Frust über die Verbandspolitik überwiegt

Berglaufveranstalter Helmut Reitmeir streicht den attraktiven Wallberg-Berglauf in Rottach-Egern aus dem Terminkalender – Unbestritten ein Verlust für die deutsche Berglaufszene

Der Wallberg-Berglauf ist Geschichte! Unbestritten ist der Lauf auf den Hausberg von Rottach-Egern nach dem Hochfelln-Berglauf im Chiemgau das Highlight der deutschen Berglaufszene. Mit 334 Teilnehmern gab es 2013 die bislang größte Beteiligung innerhalb der zwölfjährigen Geschichte des Laufes, mit den international bekannten Athleten wie Andrzej Dlugsoz (Foto) oder Yossief Tekle, Timea Merenyi, Melanie Noll oder Julia Lettl waren die Tagessieger stets prominent.
Organisator Helmut Reitmeir hat nun zu Beginn des Jahres den Rückzug angetreten. Als Grund nennt der rührige Macher, der zudem auch die informative Website www.berglaufpur.de betreibt, die Unfähigkeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), dem Berglauf entscheidende und belebende Impulse zu geben. „Ich war bislang stets der Auffassung, dass sich etwas im Berglauf bewegt“, so Reitmeir, der sicherlich mit seiner oftmals harschen Kritik zu Geschehnissen in der nationalen und internationalen Berglaufpolitik immer wieder massiv angeeckt und mit seiner Kritik über das Ziel hinausgeschossen war, wenngleich er in vielen Punkten den Nagel auf den Kopf getroffen hat. „Doch es sind nur Rückschritte erkennbar! Die gegründete Berglauf-Kommission entpuppte sich, wie mir auch der DLV-Vizepräsident Reick versicherte, als reiner Debattierclub. Aber auch die gesamte Einstellung des Verbandes zum Laufsport ist fragwürdig. Ich denke dabei an die Laufmaut oder die Normen im Laufbereich für Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spiele!“

Mit nicht zuletzt erheblichen Eigenmitteln hat Helmut Reitmeir den Wallberg-Berglauf in der Berglaufszene etabliert, schließlich gilt der Berglauf auf den Wallberg mit 5,5 km und 860 Höhenmetern als einer der steilsten in Deutschland – und hatte nicht zuletzt deshalb viele Freunde. Nicht nur internationale Cracks schätzten den Lauf am 1. Mai als willkommenen Einstieg in die Berglaufsaison, sondern auch viele treue Weggefährten aus der Berglaufszene. Reitmeir hat dabei keineswegs nur die Elite im Auge, sondern vielmehr sind es die zahlreichen Altersklassen und zumeist treue Laufkollegen seiner langen eigenen Berglaufkarriere, die zu seinen Stammgästen zählten.

Der Wallberg ist seit Generationen ein Anziehungspunkt für Sportler, Sommer wie Winter. Bei Skifahrern ist es der Glaslhang wegen seiner berüchtigten Abfahrt, für Anhänger des Rodelsports ist es die mit 6,5 km längste Winterrodelbahn. Heuer sind es die Wanderer, Mountainbiker oder wegen seiner Thermik Drachenflieger und Paraglider, die den Wallberg bevölkern. Am „Tag des Berglaufes“ (so eine Reitmeir’sche Wortschöpfung) ist es der Wallberg-Berglauf mit den selektiven Steigungen. Für den weitgereisten Mastersläufer ein Prototyp von Berglauf, denn er ist ein vehementer Gegner der „Autobahn-Bergläufe“, die auf Forststraßen mehr oder weniger steil bergauf führen.

„Unsere Helfer wollten mehrheitlich den Wallberg-Berglauf weiterführen, auch mit dem Argument, dass wir mit der Durchführung sehr erfolgreich gearbeitet haben“, zeigt Helmut Reitmeir die Zwiespältigkeit innerhalb seines Teams auf. „Der Lauf wurde im Ursprung von mir gegründet, nicht um einen Gewinn zu erzielen, sondern alleine, weil mir der Berglauf am Herzen liegt!“ Und engagiert äußert sich Reitmeir zu allen Themen im Berglauf-Bereich vornehmlich auf seiner Website. So prangerte er jüngst die Kaderaufstellung des DLV-Vizepräsidenten Matthias Reick und des DLV-Berglaufberaters Kurt König. „Hier wird eine weitaus größere Günstlingswirtschaft betrieben als dies bei Königs Vorgängern Wolfgang Münzel und Wilfried Raatz in den letzten 10 Jahren der Fall war. Die gesamte Kadernominierung trotz nur so von Unwissenheit. Ich sehe nur noch Rückschritte beim deutschen Berglauf!“