34. Montée du Grand Ballon

Weltmeisterlicher Auftritt des WeltmeistersPetro Mamu aus Eritrea „zerlegte“ Jonathan Wyatts Streckenrekord um fast eine Minute – Dreifacher Erfolg für die Männer aus Eritrea beim Berglauf-Weltcup-Rennen am Grand Ballon – Beim wenig Weltcup würdigen Rennen der Frauen wird Melanie Noll Dritte

Der Grand Ballon ist mit 1424 m der höchste Berg der Vogesen und als Zielpunkt für Wanderer, Biker mit und ohne PS-Unterstützung – und seit 34 Jahren auch für die weltbesten Bergläufer ein lohnender Trip. Französische Meisterschaften, Wertungslauf für die Trophée des Vosges, und Grand-Prix- bzw. Weltcup-Rennen des Berglauf- Weltverbandes WMRA sind allesamt hervorragende Kriterien, die den Montée du Grand Ballon zu einem Berglauf der höchsten Kategorie machen. Durch die verkehrsgünstige Lage im Dreiländereck zwischen Deutschland, der Schweiz und Frankreich ist Internationalität Trumpf in Willer-sur-Thur, dem Startplatz des Laufspektakels. Eine Gala-Besetzung ist ein, ein großes Teilnehmerfeld ein weiteres Merkmal für einen attraktiven Berglauf. Mit Jean- Alain Haan zudem ein Organisator, der stets auf der Höhe des Geschehens ist und als Journalist zudem vielfältige Kontakte pflegt.

Nach dem erfolgreichen Auftakt des seit diesem Jahr unter dem Begriff Weltcup firmierenden Circuit von sechs Veranstaltungen eine Woche zuvor am Muttersberg in Bludenz (Österreich) dominierten beim zweiten Wertungslauf zumindest bei den Männern die absoluten Stars der Szene. Eindrucksvoll setzte sich dabei über 13,2 km und 1231 Höhenmetern der Berglauf-Weltmeister Petro Mamu (Foto) bei seinem Auftaktrennen in Europa vor einem durchaus dem Anlass Weltcup würdigen Starterfeld ab und gewann mit drei Minuten Vorsprung (!) vor seinen mit WM-Medaillen ebenso dekorierten Landsleuten Azaria Teklay und Debessay Tsege. Die Siegerzeit von 57:36 Minuten ist allerdings ein Hammer, denn die Zeit ist eine satte Verbesserung des von Jonathan Wyatt (Neuseeland) im Jahr 2004 erreichten Streckenrekords von 58:19 Minuten! Der 29jährige Eriträer, im Vorjahr unter anderem Sieger am Hochfelln in Bergen (Deutschland), an den Drei Zinnen in Sexten (Italien) oder am Großglockner in Heiligenblut (Österreich), ist zweifellos das Maß der Dinge, sicherlich auch für die in diesem Jahr wiederum in der Tendenz bergaufführenden Weltmeisterschaften in Casette di Massa (Italien).

Wie gesagt drei Minuten später folge mit Azaria Teklay der zweifache Vize-Weltmeister von Campodolcino (2009) und Valle Camonica (2012), der wiederum 17 Sekunden vor Debessay Tsege lag, der als Mannschaftsweltmeister 2012 auch als Vierter (2012) und Sechster (2009) schon zwei Spitzenresultate in der Einzelwertung abliefern konnte. Ein starkes Rennen lieferte der französische Meister Julien Rancon ab, der mit 1:01:12 nur einen geringen Rückstand auf zumindest die Ränge zwei und drei hatte. Hinter den Franzosen Georges Burrier und Benjamin Bellamy wurde es wieder international mit dem Neuseeländer Glenn Huges und dem vielgereisten Italiener Emanuele Manzi. Auf Rang neun zeigte der junge Belgier Jente Joly ein anständiges Rennen, wenngleich der Junioren-WM-Dritte 2012 mit 1:08:28 Stunden schon einen satten Rückstand selbst auf die besten Franzosen hatte. Eine enttäuschende Leistung zeigte hingegen als Zehnter der Dritte vom Muttersberg, der Kenianer Hirum Wandangi, der auf die Weltspitze schon dreizehn Minuten verlor und mit 1:10.48 Stunden auch platzmäßig außerhalb der Prämienränge lag.

Ein dem Weltcup-Circuit nicht würdiges Spitzenfeld ging in Goldbach an den Start. Im Prinzip hatten auf der 8,4 km langen Strecke mit 822 Höhenmetern nur drei (!) Läuferinnen internationales Niveau. Allen voran die Italienerin Valentina Belotti, die Weltmeisterin 2009 (bergauf-bergab) und zweifache Vize-Weltmeisterin 2010 und 2012 (bergauf). In 47:41 Minuten kam sie zum dritten Sieg in Folge, ihr Streckenrekord aus dem Jahr 2012 mit 45:50 blieb allerdings unangetastet. Zweite wurde die Ungarin Timea Merenyi (49:12) vor der Annweilerin Melanie Noll, der deutschen Meisterin 2012, die auf 49:54 Minuten kam. 

„Ich kann mir das überschaue Feld nur damit erklären, dass wegen der unterschiedlich angegebenen Startzeiten einige Frauen nicht rechtzeitig am Start in Goldbach waren“, wusste Melanie Noll eine mögliche Erklärung. Egal wie auch immer, mit Rang drei sammelte sie weitere Weltcup-Punkte nach ihrem siebten Rang von Bludenz. „Ich habe mich erst kurzfristig für das Rennen entschieden. Meine Trainingspartnerin Christine hat mich dazu überredet“, blickte sie ohne jeglichen Vorwurf zur aus Weissemburg stammenden Französin Christine Poyet, die als Fünfte allerdings schon viereinhalb Minuten zurück lag.

Bei einem herrlichen Rundblick vom höchsten Vogesengipfel ließen sich eindrucksvolle Bilder schießen, allerdings war es bei einem stürmischen Wind auch gerade einmal 12° Celsius warm. Im Startort Willer-sur-Thur hingegen konnte man bei knapp 20° im Café sitzen. Bedauerlich sicherlich, dass selbst in „Grenznähe“ nur wenige Deutsche den Weg in die Vogesen gefunden haben. Unterstreicht allerdings auch, dass viele unserer leistungsstärkeren Bergläufer lieber auf regionalem Terrain laufen als bei einem attraktiven Berglauf mit internationaler Güte, wie eben am Grand Ballon.