Berglauf-WM in Andorra

Gelingt Lisa Oed der große Coup?

Die 19jährige Hanauerin greift in Canillo in Albanien nach der U20-Berglauf-WM-Krone – Spannendes Rennen bei den Frauen mit dem Duell zwischen der Titelverteidigerin Lucy Wambui Murigi, Serien- Weltmeisterin Andrea Mayr und der Schweizer Europameisterin Maude Mathys erwartet – Uganda gegen Kenia bei den Männer mit europäischer Statistenrolle? 

Der Berglauf-Weltverband WMRA betritt mit dem Austragungsort Canillo in Andorra bei den 34. World Mountain Running Championships zumindest hinsichtlich des Meisterschaftsortes in Andorra Neuland, wenn auch das kleine Land in den Pyrenäen in der landschaftsorientierten Laufszene bereits mit interessanten Trailrennen aufgefallen ist. Mit Start auf 1500 m Höhe kommt für die weniger angepassten 300 Starter aus 39 Nationen noch ein weiteres Erschwernis hinzu, das gilt freilich nicht für die meisten der zum engen Favoritenkreis zu zählenden Läuferinnen und Läufer, die sich zumeist bei den Topereignissen in den Alpen bereits in der entsprechender Höhenlage aufgehalten haben.

Ein absoluter Showdown ist bei den Frauen über die 11,9 km lange Distanz mit rund 1000 Höhenmetern angesagt. Mit Lucy Wambui Murigi trifft die Titelverteidigerin aus Kenia auf ihre Vorgängerin Andrea Mayr, die zuletzt beim Schlickeralmlauf eine starke Form zeigte, und vor allem auf die Schweizerin Maude Mathys, die Europameisterin von Skopje, die zuletzt auch mit starken Resultaten in der Westschweiz aufwarten konnte. Nach langer Verletzungspause ist mit der Britin Emily Collinge die Europameisterin 2016 zurück, im britischen Team ist zudem auch mit der eher auf Bergauf-bergab-Strecken starken letztjährigen WM-Dritten Sarah Tunstall eine weitere starke Konkurrentin gemeldet. Für die deutschen Frauen hängen die Trauben mit Lisa Wirth, Monique Siegel, Stephanie Doll und Melanie Noll sehr hoch, sodass man alleine mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung auf ein gutes Teamresultat hoffen kann.

Bei den Männern kommt es zum Nachbarschaftsduell Uganda gegen Kenia, wobei die Läufer aus Uganda bei ihren letzten WM-Auftritten mit frappierender Dominanz zu überzeugen wussten. Neben dem Titelverteidiger Victor Kiplangat und dem letztjährigen WM-Zweiten Joel Ayeko ist vor allem der U20-Cross-Weltmeister Jacob Kiplimo, der zudem mit 13:19 und 27:30 exzellente Bahnzeiten vorzuweisen hat, zu beachten, sodass die Chancen auf Gold bestens für Uganda zu stehen scheinen. Kenia schickt mit dem heuer am Großglockner wiederum erfolgreichen 2:08-Marathonmann Geoffrey Gikuni Ndungu ebenfalls ein Schwergewicht ins Rennen, aber auch im Verbund mit Stephen Ndege ist Kenia keineswegs zu unterschätzen. Zum weiteren Favoritenkreis sind natürlich mit Joseph Gray der 2016er Weltmeister und dem Zweitplatzierten Israel Morales aus Mexiko zu zählen. Ob die Italiener wie die Brüder Bernard und Martin Dematteis und Langdistanz-Weltmeister Francesco Puppi wie auch die anderen europäischen Topathleten über eine Statistenrolle hinauskommen werden, erscheint angesichts der afrikanischen Leistungsstärke fraglich. Die deutschen Läufer um den Meister Maximilian Zeus und den sich lange Zeit in St. Moritz vorbereitenden Benedikt Hoffmann sollten sich vornehmlich auf die europäische Konkurrenz konzentrieren, eine Prognose ist allerdings schwierig.

Auch die Entscheidungen über beiden U20-Läufe über 7,3 km und 560 Höhenmeter werden über die beiden Titelverteidiger Oscar Chelimo und Risper Chebet aus Uganda führen. Alleine der zweifache rumänische Europameister Gabriel Bulgarda könnte hier ein ernsthafter Konkurrent auf Gold sein. Gleiches gilt aber auch für Lisa Oed, die als deutsche Berglaufmeisterin der Frauenklasse am Brocken einen vorzüglichen Eindruck hinterließ, allerdings wegen ihrer Bahn-Orientierung zur 3000 m-Hindernisstrecke bis auf den Feldberglauf im Frühjahr keine weiteren Bergläufe bestreiten konnte. Was allerdings keineswegs ein Handikap sein muss, denn im Vorjahr lief sie in der Vorbereitung auf die Bahn- Europameisterschaften zum Berglauf-Gold im slowenischen Kamnik.