Gregor Buchholz kann’s noch….
Ex-Triathlon-Profi gewinnt auf seiner neuen Hausstrecke – Petra Wassiluk nach 2015 erneut Frauenerste – Starke Frauenpräsenz: Vier Frauen unter den Top 15 – Jan Rittgen beim X-Treme sechs Minuten voraus
Frühlingserwachen im Nerotal. Die fleißigen LCO-MitarbeiterInnen hatten bei der Startnummern-Ausgabe (respektive Nachmeldebereich) ordentlich zu tun, um dem Ansturm im wohlverstandenen Sinne gerecht zu werden. Und sie wurden es, denn das stets noch „zarte Pflänzchen“ Berglauf scheint spätestens mit der Ergänzung „X- Treme“ keineswegs nur eine Komplettierung zu erfahren, sondern vielleicht schon in Bälde könnte der 25 km lange Zwei-Runden-Lauf (mit Ergänzungsschleife) dem traditionellen 8 km langen Wettbewerb „Classic“ den Rang ablaufen zu können. Den Verantwortlichen um Kerstin Stephan jedenfalls kann der Aufschwung nur recht sein, auch wenn sich gerade Anfang März zur 22. Auflage des Berglaufes „Auf die Platte“ neuer Stress auftat. Die kleine, eher rustikale Schulturnhalle der Johannes-Maaß-Schule stand plötzlich nicht mehr für die Läuferversorgung und die Siegerehrung aus Brandschutzgründen zur Verfügung, alleine die Startnummern-Ausgabe und die Nutzung der Umkleideräume war den Genehmigungsbehörden noch akzeptabel.
Mit dem netten Aufwind im Rücken lässt es sich jedenfalls für die LC Olympia-Verantwortlichen besser argumentieren, wenn es um die Neuauflage 2018 geht, die bereits für den 3. März terminiert ist. Auch hier ist man der Forstverwaltung schon ein gutes Stück entgegengekommen, denn der Mitte-März-Termin musste aufgrund der beginnen Brutzeiten im Forst schon korrigiert werden.
Frühlingshafte Temperaturen im Nerotal um 18° jedenfalls machten unter den erfreulich zahlreichen „Bergläufern“ (im Ziel wurden 161 „Classic“-Läufer und 101 „X-Treme“-Läufer durch die neue Zeitmessfirma time2finish registriert) und den LCO-Helfern das Engagement auf und neben der durchaus profilierten Strecke leicht(er). Auch wenn schon direkt nach den beiden Spitzenläufern Gregor Buchholz und Steffen Denk der mehr oder weniger geübte Berggang auf der kräftig ansteigenden Rodelbahn hinauf zum Jagdschloss Platte angesagt war.
Und da sind wir bereits bei den Tageschnellsten. Auch wenn sich Steffen Denk bei seinem zweiten Einsatz in diesem Frühjahr nach einer längeren Verletzungspause noch nicht fit fühlt, das „Classic“-Starterfeld führte der Läufer aus dem südhessischen Gr0ß-Zimmern in den ersten Anstieg zur Bergstation der Nerobahn.
Doch dann bereits übernahm mit Gregor Buchholz der vermeindliche Rennfavorit das Heft des Handelns. Der frühere Triathlon-Profi, unter anderem mit dem U23-WM-Titel und zahlreichen nationalen Titeln dekoriert, hat sich allerdings vom professionellen Leistungssport verabschiedet, lebt inzwischen mit seiner Frau Eva in Wiesbaden, studiert Umweltschutz und ist fleißig am „Abtrainieren“. „Die Gegend kenne ich inzwischen sehr gut“, bekennt Gregor, „auch wenn ich mir die Rodelbahn bisher noch nicht gegeben habe!“ Seine Ambitionen jedoch sind eher auf die Trainingsbegleitung seiner Frau reduziert, die nach dem 70.3 in Wiesbaden nun in Frankfurt die Irondistanz angehen möchte. Als Eva Böhrer ist Gregors Partnerin allerdings schon „Platte“-erfahren, 2011 wurde sie hinter Stefanie Wiesmair in 39.39 Zweite. „Im Prinzip laufe ich täglich oder ich gehe schwimmen oder radfahren!“ so jedenfalls sieht das Sporteln eines Ex-Profis aus.
Mit 35:15 Minuten lag Gregor Buchholz deutlich vor Steffen Denk, der nach 34:31 Minuten im vergangenen Jahr als Zweiter hinter Tom Heuer diesmal auf 36:03 Minuten kam. Zwei Minuten zurück wurde mit Rolf Ciesielski ein Stammgast Dritter in der hessischen Landeshauptstadt, der mit 38:16 Minuten zugleich die M50-Wertung gewann. Dass auch die Taunus-Berge durchaus fordernd sind, das musste neben Steffen Denk auch Mathias Schink vom SSC Hanau-Rodenbach feststellen, der in den ersten Anstieg noch als Zweiter gegangen war, am Ende hinter Bastian Liewig (39:08) als Fünfter der Tageswertung noch M50-Zweiter werden konnte.
Die Überraschung im „Classic“-Feld war allerdings die starke Präsenz der Frauen in der Spitzengruppe, denn gleich vier Frauen platzierten sich inmitten der stärkeren Männer. „Die Männer schwächeln vielleicht etwas…“, kommentiert Eva Buchholz als Gesamtneunte und zweitstärkste Läuferin den Zieleinlauf mit einem verschmitzten Lächeln. Nur vier Männer ließ dabei Petra Wassiluk den Vortritt. Die frühere Olympiastarterin (über 5000 m und 10.000 m) und jetzige Mitarbeiterin im leistungsstarken Organisationsteam des Frankfurt-Marathon kam mit gleich sechs Läufern des Marathonprojekts, das sie zweimal in der Woche leitet und ansonsten per Trainingspläne betreut. Und ging natürlich mit bestem Beispiel und 40:04 Minuten voran. Die inzwischen 48jährige Darmstädterin sieht ihre gelegentlichen Starts vornehmlich in der Region eher als ein Laufvergnügen an, das sie sich gerne gönnen möchte. Erst vor drei Tagen kam sie aus einem Thailand-Urlaub zurück – und stimmte ihre Laufgruppe auf das kommende Laufereignis ein, das in einer Woche mit einem weitaus höheren Stellenwert ansteht, der Spiridon-Halbmarathon in Frankfurt.
Eva Buchholz sicherte sich als Gesamtneunte nach 41:47 Rang zwei bei den Frauen, dahinter dann bereits die eigentliche 1500 m-Spezialistin Katharin Rach im Trikot von Spiridon Frankfurt. Die 4:38-Läuferin ließ sich von ihrem neuen Trainer Kurt Stenzel zum Übergang vom Cross zur Bahn zum Abenteuer Berglauf überreden, nachdem der Crosshöhepunkt mit den Deutschen Meisterschaften am kommenden Samstag im niedersächsischen Löningen für die Spiridon-Läuferinnen nicht infrage kommen.
Für die „X-Treme“-Starter musste der Anstieg zum Jagdschloss allerdings gleich zweimal in Angriff genommen werden, denn nur so erklärt sich die Höhendifferenz von 855 Metern (bei einem Gefälle von 533 Metern) auf der 25 km langen Doppelschleife mit Ergänzung im Rabengrund. Als Tagesschnellster kam der einheimische Jan Rittgen nach 1:47:05 Stunden inmitten der “Classic“-Läufer ins Ziel und hatte vor dem Darmstädter Triathleten und Trailläufer Dieter Metz einen Vorsprung von sechs Minuten. Mit Ralf Gehrmann (1:57:12), Jörg Rendel (1:59:10) und Marco Schmitt (1:59:44) erreichten drei weitere Läufer das Ziel unter der Zwei-Stunden-Marke. Im Gegensatz zum kurzen „Classic“ kamen die besten Frauen im Mittelfeld ein: Als 24. erreichte mit Sarah Overington die schnellste Läuferin das Ziel.