Hammer am Donnersberg

Beim 25. Donnersberglauf sorgt Simone Raatz für das i-Tüpfelchen und gewann überraschend gegen die seit einigen Jahren in der Pfalz ungeschlagene Melanie Noll – Jonas Lehmann gewinnt zum fünften Mal den Straßenlauf von Steinbach zum Donnersberg-Gipfel

Procedure as every year!? Von wegen! Selbst in der traditionsbewußten Pfalz ist nicht alles wie immer. So geschehen beim 25. Donnersberglauf vom Keltendorf Steinbach zum mit 687 m höchsten Berg der Pfalz. Nach etlichen Jahren auf der (Berglauf-)Erfolgswelle in der Pfalz gab es für Melanie Noll keinen Sieg. Für diese faustdicke Überraschung sorgte mit Simone Raatz eine Straßenlauf-Spezialistin im Trikot des ASC Darmstadt. Obwohl selbst etwas von der Grippewelle attackiert nutzte sie ihre derzeit starke Form und lief in 32:13 Minuten zum letztlich deutlichen Sieg vor Melanie, der mit 32:53 zumindest der Pfalztitel blieb. Übrigens der erste für ihren neuen Verein, den TuS 06 Heltersberg, zudem sie zum Jahresbeginn gewechselt ist.  Anders bei den Männern: Seit 2013 ist Jonas Lehmann zumindest von dieser Seite aus zum Donnersberg das Ass der beliebten Berglauf-Veranstaltung – so ist es auch 2017. Auf der 7,2 km langen Asphaltstrecke mit 418 Höhenmetern ist der 28jährige Heltersberger das unbedingte Maß der Dinge. Beim Jubiläumslauf setzte er sich schon vor der markanten Zäsur in Dannenfels an der Spitze von seinem Nationalmannschaftskollegen Felix Thum ab und kam in 27:14 Minuten zu einem ungefährdeten Erfolg und zum erneuten Titelgewinn bei den integrierten Pfalzmeisterschaften.

„So ist der Sport. Simone war heute einfach die bessere!“ gestand eine Melanie Noll keineswegs mit sichtbarer Enttäuschung im Ziel. Die aktuell stärkste deutsche Bergläuferin mit inzwischen auch international zahlreichen Topplatzierungen musste bei herrlichen (Vorfrühlings-)Laufbedingungen mit Sonnenschein und 8° Celsius schon früh erkennen, dass das Debüt für ihren neuen Verein nicht zu 100 Prozent von Erfolg gekrönt sein würde. „Ich hatte anfangs meine Probleme, in das Rennen hineinzukommen. Zu diesem Zeitpunkt war Melanie schon einige Meter weggelaufen“, analysierte Simone Raatz das Rennen. „Irgendwie konnte ich dann aber wieder aufschließen. Dann sagte Melanie zu mir, ich solle weglaufen. Das habe ich dann auch irgendwie getan…“ Offenbar hatten die beiden Läuferinnen, die sich persönlich gut kennen, aber selten in einem Wettkampf aufeinandertreffen, noch ausreichend Luft für diese Plaudereien.

Mit 32:13 Minuten blieb Simone gerade einmal 26 Sekunden über dem aktuellen Streckenrekord, den Melanie im Vorjahr aufstellen konnte. Dies ist über die Jahre hinweg gesehen die drittschnellste Zeit. „Es mag vielleicht etwas vermessen klingen, aber ohne meine leichte Erkältung wäre dieser vielleicht sogar noch machbar gewesen! Doch auch so: Für mich ist dies ein Hammer!“ Simone Raatz hat allerdings auch eine Berglauf-Vergangenheit, doch diese liegt schon einige Jahre zurück, als sie bei den Berglauf-Weltmeisterschaften auf einer Bergauf-bergab-Strecke für den DLV unterwegs war. Doch nach der Geburt von Tochter Emmie ist sie ausschließlich auf der Straße oder im Gelände aktiv – mit beachtlichem Erfolg wie die Silbermedaille bei der W40-EM über 10 km oder der Sieg beim Karlsruhe-Marathon.

Für Melanie Noll war der Donnersberglauf vor allem der Auftakt in die Berglauf-Saison 2017, die mit der Berglauf-EM in Kamnik (Slowenien) einen absoluten Höhepunkt haben wird. Zudem stehen wiederum auch Starts beim in den Alpenländern angesiedelten Berglauf-World-Cup an, den sie übrigens in der zurückliegenden Saison als Siebte abgeschlossen hatte.

Hinter Simone und Melanie folgte auf Rang drei mit Nadia Dietz in 34:43 Minuten eine weitere Berglauf-Kaderathletin, die allerdings schon beträchtlichen Rückstand aufzuweisen hatte. „Mir fehlt etwas die Tempohärte“, gestand die 20jährige von der LG Brandenkopf, „allerdings musste ich wegen anstehender Klausuren auch etwas kürzer treten!“ Mit 35:03 Minuten holte sich Jessica Kammerer nicht nur Rang vier overall, sondern auch den Sieg in der W35-Kategorie. Vor allem die Mastersläuferinnen überzeugten in diesem dicht bestückten Läuferfeld. Da ist neben der W40-Siegerin Simone Raatz natürlich auch Sabine Roschy zu nennen, die als Gesamtfünfte in 37:20 die W45-Klasse gewinnen konnte. Oder Josefa Mattheis als W50-Erste in 39:12 und Jutta Brendel als W55-Erste in 39:25 Minuten. 

Bei den Männern wären die Pfälzer praktisch unter sich gewesen, wäre nicht aus dem hessischen Westerwald Felix Thum angereist. Der eigentliche Hindernisspezialist hatte allerdings gegen den glänzend aufgelegten Jonas Lehmann keine Chance und musste früh den Kontakt abreißen lassen. „Mein Saisonziel sind neben den deutschen Hindernis- Meisterschaften auch die Berglauf-Weltmeisterschaften in Italien. Das bergauf-bergab-Laufen liegt mir weitaus besser als das reine Bergauflaufen, deshalb sehe ich hier meine Chance. Doch leider weiß derzeit niemand, wie man sich für die WM qualifizieren kann!“

Diese Probleme kennt sicherlich Jonas Lehmann nicht. Aktuell ist er die zuverlässige Stütze im deutschen Berglauf zusammen mit Benedikt Hoffmann, als deutscher Vizemeister inzwischen auch als 19. der Weltmeisterschaften 2016 in Sapareva Banya international angekommen. „Es läuft derzeit sehr gut“ freut sich Jonas Lehmann über seine aktuelle Verfassung, die ihm vor wenigen Tagen einen überzeugenden Sieg bei der Winterlaufserie des TV Rheinzabern über die 20 km-Distanz eingebracht hatte. Im Quervergleich zum Vorjahr war der Heltersberger 15 Sekunden schneller. „Natürlich werde ich den Pfälzer Berglauf-Pokal laufen“, so Jonas zu seinen weiteren Plänen nach seinem Halbmarathonstart bereits in der kommenden Woche in Rastatt. Das heißt, wir sehen Jonas bereits in wenigen Tagen wieder beim Nanstein-Berglauf in Landstuhl und dann auch von Rockenhausen aus erneut zum Donnersberg….

Das interne Heltersberger Duell um Rang drei der Gesamtwertung gewann diesmal Andre Bour in 29:34 vor Tom Heuer, der glatte 30 Minuten benötigte, beide sicherten sich damit die M40- bzw. M45-Mastersklasse. In Blickweite dazu aber auch schon der M50-Sieger Stefan Hinze als Gesamtsiebter (hinter Max Kirschbaum und Nico Fuchs) mit 30:38 Minuten, er ist in vier Wochen Organisator des zweiten Donnersberglaufes von Rockenhausen aus, der den markanten Namen Rocky-Mountain-Lauf trägt.

Mit viel Routine wussten übrigens die Helfer des LC Donnersberg den Jubiläumslauf mit 434 Teilnehmern durchzuziehen, schließlich fehlte aus Krankheitsgründen der Donnersberglauf-Chef Roland Schreiber. Und verpassten dabei auch nicht die drei Jubilare Friedrich Hinkel, Hubert Willems und Jean-Luc Jakob zu ehren, die keinen der 25 Ausgaben des Donnersberglaufes verpasst haben.