Zwar war das Spitzentrio am Alpinathlon Engadin St. Moritz schon fünfeinhalb Stunden unterwegs und hatte vier von fünf Disziplinen in den Beinen. Dennoch begann das Rennen am Samstag erst dann so richtig. Und der Sieger heißt Marc Pschebizin und kommt aus Wittlich in der Eifel.
Eigentlich waren die Bedingungen für die über 300 AthletInnen prima, doch die Witterung veränderte sich pro hundert Höhenmeter merklich, so dass Nebel, Regen und Schnee aus Sicherheitsgründen eine Verlegung des Tageszieles von der Bergstation der Corvatsch-Bahn auf 3.303 m Höhe zur etwa 600 Meter tiefer gelegenen Mittelstation. Zum Zeitpunkt des Entscheides befand sich das Single-Führungstrio bereits nahe Fuorcla Surlej. „Der OK-Chef Andrea Tuffli packte mich am Arm und sagte, dass hier Schluss sei“, so Marc Pschebizin, der erst während des abschließenden Laufabschnittes die Führungsposition übernommen und sie bis ins provisorische Ziel nicht mehr preisgegeben hatte. Der 38jährige Triathlet und Abenteuersportler gewann übrigens schon zehnmal (!) den Inferno Triathlon in Lauterbrunnen und liebt die Ironman-Langdistanzen. Nur eine bzw. zwei Minuten später war auch für den früheren Mountainbike-Spezialisten Sandro Spaeth und dem von Krämpfen geplagten Vorjahresgewinner Beat Ritter unvorhergesehen früh zu Ende.
„Unvermeidliche Streckenänderungen“
Letztlich wurden einzig die Zeiten der drei ersten Teams bei der Corvatsch-Bergstation gestoppt. „Man muss bedenken, dass wir uns mit dem Alpinathlon in teils hochalpinem Gelände bewegen und kurzfristige Streckenänderungen infolge Wetterwechsel unvermeidlich sind“, erklärte Andrea Tuffli den enttäuschten AthletInnen, die allesamt an der Mittelstation gewertet wurden. Schon das Startareal musste aus Sicherheitsgründen verändert werden, denn wegen der vorausgesagten starken Regenfälle auf der Nordseite des Albulapasses begann der Alpinathlon nicht in Bergün, sondern in Zernez.
Wegen der prognostizierten tiefen Temperaturen und weil sie sich vom Gigathlon nicht genügend erholt hatte, beschränkte sich die souveräne Vorjahresgewinnerin Nina Brenn auf jenen Bike- und Laufabschnitt, welcher der Padella- beziehungsweise der Corvatsch-Trophy entsprach. Zusammen mit Christian Baumer bildete sie ein Couple und erreichte in dieser Kategorie den zweiten Platz hinter den auch am Gigathlon triumphierenden Barbara Bracher und Gabriel Lombriser.
Nach Nina Brenns Startverzicht rückte Andrea Huser in die Rolle der Single-Kronfavoritin auf und wurde dieser vollauf gerecht. Die Berner Oberländerin fuhr und lief ein einsames Rennen an der Frauenspitze und siegte letztlich mit einer Reserve von fast zwei Stunden. „Das Rennen war reizvoll und hat viel Spass gemacht“, meinte die vielseitige Ausdauersportlerin.
Wie im Vorjahr gewann André Marti aus Samedan die Corvatsch-Trophy in St. Moritz. Der Brite Timothy Short, Sieger des Graubünden-Marathon vor gerade einmal vier Wochen, wurde Zweiter, nachdem er die größte Zeit des über 10,6 Kilometer führenden Rennens vorne gelegt hatte. Bei den Frauen meisterte die ungarische Weltklasse- Tri- und Duathletin Erika Csomor die 1602 Höhenmeter am schnellsten, Susanne Bitzer, die deutsche Premierensiegerin des Swissalpine-Marathon, wurde Vierte.
Total legten die rund 350 Alpinathleten mit dem Rennvelo, dem Mountainbike und den Laufschuhen bei stets wechselnden äußeren Bedingungen 123 Kilometer mit fast 4000 Steigungs- und 2800 Gefällemetern zurück. Unter ihnen befanden sich zwei der hoffnungsvollsten Schweizer Sportler: der Mountainbiker Mathias Flückiger, der im Vorjahr Europa- und Weltmeister sowie Gesamtweltcup-Sieger bei den U 23-Junioren wurde.