Glacier 3000 Run in Gstaad

Martin Cox zum vierten Male SiegerDaniela Gassmann startet als erneute Siegerin auch Mini-Serie – Deutsche Läufer auf den Plätzen

Vom mondänen Gstaad zum Skiparadies Glacier 3000/ Les Diablerets. So liest sich die Headline eines Berglaufspektakels der Extraklasse. Dahinter verbergen sich allerdings 26 äußerst anspruchsvolle Laufkilometer mit 1900 Höhenmetern. Das wäre an sich noch nichts außergewöhnliches, wenn nicht nahezu die gesamte Höhendifferenz auf elf Kilometern überwunden werden müsste. Scheinbar ist diese Strecke dem Briten Martin Cox auf den Leib geschneidert, denn der 41jährige gewann alle vier bislang ausgetragenen Rennen. Tagesschnellste bei den Frauen war wie im Vorjahr Daniela Gassmann-Bahr, die nach dem in Streckenrekordzeit gewonnenen Zermatt-Marathon das für sie zweite Großereignis der Saison gewinnen konnte.  

Bei der vierten Auflage dieses außergewöhnlichen Laufevents bewegten sich allerdings die Organisatoren angesichts der instabilen Wetterlage zwischen Hoffen und Bangen. Die um die Mittagszeit aversierte Schlechtwetterfront erwischte die Spitzenläufer auf dem überaus selektiven Teilstück zwischen der Cabane und dem Ziel an der Bergstation der Seilbahn zum Glacier 3000 auf 2950 m Höhe. Kräftige Schauer mit Hagel und starkem Wind machte das Rennen ausgerechnet im schwierigsten Teil zur Tortour. Und die Reihenfolge kippte – mit Ausnahme des seit Oldenegg führenden Martin Cox.

Mit 2:20:40 Stunden lag der Brite gerade einmal zweieinhalb Minuten über seinem eigenen Kursrekord von 2:20:02. „Timo Zeiler und ich haben uns ein interessantes Rennen geliefert. Es tut mir für Timo leid, dass er wegen seiner Magenprobleme alles verloren hat!“ so Martin Cox im Ziel. „Ich möchte siebenmal in Folge gewinnen“, kommentierte Martin Cox seinen letztlich überzeugenden vierten Sieg im vierten Rennen beim Glacier 3000 Run. Halb Spaß, halb Ernst, denn der Brite überlässt wenig dem Zufall. So wird der britische Profiläufer mit seinem Sommer-Wohnsitz in Anzère in der Westschweiz bereits beim Jungfrau-Marathon Mitte September wiederum einen Hochkaräter laufen. „Dazu brauche ich aber noch einige Kilometer!“ Denn der Jungfrau-Marathon von Interlaken zur Kleinen Scheidegg geht über die komplette Marathondistanz. 

Der bis zur Bergstation der Oldenegg-Bahn ein prächtiges Rennen laufende deutsche Berglaufmeister Timo Zeiler musste sich auf Position zwei gleich mehrmals übergeben und verlor nicht nur wertvollen Boden auf Martin Cox, sondern büßte auch seine glänzende Position bei seinem Debüt auf einer derart langen Distanz gegen die dahinter folgenden Stefan Wenk, Ralf Birchmeier (beide Schweiz) und Helmut Schiessl und Michael Barz (beide Deutschland) ein. „Scheinbar habe ich das Iso-Getränk nicht vertragen, denn durch die Zwischenstopps habe ich völlig meinen Rhythmus verloren. Der Schluss war dann eine totale Quälerei!“ Der für die MTG Mannheim laufende vierfache deutsche Berglaufmeister wurde letztlich Sechster nach 2:32:36 Stunden.

Erstaunlich stark präsentierte sich der frühere Langdistanz-Weltmeister Helmut Schiessl aus Buchenberg, der nach einem kapitalen Radsturz im Frühjahr erst einen Schlüsselbeinbruch auskurieren musste und somit spät erst in die Saison einsteigen konnte. Weder in Gsteig noch in Reusch gehörte Schiessl zu den vier Erstplatzierten im Zwischenklassement, erst in den steilen Passagen zur Cabane und letztlich über den Gletscher zum Ziel am futuristischen Restaurant Botta stürmte der durch viele Sky-Races gestählte 39jährige Allgäuer mit 2:24:51 Stunden und zwei Minuten Rückstand auf Cox auf den zweiten Rang. „Ein optimales Ergebnis!“ stellte Helmut Schiessl sichtlich zufrieden dann auch im Ziel fest. „Ich hätte nicht mehr gedacht, dass ich mit dem Rückstand beim Oldenegg noch Zweiter werden würde“.      
Keineswegs unglücklich war der Schweizer Stefan Wenk, der aufgrund seines Studiums in England kaum Gelegenheit hat, die intensiven Bergbelastungen zu laufen, über den Verlust des zweiten Ranges, den er nach Timo Zeilers Boxenstopp zeitweise innehatte. „So ist eben der Sport. Ich habe versucht, mein eigenes Tempo zu laufen – und es ging gut!“ Michael Barz, der Vorjahresdritte beim Glacier 3000 Run und Spezialist für steile Anstiege, spielte seine Fähigkeiten auf dem sehr selektiven Schlussteil aus und holte sich schlussendlich noch Rang vier.

„Bei mir ist es eigentlich optimal gelaufen, obwohl ich bei idealen Verhältnissen sicherlich noch etwas schneller sein kann“, freute sich Daniela Gassmann über den erneuten Sieg. „Vielleicht wird daraus eine Serie!“ Die bereits 47jährige frühere Mountainbikerin ist derzeit besser denn je in Form. Streckenrekord beim Zermatt-Marathon – und nun vier Wochen später toppte sie auch die von ihr selbst gehaltene Bestmarke beim Glacier 3000 Run um fast zwei Minuten auf 2:44:05 Stunden. Erst sechs Minuten später folgten mit Susanne Habegger (2:51:01) und Angela Haldimann-Riedo (2:53:28) die ersten Konkurrentinnen. Die beim Zermatt-Ultramarathon erfolgreiche Caroline Reiber lief hinter der Bettmeralp-Siegerin Karin Jaun erst auf Rang fünf ein.

Mit 579 Meldungen konnte das Organisationsteam um OK-Präsident Bernhard Tschannen nicht nur einen neuen Teilnehmer-Rekord vermelden, sondern „auch eine neue Qualität im Starterfeld“, wie er mit berechtigtem Stolz den Medienvertretern gegenüber formulierte. Allerdings bewahrheitete sich einmal mehr, dass auf einer Langdistanz deutlich mehr „passieren“ kann als auf einem klassischen Berglauf von zehn oder zwölf Kilometern Länge. Mit dem zweifachen Graubünden-Marathonsieger Timothy Short (Groß-Britannien) verschwand einer der Topfavoriten ebenso sang- und klanglos nach dreiundzwanzig Kilometern wie das Schweizer Marathonass Patrick Wieser, der in diesem Jahr mit seinen Siegen beim LGT-Marathon im Fürstentum Liechtenstein und beim Zermatt-Marathon für großes Aufsehen sorgen konnte. 

Gut angekommen sind inzwischen auch die Zweier-Staffeln mit dem Wechsel nach 15 km an der Talstation der Oldenegg-Bahn in Reusch. Gigathlon-Sieger Samuel Hürzeler holte sich dabei den Tagessieg mit seinem Vater Thomas in der Gesamtzeit von 2:26:51 Stunden vor dem Team Odlo Samp (2:29:02) und Ume Chäs bisch cho (2:35:09).