So das Bekenntnis der Speed-Siegerin auf dem Weisshorn – Benedikt Hoffmann läuft mit Härte und Ausdauer zum Weisshorn-Trail-Sieg.
Es war ein ehrliches Bekenntnis, das Cornelia Kern im Ziel des Weisshorn Trail in 2649 Metern in die Blöcke der Journalisten diktierte. Die multiple Sportlerin aus Chur strahlte dabei mit der herrlichen Wintersonne um die Wette, denn sie hatte sich von Laufkolleginnen überreden lassen und sich für die Herausforderung am Weisshorn entschieden – und dabei die durch nicht eindeutige Streckenmarkierungen für einen Teil der Starter verkürzte Variante über 10,5 km gewonnen.
„Der Snow Run steht auf meiner Bucket List mit 101 Dingen, die ich im Leben unbedingt einmal machen möchte“, begründete die Überraschungssiegerin ihre Entscheidung für den im Grunde mit 10 Meilen ausgeschriebenen Weisshorn-Trail. In Bezug auf ihre läuferische Orientierung überrascht die 45jährige ein weiteres Mal: „Eine kompetitive Orientierung ist nicht so mein Ding. Ich mache Skitouren, gehe Klettern und liebe Trails. Die Strecke ist wirklich gut zu laufen gewesen, auch die als schwierig bezeichnete Trailpassage. Ein megaschönes Erlebnis durch eine wunderschöne Landschaft, und der Ausblick hier oben ist traumhaft!“
Cornelia stand ebenso unverhofft im Mittelpunkt des Geschehens wie schon zuvor Tissi Hasler aus Pontesina, der die Speed-Variante des Weisshorn-Trails, nach Bekanntwerden der Fehlleitung von über 100 Startern wurde dieser Wettbewerb kurzfristig vom Organisationsteam kreiert und eine zusätzliche Wertung geschaffen, nach 1:21:38 Stunden mit drei Minuten Vorsprung gewonnen hatte, „Bei Maran fehlte sowohl die Streckenmarkierung als auch ein Streckenposten“, stellte der für das Dynafit-Team startende Tissi Hasler fest. „Ich bin dann noch einmal umgekehrt und dann mit drei anderen zusammen weitergelaufen. Ein Streckenposten sagte noch zu uns völlig überrascht: Seid ihr schon da? Ich habe mich dann im Tiefschnee von den Kollegen lösen können und bin nun hier im Ziel! “ Auf Rang zwei folgte mit Timo Schröder (1:24:55) ein deutscher Läufer, der ursprünglich aus Amberg stammt und inzwischen aber seit elf Jahren bei den Züricher Verkehrsbetrieben arbeitet und für die ON-running-Crew querbeet von Trail über Berg bis Straße alles läuft.
Nach 18 Männern und 6 Frauen, die allesamt final in die „Speed-Wertung“ eingruppiert wurden, überquerte mit Benedikt Hoffmann der eigentliche „Weisshorn-Trail-Sieger“, der die 16,8 Kilometer vom Obersee zum Weisshorn mit 1185 Metern Steigung und 273 Metern Gefälle nach 1:44:05 Stunden bewältigte. „Hartnäckig sein und sich nicht entmutigen lassen“, bezeichnete Benedikt Hoffmann das Erfolgsrezept unter schwierigen Bedingungen. „Im tiefen Trailgeläuf musste man verschiedentlich auf allen Vieren krabbeln, weil man so tief eingesunken war. Alles andere auf der Strecke konnte man wirklich genießen“, freute sich der in Stockach am Bodensee lebende 35jährige, der im Vorjahr vor allem in der Schweiz mit einigen herausragenden Erfolgen wie beim Swissalpine in Davos, beim Glacier 3000 in Gstaad oder beim 16 km-Eigertrail in Grindelwald auf sich aufmerksam machen konnte und zudem noch Masters-Berglaufweltmeister in Telfes im Stubaital werden konnte. „Ich habe den Lauf nicht so schwer erwartet, die vier Trail-Kilometer waren schon heftig…!“
Nur 47 Sekunden dahinter folgte mit dem 21jährigen Pascal Schmid der erste Verfolger des Deutschen, der vom Ziel über das im Tal liegende Chur auf seine Heimat in der Churfürsten-Bergkette blicken könnte. Der eigentliche Orientierungsläufer mit internationalen Meriten im Juniorenbereich wusste zumindest mit reichlich Schnee-Erfahrung ins Rennen gehen, schließlich ist er in den Wintermonaten zumeist auf Skiern trainingsmäßig unterwegs. «Ich werde künftig vermehrt Trails bestreiten, die Faszination dafür ist einfach vorhanden!»
„Zu 95 Prozent dürfen wir mit dem Swiss Snow Walk & Run, den wir auf Grund der Corona-Situation bei erschwerten Bedingungen durchführten, zufrieden sein“, blickt OK-Präsident Daniel Durrer zurück. Den Abzug führt er auf eine offenbar unklar signalisierte Streckenanpassung beim 10 Meilen-Weisshorn Trail zurück. Mit insgesamt 755 Meldungen konnten die Verantwortlichen um den Organisationsleiter die achtzehnte Auflage des Swiss Snow Walk & Run als absoluten Erfolg verbuchen. Dabei hatte man im Vorfeld nichts unversucht gelassen, die Tiefschneepassage im oberen Streckenabschnitt zum Weisshorn mit Schneeschuhen zu präparieren, da der sonst in diesem herrlichen Skigebiet vorherrschende Maschineneinsatz nicht möglich war.
„Grüezi wohl! “. „Herzlich willkommen! “. „Gratuliere! “. „Gute Erholung! “ Die Helfer auf dem Weisshorn begrüssten alle Finisher der schlussendlich beiden Weisshorntrails und überreichten ihnen eine Schutzmaske für die Fahrt mit der Luftseilbahn zurück nach Arosa. Corona bedingt gab es natürlich zahlreiche behördliche Auflagen, die beginnend mit dem Check-in bei der Startnummern-Ausgabe und final mit der Rückkehr mit der Weisshornbahn bzw. dem Zieleinlauf der anderen Wettbewerbe Halbmarathon, 12 km und 6 km sowie der Walking-Angebote sichbar waren. Dabei wurden 3G- und 2G-Regel kombiniert: Laufen und Walken für Geimpfte, Genesene und Getestete, Zutritt zum Kongresszentrum mit einer reduzierten Festwirtschaft, einer kleinen Sponsoren-Village und Garderoben nur für Geimpfte und Genesene, zudem im Innenbereich eine Maskenpflicht.
Der zur deutschen Nationalmannschaft zählende Benedikt Hoffmann war aber nicht der Einzige im Feld der 755 Gemeldeten mit einem eindrücklichen Leistungsausweis. Einen solchen besitzen auch der frühere Tennisprofi Marco Chiudinelli und der im vergangenen Sommer vom Spitzensport zurückgetretene Top-Degenfechter Benjamin Steffen. Die zwei Basler absolvierten, wie auch der Mister Schweiz 2008 Stephan Weiler und seine Ehefrau Maria Weiler, die sich vor drei Jahren am Swiss Snow Walk & Run kennengelernt hatten, die Kurzdistanz.
Am höchsten hinaus ging allerdings André Reithebuch. Der Mister Schweiz 2009, beruflich als Skilehrer und Zimmermann tätig und passionierter Läufer mit inzwischen drei Jungfrau-Marathon-Starts, lief aufs Weisshorn und finishte auf der Speed-Distanz als vielbeachteter Vierter. „Als ich realisierte, dass ich auf Grund fehlender Kilometer schneller als gewohnt auf dem Weisshorn sein werde, gab ich Vollgas“, so André Reithebuch, der übrigens inzwischen als passionierter Läufer schon dreimal beim Jungfrau-Marathon startete.
Die 19. Ausgabe des Swiss Snow Walk & Trail ist mit dem 21. Januar 2023 bereits terminiert.