Maude Mathys krönte stimmungsvolle EM am Matterhorn
Überraschung durch den Briten Jacob Adkin bei den Männern – Stefanie Doll und U20-Läufer Dominik Müller sorgten als Sechste für die besten DLV-Resultate
Der finale Anstieg zum Ziel auf dem Riffelberg auf 2.582 m wurde zum einzigartigen Triumphzug für die 35jährige Maude Mathys, die bei der „Heim-EM“ vor dem weltbekannten Matterhorn die erwartete Goldmedaille gewann – und dies in der eindrucksvollen Serie von nunmehr drei Siegen in Folge nach Kamnik und Skopje nun auch in Zermatt. Mit der Österreicherin Andrea Mayr hatte die bislang zumeist mit mehreren Minuten siegreiche Maude Mathys allerdings mehr Gegenwehr als ihr lieb sein dürfte, denn die frühere mehrfache Welt- und Europameisterin zeigte sich auf dem Parcours von Zermatt auf den Riffelberg angriffslustig und ging sogar zeitweise in Führung. „Ich denke, dass die Höhe heute ausschlaggebend war, im Schlußteil war sie einfach stärker“, anerkannte die 39jährige Ärztin aus Gmund, die mit einer Minute Rückstand die Silbermedaille gewann. Hinter den überraschend wiederum siegreichen Italienerinnen und den gewohnt starken Französinnen holte die Schweiz die Bronzemedaille.
Das ebenso über 10,1 km führende Männerrennen fand hingegen einen überraschenden Ausgang. Der 23jährige Schotte Jacob Adkin, der bislang bei seinen Starts bei Welt- und Europameisterschaften als beste Platzierung Rang sechs in Andorra (2018) erreichte, war der kompletteste Läufer im Feld der achtzig Läufer aus 27 Nationen. Im wechselnden Terrain mit Anstiegen unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und Flachpassagen war Adkin der starken Konkurrenz überlegen. In 53:21 Minuten lag er 25 Sekunden vor dem jungen Stian Aarvik aus Norwegen, der 2015 im portugiesischen Porto Moniz U20-Europameister geworden war und, da reine bergaufführende Titelkämpfe im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden, dem eigentlichen Titelverteidiger Xavier Chevrier. Die zudem als Mitfavoriten ins Rennen gegangenen Cesare Maestri (Italien, Johan Bugge (Norwegen) und Robbie Simpson (Groß-Britannien) fanden sich im geschlagenen Verfolgerfeld auf den Plätzen fünf bis sieben. Adkin legte schließlich auch den Grundstock zum Mannschaftsgold, das die Briten mit 17 Punkten knapp vor Italien (18) und Norwegen (23) gewinnen konnte.
Auch wenn die eindrucksvollen Siege von Benedikt Hoffmann (Marathon) und Sammy Schu (Ultra-Marathon) beim Gornergrat Zermatt Marathon am Sonntag bei den Berglauf-Europameisterschaften keine Fortsetzung fanden, schlugen sich die deutschen Bergläufer in der ungewohnten Höhenlage zum Teil beachtlich. Allen voran natürlich Stefanie Doll, die im stark besetzten Frauenfeld über 10,1 km und 1020 Höhenmeter bei Streckenhälfte sogar den dritten Rang vor Augen hatte, am Ende aber im Ziel am Riffelberg in 2582 m Höhe Sechste wurde. „Ich hatte mit der Höhe Probleme, sodass es mir bei Kilometer neun sogar schwindlig wurde. Aber letztlich bin ich mit Rang sechs sehr zufrieden“, freute sich die Schwarzwälderin, im Vorjahr bei ihrem ersten internationalen Einsatz WM-Vierzehnte, über die Topplatzierung, die wegen einer Fersenverletzung in der finalen EM-Vorbereitung zumeist auf dem Rad trainierte. Exakt eine Minute dahinter lief bereits mit Lisa Oed die U20-Europameisterin von 2017 in ihrem ersten „Frauenjahr“ auf einen nicht minder beachtlichen neunten Rang ein. Das DLV-Team musste den kurzfristigen Ausfall der einstigen U20-Weltmeisterin Sarah Kistner wegen einer Erkältung verkraften und kam mit 56 Punkten hinter Italien (22), Frankreich (26) und der Schweiz (31) auf den vierten Rang.
Noch 800 Meter vor dem Ziel lag der deutsche U20-Cross- und Berglaufmeister Dominik Müller im Juniorenrennen über 5,9 km und 448 Höhenmeter auf Rang vier, wurde aber im dramatischen Finale von noch zwei Konkurrenten überholt, sodass es für den talentierten Läufer des SSC Hanau-Rodenbach ebenfalls Rang sechs wurde. Das DLV-Team wurde Fünfter.Im finalen Männerrennen war der inzwischen zur Weltspitze im Skibergsteigen zählende Anton Palzer als 25. der beste deutsche Läufer, das Team belegte Rang acht.