Sie ist die Queen im Mountain-Running, denn sie beherrscht die Klaviatur des geländebetonten Laufens. Denn nach den beiden Titeln bei den Titelkämpfen auf europäischer Bühne im französischen Annecy gewann Nina Engelhard auch das Weltchampionat im spanischen Confranc in den Pyrenäen sowohl im Vertical Race als auch beim Classic Race auf bergauf-bergab führendem Terrain.
Und der 18jährigen Julia Ehrle gelang im U20-Wettbewerb ein weiterer Coup in ihrer jungen, aber schon überaus erfolgreichen Karriere mit der Goldmedaille im Duell mit starken Konkurrentinnen aus Uganda.

Mit dreimal Gold steht Deutschland im Medaillenspiegel der 3. World Mountain and Trail Running Championships in Canfranc wahrlich glänzend da. Ein Wehrmutstropfen sind gewiss die nicht gerade überzeugenden Teamleistungen, die verdeutlichen die Schwäche hinter den Spitzenkräften wie Nina Engelhard, Laura Hottenrott sowie Julia Ehrle im Nachwuchsbereich. Dies um so mehr, wenn Topathleten wie Lukas Ehrle und Katharina Hartmut nicht zur Verfügung stehen.
Es sollte ein „goldener Sonntag“ für Deutschland werden nach den doch eher ernüchternden Wettbewerben im Trailrunning sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langdistanz. Schon früh begann die Mission Gold für Julia Ehrle, denn um 8.15 Uhr gingen die U20-Girls auf die Strecke mit 7,8 km und 397 Höhenmetern war. Die offenbar wenig wettkampferfahrenen Starterinnen aus Uganda stürmten auf dem zunächst flachen Anlauf auf Asphalt mächtig los, sodass selbst mit Julia die U20-EM-Dritte über 5000 m mit Abstand zusammen mit der Tschechin Vendula Soukalova folgte.
Doch schon am höchsten Punkt der Runde hatte die Schülerin aus Villingen-Schwenningen den Rückstand auf Nancy Chepkwurui und Felister Chekwemoi aufgeholt und sich resolut an die Spitze gesetzt, bevor es zum Teil auf tückischem Untergrund und vielen Serpentinen bergab zum Ziel an der schmucken Railway Station von Confranc ging. Dabei offenbarte Julia ungeahnte Bergab-Fähigkeiten, denn bislang hatte sie vor allem bergauf wie zuletzt auch bei den deutschen Meisterschaften in Oberstdorf hinter Nina Engelhard und Laura Hottenrott überzeugen können.
Mit einem frappierend großen Abstand von 37 Sekunden durfte Julia im Ziel jubeln, bevor Nancy und Felister mit 39:24 bzw. 39:29 folgten. Aus der Ferne jubelte aber auch mit Lukas Ehrle ihr Bruder, der von seiner US-Universität keine Starterlaubnis für diese Weltmeisterschaften erhalten hatte. „Mega“, so der erste Kommentar einer total überwältigten Siegerin, die mit ihrer läuferischen Klasse, die inzwischen auf Flachdistanzen wie auch bergauf und vor allem auch bergab internationale Erfolge beschert. „Ein Traum geht für mich in Erfüllung“ so Julia, „glauben kann ich es derzeit noch nicht richtig!“ Und ihr Bruder postete voller Stolz: „Meine Schwester ist Weltmeisterin!“
Im Feld der 61 Juniorinnen kam Hannah Lösel auf Rang 32. nach 44:33 Minuten. Die Mannschaftswertung sicherte sich „natürlich“ Uganda mit 14 Punkten vor Italien (35) und Spanien (40) und der Schweiz (43.). für die Wertung eines deutschen Teams fehlte leider die dritte Läuferin.
Dieses kam bei den U20-Junioren zustande, mit 113 Punkten lag Team Germany auf Rang sieben, „vorne“ setzte sich Uganda dank des Dreifacherfolgs von Titus Musau (33:09) vor Enos Chebet (33:26) und Abraham Cherotich (33:32) mit der Idealpunktzahl 6 vor Groß-Britannien (29) und der Schweiz (34), die durch Matthieu Bührer und Loic Berger die Plätze vier und fünf in der Einzelwertung belegen konnte. Bester im DLV-Team war Lennart Rössler auf Platz 23. in 36:50 Minuten.
„Ich habe mich in den letzten drei Tagen mit Eis, leichtem Joggen und anderen Aktivitäten erholt“ erklärte Nina Engelhard ihren schier unglaublichen Auftritt nach der herausragenden Energieleistung beim Vertical mit Steigungen bis zu 30 Prozent zum Auftakt der Titelkämpfe. „Dennoch bekam ich Krämpfe während des Abstiegs, aber ich konnte diese kontrollieren und somit den Sieg absichern!“
In der Tat, es war eine Glanzleistung der besonderen Güte, denn die 28jährige Kasselerin hatten in der Tat nur wenige Fachleute im Fokus. Eigentlich unverständlich, doch Nina versteht es, mit einem eigenwilligen, aber höchst effizienten Training die Topform bei den Saisonhöhepunkten zu erreichen, „ich habe schon früh im Rennen die Führung übernommen, um genügend Vorsprung für den Downhill hinauszulaufen“, so die letztlich erfolgreiche Taktik zum Gewinn der Doppel-Weltmeisterschaft.
Fast unvorstellbare zwei Minuten hatte Nina Engelhard nach zwei Runden bei den insgesamt 14,3 km mit 775 Höhenmetern herausgelaufen, ehe mit der Kenianerin Ruth Gitonga (1:12:54) und der überraschend zu Bronze laufenden Oria Liaci (1:13:15) die ersten Verfolgerinnen eintrafen. Im geschlagenen Feld so prominente Asse wie die in der Weltrangliste auf den Plätzen drei und fünf platzierten Joyce Muthoni (4./ 1:13:37) und Gloria Chebet (8./ 1:14:39) sowie die World-Cup-Siegerin 2025 Scout Adkin, die sogar nur 16. In 1:16:30 wurde.
Das deutsche Frauenteam wurde mit zudem Madlen Kappeler (47.) und Kim Strohmann 74.) mit 122 Punkten Zwölfter, an der Spitze jubelte Kenia (14) vor den USA (32) und der Schweiz (35).
Ein überaus spannendes Rennen lieferten sich im abschließenden Männerrennen über ebenfalls 14,3 km Martin Kiprotich (Uganda) und Ombogo Kiriago (Kenia) mit dem besseren Ende für den Kenianer (1:02:30), der sich in diesem Jahr auch den World Cup sichern konnte. Bronze gewann mit dem Weltranglistenersten Paul Machoka (1:03:25) ein weiterer Kenianer, sodass die Teamwertung eine sichere Angelegenheit für die Ostafrikaner mit 8 Punkten wurde. Uganda wurde Zweiter (28) vor Italien (39). Wie zuvor schon Oria Liaci wuchs auch bei den Männern mit Dominik Rolli ein Schweizer Läufer über sich hinaus und wurde als bester Europäer Vierter des Gesamteinlaufs.
Im 136 Starken Teilnehmerfeld schlugen sich die deutschen Männer achtbar. Bester DLV-Starter war überraschend Konstantin Wedel, der sich in diesem Jahr gerade im Berglaufbereich recht rar tat, auf Position 27 (1:08:07) direkt vor Julius Ott (28./ 1:08:16), das Team komplettierte Maximilian Zeus (48./ 1:10:58) und wurde Neunter mit 103 Punkten. Hinter Kenia liefen Uganda (28) und Italien (39) auf die Medaillenplätze, hinter den USA (48) und Spanien (65) kam Österreich mit dem als Fünfzehnten platzierten Manuel Innerhofer auf Rang sechs (70).
Die beiden Trail-Wettbewerbe mit höchsten technischen Ansprüchen standen am Freitag und Samstag ganz im Zeichen überragender Einzelkönnerinnen. So demonstrierte auf der Short-Distanz über 44,5 km und 3567 Höhenmeter die schwedische OK-Spezialistin Tove Alexandersson ihre Klasse in 5:04:10 Stunden und einem halbstündigen Vorsprung auf die Spanierin Sara Alonso (5:38:15) und die Britin Naomi Lang (5:38:54) wie auch tags darauf die US-Amerikanerin Katie Schide auf der Langdistanz mit 81,2 km und 5413 Höhenmetern und einer Endzeit von 9:57:59 Stunden vor der Nepalesin Sunmaya Budha (10:23:03) und der Italienerin Fabiola Conti (10:35:51).
Nicht in Teamstärke angetreten schlugen sich Daniela Oemus (29./ 6:13:58) und Sarah Kistner (30./ 6:14:40) beim Short Trail wacker. Auf Rang 28 in 11:57:46 Stunden kam Ida-Sophie Hegemann beim Long Trail, das deutsche Team mit zudem Lotti Brinks (32./ 12:09:02) und Eva-Maria Sperger (40./ 12:26:17) auf Platz sieben. Vorzeitig aufgeben musste dabei mit Rosanna Buchauer die WM-Fünfte von Innsbruck 2023).
Nach spannendem Rennverlauf setzte sich auf der Langdistanz mit Jim Walmsley der absolute Crack der Szene nach 8:35:11 vor den beiden Franzosen Benjamin Roubiol und Louison Coiffet mit 8:46:05 ein. Aus dem deutschen Team (Rang 15) ragte Manuel Hartweg auf Rang 28 in 9:59:40 deutlich heraus. Auf der Kurzdistanz behauptete sich letztlich der Franzose Frederic Tranchand (4:42:10) knapp gegen die Spanier Manuel Merillas (4:45:33) und Andreu Blanes (4:51:52). Für die DLV-Starter blieb lediglich Rang 16, bester Starter dabei Moritz auf der Heide als 36. (5:28:46).