Laura Hottenrott, Domenika Mayer und Hanna Gröber mit toller Leistung hinter Kenia auf Rang zwei – Männerteam überzeugte als Vierter direkt hinter den Medaillengängen – Laura Hottenrott überragte als Vierte – Die Osterreicherin Andrea Mayr holte in einer einzigartigen Karriere das siebte WM-Gold – Tag 1 der World Mountain and Trail Running Championships
Es war zweifellos ein Traumstart für das Gastgeberland Österreich und auch für seine nördlichen Nachbarn, denn mit ihrem siebten WM-Titel sorgte die inzwischen 43jährige Ärztin Andrea Mayr bei den World Mountain and Trail Running Championships in Innsbruck und Stubaital für einen weiteren Höhepunkt ihrer einzigartigen Karriere und das deutsche Frauenteam mit Laura Hottenrott, Domenika Mayer und Hanna Gröber wurde mit 33 Punkten überraschend Zweiter hinter Kenia (17) und deutlich vor Groß-Britannien (51).
„Ich wußte, dass mein Rennen startet, wenn es steil wird“, kommentierte die Wiener Ausnahmeläuferin ihren sieben WM-Titel. „Ich habe mich sehr gut gefühlt und früh die Führung übernommen. Zu wissen, dass ich einige Verfolger hatte, das hat mich zusätzlich gepusht. Die flacheren Passagen sind nicht meins, da hat mich die Kenianerin auch überholt. Die Stimmung auf der langen Zielgeraden war enorm, so viele Menschen, allen voran meine Familie, feuerten mich an. Das letzte Steilstück war sehr hart, aber ich überglücklich, gewonnen zu haben!“ Tränen in den Augen bei der emotionalen Siegerehrung zeugen von der enormen Kraftanstrengung und der Genugtuung, ein weiteres Mal als Weltbeste im Berglauf durchs Ziel gelaufen zu sein.
Für Andrea Mayr wurden auf der überaus selektiven Strecke über 7,1 km und 1020 Höhenmetern mit der Passage über den Skihang hinauf zur Elfterhütte auf 2080 Metern 48:14 Minuten gestoppt. Die letzten dreihundert Meter hinauf zur Elferhütte wurden dabei zu einen Triumphzug für einer extatisch jubelnden Zuschauerkulisse. Die hartnäckige Kenianerin Philaries Jeruto Kisang folgte nach großartigem Kampf 37 Sekunden dahinter. Überraschend lief die US-Amerikanerin Grayson Murphy mit 49:22 Minuten auf den Bronzeplatz, hier hatte man in Fachkreisen eher mit ihrer Landsfrau und Titelverteidigerin Alie McLaughlin gerechnet, die nach einer Anfangsattacke letztlich nur 13. wurde.
Mit einem großen Ausrufezeichen kämpften mit Laura Hottenrott und Doemika Mayer zwei DLV-Läuferinnen mit den Weltbesten beim „Vertical“, wie der reine Bergauflauf inzwischen international bezeichnet wird. Und beachtlichem Erfolg, zumal sowohl Laura als auch Domenika eher als Langstrecken- und Marathonläuferinnen zu bezeichnen sind. Und Laura blieb trotz exzellentem Einsatz mit 49:46 Minuten der Griff um eine WM-Medaille noch verwehrt. Nach einem furiosen Lauf und permanenten Duellen mit der Französin Christel Dewalle und zuletzt Valentina Jepkoech Rutto lief Laura auf Rang vier und sackte auf die Knie – mit Tränen in den Augen. „Ich habe bestenfalls mit Top 10 gerechnet, aber nun Vierter. Das ist der Hammer!“ Und mußte nur eineinhalb Minuten warten, bis mit Domenika auf Rang sieben (!) bereits die zweite deutsche Läuferin über die Ziellinie stürmte. „Jetzt ist meine Medaillensammlung komplett“, freute sich die Regensburgerin. Denn zusammen mit Hanna Gröber auf Rang 22 langen die Deutschen völlig unerwartet auf dem Silberrang, noch vor so starken Nationen wie Groß-Britannien, Italien oder Frankreich. Am Samstag noch wurde Domenika beim 10.000 m-Europacup in Pacé (Frankreich) Dritte und holte der deutschen Mannschaft mit Alina Reh und Eva Dieterich Gold.
Bei den Männern wurde das „Vertical“ zu einer Machtdemonstration für die afrikanischen Läufer. Keinen Zweifel an seiner derzeitigen Dominanz ließ dabei Patrick Kipngeno, im Vorjahr in Chiang Mai Weltmeister und Gewinner des WMRA-Weltcups. Mit 40:18 Minuten ließ er die staunende Konkurrenz im wahrsten Sinne des Wortes stehen, denn erst eineinhalb Minuten später folgten Levi Kiprotich (Uganda) und Patricks Teamkollege Josphat Kiprotich (42:04). Noch am ehesten konnten als Fünfter der US-Läufer Joseph Gray (42:32) und der Spanier Daniel Osanz (42:41). Mit einer Enttäuschung endete das Rennen für Filimon Abraham, dem Nationscup-Gewinner 2021. Als Neunter blieb er klar unter seinen eigenen Erwartungen: „Ich hatte mir Top 5 ausgerechnet. Aber meine Beine waren müde nach vielen Flachkilometern im Training!“ Auch wenn sein Fokus klar auf Olympia 2024 und dem Start über die Marathondistanz ausgerechnet ist, zwinkerte er beim Ziel: „Die Classic-Strecke am Samstag liegt mir besser, da musst du nicht nur bergauf, sondern auch schnell bergab laufen. Und das kann ich…!“
Mit einem überzeugenden Julius Ott auf Rang dreizehn (!) und Maximilian Zeus (31.) schaffte das DLV-Team hinter Kenia (11 Punkte), Uganda (21) und der Schweiz (45) mit 53 Punkten einen feinen vierten Rang, einen Punkt vor Frankreich und drei Punkten vor Italien.