Überzeugende Auftritte durch Lavageröll und Vulkanasche am Ätna

DLV-Mastersläufer gewannen viermal Gold – Zwei Titel für Winfried Huber, bei den Frauen durften Regina Rieger und Monica Carl über Gold jubeln

Der größte der noch aktiven Vulkanmassive in Europa hat es mit den Masters Berg- und Trailläufern im wahrsten Sinne gut gemeint, denn unmittelbar am Tag der letzten Rennen bei den European Masters Athletics Off-Road Running Championships in Nicolosi (Sizilien) spuckt der Ätna glühende Lava und Asche in den Himmel, begleitet von leichten Beben. Wie der Online-Nachrichtendienst „tageschau.de“ am Montag (2. Juni) meldete am Mittag: „… Der Ätna auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist erneut ausgebrochen: Seit den Morgenstunden spuckt der größte aktive Vulkan Europas glühende Lava und Asche. Wie das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) mitteilte, wurde eine pyroklastische Strömung beobachtet – also eine Art feurige Staublawine aus Asche, Gas und Gestein, die durch einen Einsturz an der Nordseite des Südostkraters ausgelöst wurde. Nach ersten Erkenntnissen blieb das heiße Material innerhalb des abgelegenen Valle del Leone. Die Gegend liegt fernab bewohnter Orte. Vorsorglich wurde die Flugwarnstufe auf Rot angehoben. Der internationale Flughafen Catania bleibt aber vorerst in Betrieb…“

Ein gewisses „mulmiges Gefühl“ konnten jedoch viele der 500 Mastersläufer nicht verhehlen, wenngleich die letzte Eruption schon dreieinhalb Jahre zurückliegt, kleinere Eruptionen nicht eingerechnet. Sie alle bewegten sich in einer höchst abwechslungsreichen Landschaft, die kleine Nadelwaldinseln wie auch mondähnliche Gebiete aufzuweisen hat. Die Organisatoren des Europa-Championats hatten ganz im Gegensatz zu „normalen“ Berg- und Trailläufen der Anforderung entsprechende Ausrüstungen vorgeschrieben, die von einem mitzuführenden Trinkbecher (der Verlust wurde sogar mit Disqualifikation geahndet) bis hin zu einer Rettungsdecke reichten. Wie die European Masters Athletics-Präsidentin Valentina Fedjuschina schon in ihrem Grußwort unterstrich, sollten diese Europameisterschaften weitaus mehr als nur Meisterschaften, sondern in erster Linie ein unvergessliches Erlebnis in einer außergewöhnlichen Landschaft werden.

In der Realität hieß es vor allem, auf zumeist ungewohntem Terrain (rustikale Geröllabschnitte, Lavasand) und in außergewöhnlichen Höhen bis nahe an der 3000 m-Grenze diese besonderen Herausforderungen zu meistern.

Nach einer stimmungsvollen Eröffnungsfeier an der Piazza Vittorio Emanuele stand am ersten Renntag der Classic-Wettbewerb (9,0 km/ +- 430 m) im Ätna-Park mit Start und Ziel am Rifugio La Ginestra di Monte Concilio auf dem Programm. Für die DLV-Starter gab es dabei gleich zwei Goldmedaillen zu feiern. Der Rosenheimer Winfried Huber gewann dabei nach 47:06 Minuten die M65 und lag dabei knapp vor seinem „Dauerrivalen“ Gilles Farina aus Frankreich, der mit 47:27 nur knapp dahinter folgte. Bei den Frauen überraschte Regina Rieger (TV Maikammer) bei ihrem internationalen Debüt als Siegerin der W40, in 51:46 Minuten hatte sie einen sicheren Vorsprung vor der Schwedin Asa Bergmann (53:00). Für den sieggewohnten M55er Miguel Molero-Reichwein sollte die Bronzemedaille beim Auftaktrennen in 42:02 Minuten die einzige Medaille bleiben, denn der vielfache Welt- und Europameister wurde im Vertical Sechster und auf der Long Distance Vierter. Der Tagesschnellste im Ätna-Park war Thomas Roach (Gbr/ 35:44), die schnellste Zeit lief Marco Benz (M40) mit 40:55 Minuten, womit er die Medaillenränge knapp verpasste. Bei den Frauen gewann die noch in der W35 gewerteten Rumänin Paula Claudia Todoran in 44:16 Minuten vor der gleichaltrigen Beatriz Roman Soriano (Spanien/ 44:44) und der früheren britischen Weltklasseläuferin Victoria Wilkinson (45:52). Die schnellste Zeit schaffte Stefanie Hermel mit 51:39 Minuten, damit wurde sie Fünfte der W45. Elisabeth Srpinger holte als Zweite der W35 in 1:37:14 die Silbermedaille für das deutsche Team. 356 Masters beendeten dieses Rennen, darunter 121 Frauen.

Eine besondere Herausforderung stand mit dem Vertical über 4,4 km und 1010 Höhenmeter am zweiten Tag der Titelkämpfe an. Glücklicherweise hatte auch der Wind ein Einsehen, der noch am Vortag mit Geschwindigkeiten von 90 Stundenkilometer „stürmte“ und eine Durchführung unter diesen Bedingungen unmöglich gemacht hätte. Wie schon zum Auftakt gab es auch hier zwei Europameistertitel zu feiern. Winfried Huber ließ sich auf der höchst anspruchsvollen Strecke mit Steigungen bis 35 % nichts vormachen und distanzierte in 53:52 Minuten seinen Konkurrenten Gilles Farina um glatt drei Minuten. Bei diesen steilen Anstiegen zeigte sich Monica Carl in ihrem Element, denn die für die LG Welfen startende W50-Läuferin lief als Gesamtachte 56:42 Minuten und gewann damit vor der früheren Berglauf-Weltmeisterin Angelka Mudge, die mit 59:02 deutlich zurück die Silbermedaille gewann. Aber damit nicht genug im Medaillenranking für den DLV: Regina Rieger lief als Tagessechste in 56:21 zu Rang drei in der W40-Kategorie, Gertrud Ott und Bärbel Paul holten Silber in der W60 bzw. W70, Elisabeth Springer wurde Dritte der W75. Die Tagesschnellsten im Vertical waren wiederum Thomas Roach (Gbr/ 42:14) und in einem spannenden Finish die Belgierin Charlotte Cotton (53:48) vor der Classic-Siegerin Paula Claudia Todoran (53:55).

Und Medaille Nummer drei gab es für Winfried Huber auf der Long Distance über 29 km und 920 m. Diesmal drehte allerdings Gilles Farina den Spieß herum und sicherte sich den Titel nach 3:43:29 Stunden und gut dreißig Sekunden vor dem Deutschen – eine gewiss eindrucksvolle Bilanz füpr den Rosenheimer. Ebenfalls Silber gewann die Classic-Europameisterin Regina Rieger in der Klasse W40 nach 3:56:23 Stunden wie übrigens auch Brigitte Hoffmann (LG Welfen/ W65/ 5:08:06). W55-.Dritte wurde zudem Ulrike Suttkus. Schnellster DLV-Starter auf der Long Distance war Alexander Barnsteiner als 14. Der Gesamtwertung, der als Vierter der M50 mit 3:12:19 Stunden knapp an Bronze vorbeischrammte.  Rang vier gab es auch für Marco Benz (3:13:51) in der M40-Kategorie. Mit Dieter Probst auf Rang drei M70 rundeten die DLV-Starter eine starke Gesamtbilanz in der Einzelwertung ab.

Der überragende Athlet der dreitägigen Masters-Titelkämpfen war der Brite Thomas Roach, der alle drei Wettbwerbe mit großem Vorsprung gewinnen konnte. Auf der abschließenden Langdistanz hatte der in Innsbruck lebende Biologe mit der Siegerzeit von 2:44:01 Stunden über zehn Minuten auf die Verfolger mit Mariethoz Cédric (Schweiz/ M50) und Shaban Mustafa (Bulgarien/ W45). Die Frauenwertung sicherte sich die Französin Héléne Darragon (3:21:42) vor Victoria Wilkonson (3:30:03).