Uganda dominiert Berglauf-WM wie nie zuvor
Robert Chemonges im Spurt knapp vor Joel Ayeko und Titelverteidiger Victor Kiplangat – Kenianerin Lucy Wambui Murigi verteidigt Frauen-Titel gegen starke Maude Mathys – U20-Gold für Risper Chebet vor Lisa Oed – DLV-Frauen laufen auf Rang sechs
Mit einer läuferischen Demonstration ohne Parallelen untermauerten die Läufer aus Uganda ihre überragende Position im internationalen Berglauf, mit elf Medaillen, darunter gleich sechs Goldmedaillen, sind die Ostafrikaner mit weitem Abstand die Berglauf-Nation Nummer eins. Da deren Nachbarn Kenia die weiteren beiden Goldmedaillen gewannen, gehen somit alle Siege bei den 34. Berglauf-Weltmeisterschaften in Canillo (Andorra) nach Afrika. Mit jeweils zwei Silbermedaillen für Italien und Groß-Britannien folgen die besten europäischen Teams mit weitem Abstand dahinter. Die Schweizerin Maude Mathys (Frauen) und die für den SSC Hanau-Rodenbach startende Lisa Oed (U20) holten die die Schweiz bzw. Deutschland jeweils eine Silbermedaille. Die durch Andrea Mayr bislang stets erfolgreichen Österreicher gingen diesmal leer aus, denn die sechsfache Weltmeisterin hatte nicht ihren besten Tag erwischt und finishte als Sechste mit sichtlicher Enttäuschung.
Mit Spannung wurde das Rennen der Frauen über 11,9 km und einer Höhendifferenz von +1028 m und -117 m erwartet. Doch die Titelverteidigerin Lucy Wambui Murigi aus Kenia machte den mit guten Chancen gestarteten Europäerinnen mit der Europameisterin Maude Mathys und Andrea Mayr an der Spitze mit einem hohen Starttempo einen Strich durch die Rechnung. Nach 1:04:55 Stunden war die 33jährige vom österreichischen Team Run2gether im Ziel auf 2.430 m, den Kampf um die Silbermedaille gewann die Walliserin Maude Mathys in 1:06:00 relativ sicher gegen Viola Jelagat (Kenia/ 1:06:26) und Patricia Chepkwemoi (Uganda/ 1:06:38). Hinter der überraschend starken Tschechin Kristyna Dvoráková lief Andrea Mayr auf Rang sechs mit bereits über zweieinhalb Minuten Rückstand auf die alte und neue Weltmeisterin, dicht gefolgt von der britischen Europameisterin von 2016, Emiliy Collinge, die nach langer Verletzungspause ein starkes Comeback gab.
Einen starken Eindruck hinterließ bei ihrer internationalen Premiere die Schwarzwälderin Stefanie Doll als Vierzehnte mit 1:11:26. Die Schwester des Biathlon-Weltklasseathleten Benedikt Doll legte damit den Grundstock für ein gutes Abschneiden der DLV-Frauenmannschaft, die mit zudem Lisa Wirth (21.) und Monique Siegel (29.) in der Teamwertung Rang sechs belegte. Den Kampf um die Teammedaillen entschied Kenia mit 17 Punkten klar gegen gleich drei europäische Teams mit Groß-Britannien (39), Frankreich (49) und Italien (54).
Mit einem Spurtsieg nach 55 Minuten Laufzeit über seinen Landsmann Joel Ayeko holte sich Robert Chemonges den Weltmeistertitel. International war der 21jährige bislang noch wenig erfolgreich, alleine sein Sieg beim Düsseldorf- Marathon 2017 in 2:10:32 Stunden ragt deutlich heraus. Der im Spurt unterlegene Ayeko war bereits im Vorjahr auf der Bergauf-bergab-Strecke von Premana Zweiter. Das Nachsehen hatte der erst 19jährige Titelverteidiger Victor Kiplangat als Dritter. Der US-Amerikaner Joseph Gray, Berglauf-Weltmeister 2016, finishte als Vierter mit einem Rückstand von 1:31 Minuten, nachdem er anfangs mit dem Trio aus Uganda mitgelaufen war. Hinter dem starken Briten Jacob Adkin folgten die Italiener mit Langdistanz-Weltmeister Francesco Puppi und den mehrfachen Europameistern Martin und Bernard Dematteis auf den Plätzen sieben bis neun. Bester im deutschen Team war Benedikt Hoffmann, der sich für einige Wochen in St. Moritz auf diese WM vorbereitet hatte, als 22., die DLV-Mannschaft landete hingegen weit zurück auf Rang 12.
Zum Auftakt der 34. Berglauf-Weltmeisterschaften durfte man im deutschen Team, das mit vier kompletten Mannschaften in den Zwergstaat in den Pyrenäen angereist war, über Silber jubeln. Diese Medaille holte sich Lisa Oed, die im Vorjahr bei den Europameisterschaften in Kamnik (Slowenien) mit deutlichem Vorsprung den kontinentalen Titel erringen konnte. Wegen ihrer Bahn-Orientierung mit dem Schwerpunkt U20-Weltmeisterschaften im 3000 m-Hindernislauf, hatte sie nur spärlich am Berg trainieren können, zeigte aber vor zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften am Brocken ihre besonderen Berglauffähigkeiten als überlegene Siegerin der Frauenklasse vor Stefanie Doll. Die 19jährige lief gegen die Titelverteidigerin Risper Chebet (Uganda) ein beherztes Rennen und lag nur 35 Sekunden hinter der Topfavoritin, die die 7,3 km mit 576 Höhenmetern in 41:19 Minuten bewältigte. Trotz der Silbermedaille für Lisa Oed reichte es für die deutschen U20-Girls nicht mehr als zu Rang 10. Die U20-Jungen des DLV wurden Achter.