Tag der Überraschungen

+ Nach zahlreichen Platzierungen gelingt Daniel Noll nun der Coup am Hohenneuffen

+ Viermaliger Sieger Yossief Tekle diesmal nur Zweiter

+ Unerwartet: Elke Keller deutlich vor Seriensiegerin Monika Pletzer

Angesichts des kräftigen Teilnehmerrückganges gab es bei der 31. Auflage des traditionsreichen Berglaufes auf die am Rand der Schwäbischen Alb weithin sichtbaren Burg Hohenneuffen bei den Verantwortlichen des TSV Beuren und des TSV Frickenhausen erste Sorgenfalten. Lag man im Jubiläumsjahr noch bei 520 Finishern, so stürzte man nun im Folgejahr auf 322, einem historischen Tiefstand! „Ich denke, die Gründe sind vielschichtig“, gestand Organisationschef Frank Klass. „Natürlich sind im Jahr nach einem Jubiläum die Zahlen eher geringer, zumal die BaWü-Meisterschaften integriert waren. Aber auch der für uns eher ungünstige Termin nach einem Feiertag am Donnerstag und den bevorstehenden Pfingsttagen sind eher Hemmnisse, auch eine etwas weitere Anreise nach Beuren zu planen!“

Dafür gab es an der Spitze überraschende Resultate, für die Medien natürlich das besondere Gewürz in der zumeist eher Standard- Berichterstattung über eine interessante Breitensportveranstaltung mit zumeist Wiederholungstätern auf dem Siegerpodest. Und eben das ist die Überraschung der 31. Auflage. So brauchte Daniel Noll im Trikot des SC Hechingen bzw. inzwischen im auffälligen Dress des TSV Glems fünf Anläufe, um endlich auf dem Siegerpodest obenauf stehen zu können. Dabei gelang es dem 33jährigen, den viermaligen Sieger Yossief Tekle mit einer starken Leistung und einer persönlichen Streckenbestzeit von 38:17 Minuten auf seiner Lieblingsstrecke zu schlagen. „Yossief war eigentlich schon weggelaufen. Aber an der Skihütte war ich plötzlich wieder dran und wollte zunächst mit ihm zusammenlaufen. Doch er wollte nicht….“, versuchte Daniel Noll eine Erklärung zu geben.

Denn zur Überraschung aller tauchte das gelb-schwarze Laufshirt des TSV Glems zuerst am Ende des langgezogenen Aufstiegs am Burgwall auf. Vom gebürtigen Eritäer, vor wenigen Jahren als Vize-Weltmeister der U20-Junioren vielbeachtet und in Deutschland bei der LG Reischenau-Zusamtal und Betreuer Franz Herzgesell heimisch geworden, partout nichts zu sehen. „Der Tank ist leer“, gestand ein sichtlich enttäuschter Yossief auch treffend in gutem Deutsch. „Dabei bin ich nicht einmal zu schnell losgelaufen, sondern eher ein normales Starttempo…!“ Doch offenbar war schon allein das gewohnte Tempo für den sympathischen Burschen zu viel.

„“Im fünften Anlauf hat es endlich geklappt“, freute sich Daniel Noll, der keineswegs als ein typischer Bergläufer gilt, sondern vielmehr als Allroundläufer. Vor Wochenfrist war er noch in Hausrekordzeit von 1:08:33 Stunden Halbmarathondritter in Stuttgart geworden, zuvor auch schon bei den „Deutschen“ in Freiburg gelaufen. Nach seinen nächsten (Berglauf-)Plänen gefragt, antwortete Daniel Noll eher verlegen. „Ich nehme mit, was kommt!“ So „kommt“ für ihn zumindest fest fixiert der Start beim Piz Alpine über die 26 km-Strecke (bei 1600 Höhenmetern), Eine Herausforderung, die dem in Leinfelden lebenden Daniel Noll keineswegs leichtfallen wird, denn an ein Bergtraining ist natürlich vor den Toren Stuttgarts nicht zu denken. „Was wir haben, das sind vielleicht einige Hügel“. Dennoch hat eine blitzsaubere 38er Endzeit (sein bisheriger Hausrekord lag knapp unter der 39 Minuten- Marke) zum unerwarteten Triumph am Hohenneuffen geführt.

Und Yossief Tekle zeigte in der Niederlage, die freilich bei einer Endzeit von 40:28 Minuten deftig ausfiel, seine sportliche Größe. „Daniel hat verdient gewonnen! Ich muss wieder anfangen, seriös zu trainieren. Durch meine Ausbildung und Schule habe ich es vielleicht auch etwas schleifen lassen. Mir fehlt allerdings auch derzeit etwas die Motivation, denn eine internationale Perspektive sehe ich aktuell nicht!“ Und das ist die Krux bei dem aus Eritrea geflüchteten Läufer, denn seine Anerkennung lässt trotz aller Bemühungen weiter auf sich warten. Was bleibt, das sind die eher regionalen Läufer zwischen Allgäu, dem Schwarzwald und eben der Schwäbischen Alb.

Hinter dem starken Duo Noll/ Tekle vergingen fast drei Minuten, ehe mit Tobias Sippli der nächstschnellste Läufer auf dem sonnenüberfluteten Burginnenhof auftauchte. In einem spannenden Rennverlauf zeigte sich der bereits der M 45 angehörende Mastersläufer des LV Pliezhausen als konditionell stärkster, ehe in dichter Folge Marius Stang, Messandro Collerone (Sieger M40), Tim-Philipp Koch und Dennis Deuringer den in der Tat „steinigen“ Aufstieg in den Burghof bewältigten. Schon auf Rang neun des Gesamteinlaufes folgte mit Bernd Weis der M50- Sieger mit starken 45:21 Minuten.

Eine Endzeit, die die aus Frickenhausen stammende Seriensiegerin Monika Pletzer auch bereits mehrfach abgeliefert hatte. So zum Beispiel bei ihren Siegen 2015 und 2017, selbst bei ihrem zweiten Rang 2016 hinter der Kenianerin Brendah Kebeya war sie noch mit 45:35 flott unterwegs. Doch bei der 31. Auflage des Hohenhneuffen- Berglaufes ging im sprichwörtlichen Sinne nichts. „Ich habe Achillessehnenbeschwerden“, winkte die 34jährige Chemie-Ingenieurin, inzwischen wieder für die LG Filder startend, mit sichtlichen Bedenken schon vor dem Start ab. Und während ihres Heimrennens gesellten sich noch Seitenstiche hinzu – mehr oder weniger ein Lauf zum Abwinken. Mit einer Zieleinlaufzeit von 50:21 Minuten blieb ihr freilich auch nichts anderes übrig. „Eigentlich unterirdisch! Ich war schon fünf Minuten schneller…, aber es gibt eben solche Tage! Ich hoffe auf den Spätsommer. So wie im letzten Jahr, als ich beim Drei-Zinnen-Lauf Vierter werden konnte!“ Für die inzwischen in Ulm bei einem Pharmakonzern arbeitende Monika sind aktuell alle Ambitionen über die Flachdistanzen von 5000 m („Die DM-Norm hake ich ab“) und Halbmarathon passé – ihre Hoffnungen liegen im Einklang mit einer raschen Genesung im profilierten Gelände.

Das ist auch das Ziel von Elke Keller. Gerade erst vor Wochenfrist war sie im tschechischen Janské Láznì W50- Vize-Europameisterin geworden – und mit diesem Schwung auch den Hohenneuffen hochgestürmt! Mit 48:55 Minuten war sie so schnell unterwegs wie nie zuvor – und auch Siegerin bei diesem Traditionslauf, wie nie zuvor. „Eigentlich wollte ich nur schnell einen ‚normalen‘ Berglauf mitlaufen und dann rasch wieder nach Hause fahren“, gestand die völlig überraschte Elke Keller im Vorfeld der Siegerehrung. „Da wir in den nächsten Wochen verstärkt in Sachen Trail unterwegs sind, hat sich Beuren geradezu angeboten. Natürlich muss ich diesen Sieg relativieren, denn schließlich ist Moni verletzt ins Rennen gegangen. Ich freue mich deshalb vor allem über die Laufzeit. Damit habe ich nun wirklich nicht rechnen können!“