alpin Marathon zurückgekehrt sei, weil das Gefühl eben gut gewesen sei und die Ärzte ihr grünes Licht gegeben hätten. Zweifelsohne ließ sich dieser Erfolg nur mit viel mentaler Stärke bewerkstelligen. Ob die Bündnerin ihre Siegesserie am Swiss Alpine Marathon Ende Juli fortsetzen wird, darüber mochte sie sich am Tag ihres persönlichen Triumphes noch keine Gedanken machen.
Zum Landschaftsmarathon im Fürstentum waren 840 Läuferinnen und Läufer aus 21 Ländern gemeldet, darunter allerdings auch 200 beim Zusatzbewerb LGT Halbmarathon Plus von Bendern nach Steg über 25 km. Die „Halbmarathon“-Konkurrenz dominierten der Spanier Mauritio Diaz Castro und die Schweizerin Corinne Zeller, die 2008 die Marathondistanz gewinnen konnte.