Ahmet Arslan gewinnt fünften EM-Titel

Schweizerin Martina Strähl holt Frauen-Gold – Junior Anton Palzer wird Fünfter – Männerteam enttäuscht als Zwölfter

Der 25jährige Türke Ahmet Arslan ist unbestritten Europas bester Bergläufer. Beim Heimspiel von der Zwei- Millionenstadt Bursa hinauf zum Skigebiet Uludag holte sich Arslan zum fünften Mal den Titel eines Europameisters. Bei den Frauen verteidigte die Schweizerin Martina Strähl in Abwesenheit der verletzten Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich) ihren vor zwei Jahren in Telfes/ Stubaital gewonnenen Titel. Mannschafts- Europameister sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern wurde Abonnementsmeister Italien.

Ahmet Arslan ist eher der stille Genießer, der triumphierend auf dem Siegerpodest die fünf Finger seiner rechten Hand zur Verdeutlichung seines fünften Euromaiestertitels in Folge hoch reckte, während die türkische Mannschaft und die vielen Zuschauer im Zielauslauf regelrecht ausflippten. Der 25jährige aus Bursa wischte trotz großer Favoritenbürde und längerer Wettkampfabstinenz wegen einer Erkältung alle Zweifel mit einer eindrucksvollen Vorstellung vom Tisch. „Ich bin in einer guten Form, außerdem liegt mir die Strecke“, hatte sich Ahmet Arslan schon vier Tage vor dem über 12 km und 1245 m Höhendifferenz führenden Wettbewerb selbstbewusst geäußert. Mit scheinbarer Leichtigkeit löste sich Arslan nach einem Streckendrittel aus einer vierköpfigen Spitze mit den beiden Italienern Bernard Dematteis und Gabriele Abate und dem in der Berglaufszene unbekannten Jose Gaspar (Portugal) und konnte seinen Vorsprung auf dem selektiven, sehr abwechslungsreichen Parcours kontinuierlich ausbauen. Im Ziel unweit der Bergstation Sarialan betrug sein Vorsprung nach 58:08 Minuten 32 Sekunden auf Abate und weitere 15 auf den überraschend starken Gaspar. Der hoch gehandelte Schweizer David Schneider wurde in diesem stark besetzten Feld lediglich Zehnter.

Hans-Jörg Wirz, der Schweizer Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, freute sich natürlich besonders über den erneuten Triumph seiner Landsfrau Martina Strähl und genoss natürlich die Siegerehrung mit der Schweizer Nationalhymne. Die 24jährige musste sich auf der 8,5 km langen Strecke mit 865 Höhenmeter lange Zeit der Skilanglauf-Olympiadritten Antonella Confortola (Italien) erwehren, die vor allem in den steilen Bergaufpassagen immer wieder zur grundschnelleren Schweizerin auflaufen konnte. „Ich bin überglücklich“ gestand eine rundum zufrieden wirkende Martina Strähl, die nach gesundheitlichen Problemen und einem vorzeitigen Ausstieg beim Grand-Prix-Wettbewerb am Grand-Ballon (Frankreich) vor dem Rennen stark verunsichert war. „Trotz der Rückschläge in den letzten Monaten habe ich an meine Chance geglaubt, zumal Andrea Mayr kurzfristig absagen musste!“ Mit 25 Sekunden Rückstand folgte Antonella Confortola auf Rang zwei vor der Slowenin Lucija Krkoc und der Weltmeisterin Valentina Belotti.

Italien bleibt bei den Teams das Maß der Dinge. Bei den Männern mussten die Azzuri-Team sogar auf den früheren Weltmeister Marco de Gasperi verzichten und dominierten wie selten die Konkurrenz mit 12 Punkten vor Gastgeber Türkei (34) und Portugal (36), bei den Frauen komplettierte die frühere Weltklasse-Marathonläuferin Ornella Ferrara das Team, mit sechs Punkten Vorsprung wurde Russland (28) und die Schweiz (38) verwiesen.

Toni Palzer – ein ungeschliffener Berglauf-Rohdiamant

Bei den beiden Rennen der U 20-Junioren triumphierte in gewohnter Manier Gastgeber Türkei. So gingen bei den Junioren über 8,5 km und 865 Höhenmeter alle Einzelmedaillen an die Türkei, die folglich mit der Idealpunktzahl 6 die Konkurrenz aus Tschechien und Italien mit 39 und 43 Punkten klar auf Distanz halten konnte. Neben dem Rumänen Szabolocs Istvan Gheorgy konnte alleine der 18jährige Deutsche Anton Palzer einigermaßen Paroli bieten, wenngleich der Rückstand im Ziel schon über drei Minuten betrug. „Auf den Flachpassagen konnte ich einfach das Tempo nicht mitgehen“, gestand der junge Ramsauer, der bislang als Skibergsteig-Weltmeister schon für Furore sorgte und sich künftig weitaus mehr dem Berglauf zuwenden möchte. „Mit Platz fünf bin ich aber sehr zufrieden! Mir fehlt natürlich die Tempohärte im Berglauf. Das wird sich allerdings ändern, denn im kommenden Jahr bin ich ja noch einmal in der Juniorenklasse startberechtigt!“ Der Ramsauer, der nach einer kräftezehrenden Schneesaison erst Ende Mai in das Berglauf-Training einsteigen konnte, gilt durchaus als ein ungeschliffener Rohdiamant im Berglauf, denn, wie er nach dem Rennen bekannte, habe er „Blut geleckt“. „Ich muss in der Vorbereitung zwei, drei Rennen haben, dann sieht alles schon ganz anders aus. Im Flachen laufen mir natürlich die Langstreckler davon, deshalb muss ich mir die Rennen heraussuchen, die auch entsprechende Steigungen haben!“

Bei den Juniorinnen überraschte die Rumänin Denisa Ionela Dragomir die sieggewohnten Türken mit der Weltmeisterin Yasemin Can und gewann die Einzelwertungüber 3,4 km und 405 Höhenmeter, während Mannschaftsgold an die Türkei knapp vor Rumänien ging.

DLV-Team im Rahmen der Erwartungen

Die deutsche Mannschaft blieb bei den 10. Berglauf-Europameisterschaften in Bursa durchaus im Rahmen der Erwartungen, auch wenn vor allem der zwölfte Rang der Männermannschaft enttäuschte. „Wir gute Einzelresultate, aber auch mit Rang zwölf für das Männerteam ein enttäuschendes Resultat“, wertete der deutsche Berglauf- Berater Wolfgang Münzel das Abschneiden des DLV-Teams. „Unsere Männer hatten das Meisterschaftsrennen in Oberstdorf noch in den Knochen, das war vor allem bei Timo Zeiler zu erkennen!“ Der deutsche Meister lag bis zur Streckenmitte noch in einer kompakten Gruppe um Rang 12, ehe er im technisch anspruchsvollen Schlussteil noch merklich Boden einbüßte und als 34. deutlich hinter seinen Erwartungen blieb. „Mir hat am Ende einfach die Kraft gefehlt. Ich hätte besser auf den Start bei den Deutschen verzichten sollen….“ Die Enttäuschung stand dem Mannheimer sprichwörtlich im Gesicht geschrieben. Mit Zeiler, Korbinian Schönberger (LLC Marathon Regensburg/ 37.) und Josef Beha (FC Unterkirnach/ 41.) reichte es mit 112 Punkten nur zu Rang zwölf.

In letzter Minute geplatzt war das deutsche Frauenteam, da sich Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) wegen einer fiebrigen Erkältung abmelden musste. Sichtlich zufrieden zeigte sich Diana Lehmann (Potsdamer LC) mit Rang 23 noch vor so namhaften Läuferinnen wie der letztjährigen Europameisterin Marie-Laure Dumergues und der Junioren-WM-Dritten Adelaide Pantheon (beide Frankreich). „Wenn man sieht, dass es in Europa zwölf bis fünfzehn Nationen gibt, die sich stärker auf Berglauf konzentrieren und auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen, dann kann man angesichts unserer bescheidenen Möglichkeiten nur neidisch werden!“ so ein resignierter DLV-Berglaufchef. „Wir werden zu stiefmütterlich behandelt, so dass kaum wettkampfspezifische Maßnahmen möglich sind! Wenn dann noch eine unglückliche Terminierung mit unserer eigenen Meisterschaft hinzukommt, dann nehmen wir uns auch noch die minimalen Chancen!“