Trochtelfinger führt deutsches Berglaufteam ins Stubaital an – Medaillenchancen auch im Juniorenbereich – DLV-Berater Wolfgang Münzel: „Zwei Medaillen könnten es schon sein!“
Der nach seinen spektakulären Erfolgen in der diesjährigen Saison zu den Medaillenanwärtern zählende Timo Zeiler (LG Eintracht Frankfurt) führt die DLV-Mannschaft bei den Berglauf-Europameisterschaften am 12. Juli in Telfes/ Stubaital (Österreich) an. Der DLV wird bei den zur Austragung kommenden vier Wettbewerben der Männer, Frauen, Junioren und Juniorinnen mit kompletten Mannschaften an den Start gehen. Mit insgesamt 250 Läufern aus 26 Nationen, darunter neben den Berglauf affinen Ländern wie Italien, Schweiz, Österreich, Frankreich und Deutschland aber auch so leistungsstarke Laufnationen wie Groß- Britannien, Spanien, Portugal und Russland, weisen die 8. Europameisterschaften eine überaus starke Resonanz auf.
Andrea Mayr – wer sonst?
Mit der Wienerin Andrea Mayr tritt zwei Monate nach ihrer Sehnenoperation die amtierende Berglauf-Weltmeisterin auf der Frauenstrecke über 9,4 km und einer Höhendifferenz von 940 m an. Die 30jährige Medizinerin zeigte sich bei einem ersten Test bei den Staatsmeisterschaften in Kitzbühel bereits schon wieder in bestechender Form, so dass der EM-Titel wohl nur über Andrea Mayr geht, die zudem auch bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin nach ihrem Wiener Marathon-Rekordlauf (2:30:43) im Aufgebot der Alpenrepublik steht. Angreifen werden sicherlich die beiden Italienerinnen Renate Rungger und (Bergauf-bergab-) Europameisterin Elisa Desco und die starke Tschechin Anna Pichrtova. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung hoffen die DLV-Starterinnen um Meisterin Marie-Luise Heilig-Duventäster (LG Welfen), Veronika Ulrich (LG Telis Finanz Regensburg) und Lea Bäuscher (LG Eintracht Frankfurt) auf eine Teamplatzierung um Rang sechs.Andrea Mayr
Timo Zeiler: „Ich will eine Medaille!“
„Ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich werde allseits als Medaillenkandidat gehandelt“, weicht Timo Zeiler keineswegs den hochgesteckten Erwartungen des Umfeldes aus. Und gibt klar zu verstehen, dass er auf der 11,0 km langen und mit 1400 m Höhenmetern äußerst anspruchsvollen Strecke auf Angriff laufen möchte. „Ja, es stimmt: Ich will eine Medaille!“ Der 28jährige Trochtelfinger im Trikot der LG Eintracht Frankfurt hat sich im Laufe der vergangenen sieben, acht Monaten zu einem der weltbesten Bergläufer entwickelt. Rang sieben bei den Weltmeisterschaften im September 2008 in Crans Montana (Schweiz) als viertbester Europäer, in der Saison 2009 noch ungeschlagen mit Siegen über Europameister Marc Gaiardo und Weltmeister Jonathan Wyatt – diese Erfolge haben den Betriebswirt aus dem Schwäbischen selbstbewusst gemacht. Gegen die schwer auszulotenden Türken mit Ahmet Arslan, dem Europameister auf der Bergauf-bergab-Strecke in Zell- Unterharmersbach 2008, und die traditionell starken Italiener mit Gaiardo, Marco de Gasperi und Bernard Dematteis und die Franzosen mit Raymond Fontaine und Julien Rancon wartet ihn allerdings ein hartes Ringen um die Medaillenränge. Erschwerend kommt für die weniger höhenangepassten Athleten allerdings hinzu, dass der Zielhang am Sennjoch 2 280 m hoch liegt. „Die Medaillen werden bereits am Fuße dieses steilen Schluss-Aufstiegs vergeben. Da muss ich eben dabei sein!“ so Timo Zeiler selbstbewusst.
Mit Akribie haben sich die deutschen Bergläufer in Bergen/Chiemgau und einem Trainingslauf auf der EM-Strecke im Stubaital auf diese Europameisterschaften vorbereitet. Dennoch dürfte es schwer werden, die bei der EM 2007 im französischen Couterets errungene Bronzemedaille zu verteidigen. Mit Zeiler, Josef Beha (FC Unterkirnach), Thomas Göpfert (LT Sulz am Eck), Marco Sturm (LGM Regensburg) und Ersatzmann Steffen Uebel (LAZ Birkenfeld) stehen die Chancen allerdings nicht schlecht. „Wenn wir neben Timo Zeiler noch zwei Läufer unter die Top 20 bringen können, ist ein Erfolg wie in Cauterets möglich“, schätzt DLV- Berglaufberater Wolfgang Münzel.
Optimismus im DLV-Team
„Zwei Medaillen könnten es in Telfes werden“, wagt Münzel eine weitere Prognose. Und blickt dabei neben Timo Zeiler vor allem Richtung Junioren. René Stöckert (TSV Ostheim) verpasste im Vorjahr gegen die türkische Konkurrenz als Vierter knapp eine Medaille, die er nun auf der reinen Bergaufstrecke im Stubaital gewinnen möchte. Auch das DLV-Team mit Stöckert, Fabian Alraun (TSV Brannen-
Marie-Luise Heilig-DuventästerFoto: wus-mediaFoto: StinnTimo ZeilerFoto: wus-mediaburg), Lukas Ebner (LT Furtwangen) und Christian Mai (LG Brandenkopf) geht keineswegs ohne Chancen in das Rennen über 9,4 km und 940 Höhenmetern.
Mit zwei Lauftalenten bestreitet der DLV keineswegs aussichtslos den Lauf der Juniorinnen, die 4,0 km und 370 Höhenmeter zu bewältigen haben. Die vielseitige Sarah Cornelsen (TuS Metzingen), die zudem auf dem Sprung in die U 19-EM-Mannschaft über die Hindernisstrecke steht, sowie die deutsche Sommer-Biathlonmeisterin Lena Schäfer (LAV ASICS Tübingen) konnten sich in internen Ausscheidungen für das EM-Aufgebot empfehlen.