Der namhafteste deutsche Berglauf im Chiemgau hat nichts von seiner Attraktivität verloren – Die fünffache Weltmeisterin Andrea Mayr gewinnt vor der stark laufenden U20-Europameisterin Sarah Kistner – Früherer U20-Weltmeister Yossief Tekle trägt sich in die Siegerliste beim 42. Hochfelln-Berglauf in Bergen ein – Berglauf-Weltcup-Finale 2016 in Bergen? – Peinliche DLV-Posse bei Münzel-Ehrung
Auch im 42. Jahr hat der Hochfelln-Berglauf in Bergen im Chiemgau nichts an seiner Attraktivität eingebüßt. Diesen nachhaltigen Beweis konnten Georg „Bibi“ Anfang und Jürgen Schmid einmal mehr vorlegen, wenngleich auch mit Petro Mamu der Weltmeister 2012 und Gewinner namhafter Bergläufe dieser Saison aus privaten Gründen kurzfristig absagen musste. Dafür rückte einmal mehr die fünffache Weltmeisterin Andrea Mayr nach ihrem Late-Entry-Start ins Blickfeld, denn erst am Abend zuvor hatte sich die 36jährige Ärztin zu einem Start im Chiemgau entschieden.
Trotz ihrer Vorbereitungen auf den Frankfurt-Marathon lieferte Andrea Mayr auf der 8,9 km langen Strecke mit 1074 Höhenmetern eine Klasseleistung ab und lief mit 48:24 Minuten als Gesamtzwölfte eine Spitzenzeit. Im Duell mit den besten deutschen Läuferinnen überraschte die 18jährige U20-Europameisterin Sarah Kistner als erste Verfolgerin der weltbesten Bergläuferin. Mit 51:57 Minuten lag sie deutlich vor der mitfavorisierten Antonella Confortola (52:47) und den Berglauf-Meisterinnen der Jahre 2012 und 2014, Melanie Noll (53:09) und Julia Viellehner (53:42) und lief mit dieser starken Endzeit unter die Top 20 der „ewigen Bestenliste“ des Hochfelln- Berglaufes.
Als Tagesschnellster stellte sich erstmals der frühere U20-Weltmeister Yossief Tekle aus Eritrea vor, der seit einem Jahr nahe Augsburg lebt und vom aktiven Mastersläufer Franz Herzgesell bei der LG Reischenau betreut wird. Mit 43:42 Minuten lag er allerdings nur knapp vor dem Italiener Antonio Toninelli und dem Polen Andrzej Dlugosz. Auf den nächsten Plätzen kamen mit dem Streckenrekordler und siebenmaligen Weltmeister Jonathan Wyatt und dem aktuellen WM-Dritten Robbie Simpson zwei weitere Prominente ins Ziel. In Abwesenheit der deutschen Berglaufspitze wurde etwas überraschend Fabian Alraun Siebter, U23-Läufer Maximilian Zeus wurde Neunter vor dem talentierten 18jähringen Stefan Knopf. .
Augenzeuge des Berglauf-Spektakels am Hochfelln wurden übrigens der frühere DLV-Präsident Professor Helmut Digel und der WMRA-Director Wolfgang Münzel. Der frühere deutsche Berglauf-Berater sollte am Hochfelln übrigens mit der Goldenen Ehrennadel des DLV für seine langjährigen Bemühungen um den deutschen Berglauf ausgezeichnet werden. Doch der dafür vorgesehene Berglaufberater Kurt König war schon längst wieder in Richtung Mittenwald aufgebrochen, sodass der örtliche Ausrichter spontan die Ehrung übernehmen musste.
Und Wolfgang Münzel hatte übrigens noch eine nette Überraschung für den rührigen Skiclub Bergen im Gepäck, denn wenn es nach den Vorstellungen des Berglauf-Weltverbandes WMRA geht, dann soll Bergen 2016 Finalort der sechsteiligen Berglauf-Weltcup-Serie werden. „Der Hochfelln-Berglauf hat sich seit Jahren mit absoluten Weltklassefeldern einen besonderen Ruf in der Berglaufszene erarbeitet und wäre für uns der Wunsch-Kandidat als Finale“, so Münzel. Auch wenn sich Bibi Anfang und Jürgen Schmid an der Spitze des Organisationsteams noch Bedenkzeit erbaten, zweifelt in Insiderkreisen kaum jemand an einer Zusage aus dem Chiemgau.