Deutsch-Amerikanerin gewinnt Berglauf-Langdistanz-WM-Titel beim Jungfrau-Marathon – DLV-Frauen Vierte hinter USA, der Schweiz und Österreich
Eine 28jährige Deutsch-Amerikanerin war die Überraschung der 9. Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterschaften im Rahmen des mit 8000 Teilnehmern an zwei Tagen durchgeführten Jungfrau-Marathon von Interlaken zur Kleinen Scheidegg über 42,195 km und 1839 Höhenmetern. Die in Bad Soden geborene Stevie Kremer düpierte das internationale Elitefeld mit einer erstaunlichen Aufholjagd von Platz 40 an die Spitze des gesamten Starterfeldes – und wurde mit dem Gewinn des Weltmeistertitels des Berglauf-Weltverbandes (WMRA) belohnt. In einem spannenden Finale siegte Stevie Kremer nach 3:22:42 Stunden und lag dabei deutlich vor Sabine Reiner (Österreich/ 3:24:10) und einer weiteren US-Amerikanerin, Kim Dobson (3:26:58). Im Kampf um den WM-Titel in der Mannschaftswertung setzten sich die US-Läuferinnen in 11:00:50 Stunden gegen die Schweiz (11:09:53) und Österreich (11:35:29) durch, dahinter auf einem guten vierten Rang Deutschland mit Stefanie Wiesmair, Britta Müller und Lea Bäuscher.
„Trailrunning ist mein Ding“, sagte Stevie Kremer im Ziel an der Kleinen Scheidegg in perfektem Deutsch. „Ich habe erst vor kurzem von dieser Weltmeisterschaft gehört und habe mich spontan dafür entschieden, weil ich vor einer Woche an den Berglauf-Weltmeisterschaften in Ponte di Legno über die Kurzdistanz teilgenommen habe und deshalb schon in Europa war!“ Im Alter von sechs Monaten war sie mit ihren (deutschen) Eltern von Bad Soden in die USA ausgewandert – und kehrt nun zumindest für ein Jahr als Grundschullehrerin nach Triest (Italien) zurück. „Ich wollte so gerne unter die top ten – und nun bin ich Weltmeisterin! Und das auf der schönsten Strecke der Welt!“
Mit einer nicht minder beachtlichen Leistung sprang die Österreicherin Sabine Reiner als Zweite auf das Podium. „Für mich war dies heute ein unglaubliches Rennen. Vor allem, als es endlich richtig steil wurde, war ich in meinem Element. Als Stevie nach 35 km an mir vorbeigesprintet ist, ich aber wiederum die Vorjahressiegerin Aline Camboulives überholen konnte, war es für mich perfekt!“ Hinter Kim Dobson kam die Französin letztlich auf Rang vier, nachdem sie fünfunddreißig Kilometer lang dem Rennen ihren Stempel aufgedrückt hatte.
Auch ohne die Weltmeisterin Stevie Kremer, die sich nicht den US-Trails gestellt hatte, sicherten sich die US- Läuferinnen den Mannschaftstitel in 11:00:50 Stunden. Nach dem kurzfristigen Ausfall von Daniela Gassmann hatte die Schweiz die Gold-Hoffnungen aufgeben müssen, zumal die dreifache Swissalpine-Gewinnerin Jasmin Nunige nicht über den sechsten Platz hinausgekommen war. Mit 11:09:53 Stunden gab es für den Gastgeber Rang zwei vor Österreich, die durch den großen Zeitvorsprung von Sabine Reiner letztlich noch auf Rang drei gesetzt wurde, nachdem Deutschland zunächst auf Rang drei verkündet wurde. Aber dennoch: Die DLV- Mannschaft verdrängte im Wettbewerb der elf Teams in 11:39:13 Stunden die stärker eingeschätzten Russinnen und die Läuferinnen aus England und Schottland auf die weiteren Ränge.
Als beste DLV-Einzelstarterin lief Stefanie Wiesmair (PSV GW Kassel) mit einem starken Schlußteil noch vor Brandy Erholtz, der Weltmeisterin 2010 , nach 3:48:40 Stunden ins Ziel. „Schade, im Schlußteil hatte ich sogar noch Krämpfe bekommen, aber ansonsten lief es für mich sehr gut!“ gestand die mehrfache Rennsteiglauf- Siegerin im Ziel auf 2 100 m. Im dichten Einlauf folgten Britta Müller (LG Badenova Nordschwarzwald, zugleich Siegerin der W 50-Kategorie) und Lea Bäuscher (TSV Friedberg-Fauerbach) nach 3:54:33 bzw. 3:55:59 Stunden auf den Plätzen 24 und 26. Im Gesamtklassement überraschte allerdings als beste deutsche Läuferin die 30jährige zweifache Hermannslaufsiegerin Silke Pfennigschmidt (SV Brackwede) auf Platz 11 und 3:46:24 Stunden.