Überraschungen bei der Berglauf-DM

Josef Katib und Tina Fischl deutsche Berglaufmeister in Bühlertal – Souveräner Durchmarsch der U 20- WM-Mannschaft bei den erstmals ausgetragenen U20-Meisterschaften – Sarah Kistner holt nach 5000 m- Titel auch den im Berglauf

Mit 300 Teilnehmern bei den deutschen Berglaufmeisterschaften im Rahmen des Hundseck-Berglaufes in Bühlertal gab es nicht nur eine erfreuliche Resonanz, sondern auch durchweg überraschende Resultate. Hinter dem eriträischen Vize-Weltmeister Youssif Tekle und dem britischen EM-Zweiten Robbie Simpson wurde Joseph Katib (TSG 08 Roth) über 9,5 km und 776 Höhenmeter und neuer Titelträger und verwies mit einem mutigen Tempolauf den letztjährigen Meister Stefan Hubert (SV Sömmerda) auf den zweiten Rang. Erstmals kletterte Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) als Dritter auf einen Medaillenrang. Bei den Frauen konnte die favorisierte Melanie Noll (TSV Annweiler) dem schnellen Tempo von Nicole Kruhme (GutsMuths Rennsteiglaufverein) und Tina Fischl (LG Passau) nicht folgen, den Titel holte sich mit einem starken Finish im Skihang die 39jährige bayerische Läuferin.

Als erstes durften allerdings die U20-Juniorinnen jubeln, denn für die jungen Nachwuchsläuferinnen betrug die Streckenlänge bei den erstmals ausgetragenen Titelkämpferinnen 6,2 km und 540 Höhenmeter. Und der Zieleinlauf am Hotel Plättig verlief standesgemäß – mit dem Sieg für die Berglauf-WM-Zweite Sarah Kistner (MTV Kronberg) in 31:27 und vierzig Sekunden Vorsprung vor ihren Teamkolleginnen Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) und Annika Seefeld (LG Staufen), die im Ziel nur eine Sekunde getrennt einliefen. Damit setzte sich exakt das Team bei der Nominierung für die Berglauf-EM in Porto Moniz auf der Insel Madeira (4. Juli) durch, das im Vorjahr in Casette di Massa zum Weltmeisterschaftstitel lief.

Am Mehliskopfturm in 1007 m hingegen wurden die Titel bei den Männern, Frauen und den Senioren vergeben. Und jubeln durften zwei Athleten, die man nicht unbedingt auf der Rechnung haben musste. Der gebürtige Marokkaner Joseph Katib lief sein bislang bestes Berglaufrennen – und wurde mit dem Titel belohnt. „Ich habe mich vor zwei Jahren durch den Berglaufchef Wilfried Raatz animiert, erstmals im Berglaufen versucht und kann jetzt bei einer Europameisterschaft im Nationaltrikot starten. Für mich ist das riesig!“ Das Nachsehen hatte der Titelverteidiger Stefan Hubert, der eigentlich nie richtig ins Rennen kam und bis auf neun Sekunden an den im fränkischen Roth lebenden 33jährigen Joseph Katib heranlaufen könnte. „Bei mir lief es nicht so recht. Es ist eigentlich ungewöhnlich, dass ich schon mit dem Anfangstempo meine Probleme hatte!“ Ein starkes Rennen zeigte als Dritter Jonas Lehmann, dicht gefolgt von Benedikt Hoffmann und dem letztjährigen U20-Besten Maximilian Zeus (DJK Weiden).

Mit großer Spannung wurde der Start von Benedikt Doll, dem kometenhaft in die Biathlon-Weltklasse aufgestiegenen Schwarzwälder, erwartet. Doch im dichten Feld der Männer musste der für den ausrichtenden TV Bühlertal startende Sohn des einstigen Weltklasse-Bergläufers Charly Doll mit Rang acht zufrieden sein, direkt gefolgt von Timo Zeiler (LG Brandenkopf), der sich drei Wochen nach seinem überzeugenden Sieg bei der Schönbuch-Trophy (46 km MTB und Trailmarathon) vor allem in den Dienst der Mannschaft stellte, die allerdings um eine (!) Sekunde die Meisterschaft gegen den hessischen Club LG Wettenberg verlor.

Als 19. lief David Bienenfeld (LG Offenbach) ein starkes Rennen und sollte als erster U20-Meister auch nach den Nominierungsrichtlinien des DLV für die Berglauf-EM nominiert werden.

2012 wurde Tina Fischl bei den Masters-Weltmeisterschaften auf gleicher Strecke Vize-Weltmeisterin, jetzt sollte am Mehliskopf ihr bislang bestes Ergebnis folgen – dem Gewinn des deutsches Meistertitels. „Nicole Kruhme hat ein gutes Tempo vorgelegt, ich blieb aber immer in Blickkontakt. Am Skihang konnte ich mich allerdings etwas lösen und das hat zum Sieg gereicht. Wegen einer Verletzung konnte ich bislang an keinem Berglauf starten und war entsprechend etwas verunsichert!“ Neben dem Frauentitel dürfte die Passauerin aber auch den Titel in der W 35-Klasse einstreichen. Auch Nicole Kruhme hat etliche krankheitsbedingte Rückschläge verkraften müssen und ist nun als Vizemeisterin mit ihrer besten Platzierung bei einer deutschen Meisterschaft glänzend zurückgekehrt. Das Nachsehen gegen das forsche Auftreten ihrer Konkurrentinnen hatte diesmal Melanie Noll, die an ihre starke Frühjahrsform in Bühlertal nicht anknüpfen konnte. Nach längerer Abstinenz meldete sich Nora Coenen (LG Wettenberg) als Vierte in starker Form zurück.