Timo Zeiler beklagt mangelnde Einbindung der mit kompetenten Fachleuten besetzten Berglauf- Kommission – Kritik an der teilweise nicht nachvollziehbaren WM-Nominierung und der fehlenden Sichtung und Förderung des am Berglauf interessierten Nachwuchses
In einem offenen Brief hat Timo Zeiler, der fünfmalige deutsche Berglaufmeister und Mitglied der vom DLV eingesetzten Berglaufkommission, die aktuelle Situation im deutschen Berglauf kritisiert und bemängelt die Einbindung der eigens als Fachgremium eingesetzten Berglauf-Kommission. Wir veröffentlichen im Wortlaut den Brief von Timo Zeiler, der explizit an den DLV-Vizepräsidenten Dr. Matthias Reick, den Vorsitzenden des Bundesausschluss-Laufen Harald Rösch und seine Kommissionsmitglieder sowie an einige Medienvertreter gerichtet ist.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn von Laura Dahlmeier für die Langstrecken WM in Argentinien. Es freut mich sehr, dass ihr sie für den Einsatz im Berglaufteam gewinnen konntet und sie kann sicherlich, auch in Zukunft, eine Bereicherung für das Team sein.
Was ich im Rahmen dieser Nominierung sehr schade und nicht gut finde ist, dass die Berglaufkommission nicht schon im Vorfeld darüber informiert wurde. Die Begründung, dass die mediale Aufmerksamkeit um die Person zu groß ist, ist eine lächerliche Ausrede. Hier gäbe es andere Wege dies innerhalb der Kommission zu halten, soviel solltet ihr uns schon zutrauen. Zudem wird die Kommission immer erst dann informiert, wenn die Nominierung ohnehin gelaufen ist, und Kritikpunkte werden leider erst gar nicht beachtet. Eigentlich wurde die Kommission doch gegründet um solide Konzepte zu erarbeiten, welche den Berglauf langfristig und zukunftsorientiert nach vorne bringen sollten?! Warum gibt bzw. gab es bis heute keinen gemeinsamen Termin um über solche Dinge zu diskutieren? Meines Erachtens drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass dies gar nicht erwünscht ist.
Ich möchte bezweifeln, dass der Berglauf und Trailrunning-Sport durch Laura Dahlmaier in Zukunft mehr Aufmerksamkeit bekommen wird. Dies wird punktuell so sein – und auf ihre Person bezogen. Der gewünschte Effekt mehr mediale Aufmerksamkeit und dadurch das Interesse anderer Athleten zu wecken möchte ich ebenso in Frage stellen, zumal mit der derzeitigen Kommunikation zur Nominierung der Normaldistanz WM nicht gerade geglänzt wurde.
Nachweislich erfolgreiche Athleten mit der Argumentation abzuschmettern, dass die Aussicht auf ein positives Abschneiden bei der Berglauf WM zu gering sei, ist dem Berglauf nicht zuträglich. Zudem hat der Berglauf und das Trailrunning unter den Leichtathletikvereinen und deren Trainern ohnehin nicht den besten Ruf – aufgrund dessen dass diese Sparte im Breitensportbereich gehalten wird und Athleten aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten des Berglaufverantwortlichen nominiert werden.
Jetzt hätte man die Chance erfolgreiche Läufer von der Straße, Bahn und Cross für den Berglauf zu gewinnen und nutzt diese nicht – Warum? Zumal diese eindeutig die Qualifikationsrichtlinien erfüllt haben. Ich denke die Richtlinien muss ich hier nicht zitieren – diese sollten euch bekannt sein.
Nur um ein paar Namen zu nennen: Domenik Müller (M – U20) / Konstantin Wedel (M) / Jule Behrens (w U20) / Domenika Mayer (F) und da gibt es noch einige mehr.Wäre es nicht sinnvoll diesen noch jungen Athleten die Chance zu geben international Erfahrungen zu sammeln.
Stattdessen werden Läufer für die Langdistanz nominiert, die nachweislich die Nominerungskriterien nicht erfüllt haben:
- Stefanie Doll (keine Langdistanz bisher gelaufen)
- Benedikt Hoffmann (außer man zieht Kriterien aus dem Vorjahr heran)
- Moritz auf der Heide
Auch die Argumentation, dass die oben genannten Athleten zu Normaldistanz den Qualifikationszeitraum nicht eingehalten haben kann man so nicht stehen lassen ohne zu erwähnen, dass für Laura Dahlmeier eine Ausnahmeregelung getroffen wurde. Zumal die DM im Berglauf erst Anfang September stattgefunden hat und dies bezügliche Ergebnisse miteinbeziehen sollte.
Die Kritik von Läufern, verschiedenen Kaderathleten und Szenekennern, an der Nominierung zur WM, EM und zur Person des Berglaufverantwortlichen ist in vielen Punkten absolut nachvollziehbar und berechtigt. Dies wirft kein gutes Bild auf unseren Sport und das bedauere ich sehr!
Wir sollten langfristig denken und endlich ein geeignetes zukunftsfähiges Konzept erarbeiten, das transparent nach außen getragen werden kann. Dazu wurde doch die Berglaufkommission gegründet – oder soll diese weiterhin nur auf dem Papier existieren?
Eine Rückmeldung bezüglich dieses Schreibens würde ich begrüßen
Mit sportlichen Grüßen
Timo Zeiler