Crosscharakter bei Berglauf-Weltmeisterschaften in Albanien
Nur wenig Berglauf-Charakter werden die 27. Berglauf-Weltmeisterschaften am kommenden Sonntag (11.) in der albanischen Hauptstadt Tirana haben, denn aufgrund der nicht vorhandenen Infrastruktur musste ein Parcours in der Hauptstadt gesucht werden, der allerdings nicht dem Reglement des berglauf-Weltverbandes WMRA entspricht. Das geringe Interesse zahlreicher, vorrangig rein beraufführender Strecken bevorzugenden Nationen spiegelt sich in dem Meldeergebnis wieder, denn nur 319 Teilnehmer aus 35 Nationen sind zum Weltchampionat gemeldet. Der DLV schickt mit dem 20jährigen Fabian Alraun (PTSV Rosenheim) und 18jährigen Anton Palzer (SK Ramsau) lediglich zwei junge Starter auf die in Deutschland kaum angebotene Bergauf-bergab-Distanz.
„Unsere beiden Läufer haben sich ihren Start nicht zuletzt durch ihre hervorragenden Platzierungen im vergangenen Jahr verdient. Während es Fabian im ersten Männerjahr überaus schwer haben dürfte, sollte sich Toni unter den Top fünfzehn behaupten können“, schätzt Berglauf-Chef Wolfgang Münzel die Chancen realistisch ein.
Das Erscheinungsbild im internationalen Berglauf hat sich nicht zuletzt durch die im zweijährigen Turnus wechselnden Strecken auf rein bergaufführendem und bergauf-bergabführendem Terrain verändert. Seit wenigen Jahren haben die afrikanischen Starter aus Eritrea und Uganda zumindest bei den Männern und Junioren das Kommando übernommen, alleine die laufstarken Nationen wie Italien, Frankreich und Groß-Britannien und die hohe Anstrengungen unternehmende Türkei können hier noch mithalten. Inzwischen haben aber auch die Cross- Nationen Spanien und Portugal ihre Vorliebe für Bergläufe entdeckt und zählen durchaus zum Kreis der Medaillenanwärter.
In Tirana fehlen Berglauf-Traditionsländer wie die Schweiz komplett, andere wie Österreich und Deutschland reisen mit einem Miniteam von drei bzw. zwei Athleten an. Aufgrund von eher nachbarschaftlichen Verpflichtungen rücken hingegen Berglauf-Novizen wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Serbien, Mazedonien und Montenegro mit gleich einem Dutzend Starter in die albanische Hauptstadt an, sodass über 100 LäuferInnen aus Balkanstaaten kommen.
Bei den Männern fehlen unter den 132 Meldungen die der Titelträger der vergangenen beiden Jahre, dennoch gibt es kaum Zweifel, dass der neue Weltmeister nicht wiederum aus Eritrea oder Uganda kommen dürfte. Der fünffache Europameister Ahmet Arslan lief im Vorjahr als bester Nicht-Afrikaner auf Rang sieben und dürfte auch in Tirana noch am ehesten die Chance haben, in die Phalanx der Afrikaner einzubrechen. In der Mannschaftswertung ruhen die europäischen Hoffnungen auf Italien und vielleicht noch Frankreich.
Eine europäische Domäne ist nach wie vor der Frauen-Wettbewerb. Mit der französischen Europameisterin Marie-Laure Dumergues und den Italienerinnen mit Weltmeisterin Valentina Belotti, Antonella Confortola, Alice Gaggi und der früheren Marathon-Weltklasseläuferin Ornella Ferrara hat Italien alle Trümpfe für Einzel- und Mannschaftsmetall in der Hand. Mit Andrea Mayr (Österreich) und Martina Strähl (Schweiz) fehlen die beiden Welt- und Europameisterinnen der letzten bergauf führenden Titelkämpfe, die beide bergauf-bergabführende Strecken ablehnen.