Nina Engelhard

Sensationeller Auftritt in Canfranc: Nina Engelhard gewinnt Vertical-Weltmeisterschaft


Deutsches Team verpasst Bronze um fünf Punkte – Schweizer Remi Bonnet düpiert Kenias Asse – Spektakulärer Auftakt der World Mountain and Trail Running Chanpionships in Canfranc in den Parenäen

Mit spektakulären Auftritten gewannen Nina Engelhard und Remi Bonnet das Uphill Race über 6,4 km und 900 Höhenmetern zum Auftakt der 3. World Mountain and Trail Running Championships im spanischen Canfranc. Während die zweifache Europameisterin selbst bis zum höchst anspruchsvollen Aufstieg mit Steigungen bis 30 Prozent zum Ziel kämpfen musste, um die zumeist nur wenig mehr als zehn Sekunden dahinter folgende Finnin Susanna Saapunki auf Distanz zu halten, gelang dem Schweizer Skibergsteiger Remi Bonnet ein überlegener Sieg gegen die beiden Kenianer Richard Omaya Atuya und dem zweifachen Berglauf-Weltmeister Patrick Kigngeno.

„Ich musste alles geben, was in mir steckte“, gestand die ziemlich erschöpfte Läuferin des PSV Grün-Weiß Kassel, „meine Beine schmerzen ziemlich stark. Ich werde schon einige Tage brauchen, bis ich mich von dieser Anstrengung erholt habe!“ Und Nina Engelhard kann nun das Kommende wirklich genießen: „Es ist ein wundervoller Tag in einer herrlichen Landschaft!“ Den Parcours fand sie „absolut belaufbar, bis auf das finale Stück zum Ziel, da stockt einem schon der Atem!“

Nina überraschte selbst die Fachleute beim Berglauf-Weltverband WMRA, die in einer Vorschau alle vermeindlichen Titelanwärter aufzählten, darunter auch Laura Hottenrott, aber keineswegs ein Wort über die im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in Annecy (Frankreich) gegen starke Konkurrenz sowohl die Classic- als auch die Trail-Kurz-Distanz dominierende Deutsche Nina Engelhard.

Die neue Weltmeisterin benötigte für die höchst anspruchsvolle Strecke 45:33 Minuten, die zuletzt das Weltcup-Finale gewinnende Susanna Saapunki folgte im letztlich doch deutlichen Abstand mit 45:59 Minuten. „Bis Kilometer drei dachte ich, dass ich es schaffen könnte. Aber im Steilstück waren meine Beine völlig kaputt, sodass es für mich einfach unmöglich war!“ Dabei musste sie sich der heranstürmenden US-Läuferin Anne Gibson erwehren, die mit 46:07 Dritte wurde. Für die anfangs mit hohem Tempo gestarteten Läuferinnen aus Uganda sollte das Vertical zum Debakel werden, denn das Team landete nur auf Rang acht, als Einzige kam Martha Chemutai durch, die als Vierte (46:44) das Podium verpasste.

Nach ihren Erfolgen auf den Marathondistanzen in Zermatt, in Grindelwald und zuletzt beim Jungfrau-Marathon kam Laura Hottenrott auf der „kurzen Distanz“ nach anfänglich Rang fünf als final Neunte nach 47:43 ins Ziel – und sicherte dem deutschen Team wertvolle Punkte. Mit der Debütantin Madlen Kappeler (Platz 36/ 52:09) verpasste Deutschland mit 46 Punkten die Medaillenränge hinter Italien (31), Frankreich (36) und Kanada (46) knapp, wusste aber mit der Schweiz (54), USA (63), Groß-Britannien (65) und Uganda (66) starke Teams zu schlagen.

Eine Stunde vor dem Start zum Frauenrennen stürmte mit Remi Bonnet ein Schweizer der gewiss starken Konkurrenz auf und davon und baute seinen ungefährdeten Sieg bis zum Ziel mit 37:50 auf über eine Minute aus.

„Es ist nicht leicht, die starken Kenianer zu schlagen, doch heute ist es mir gelungen“, freute sich Remi Bonnet über seinen Triumpf, den er vor allem auf das ausgewogene Training mit einer Kombination aus kraftbetontem Lauftraining und Ski-Bergsteigen zurückführt.

Durch Erfolge wie beim Grossglockner-Berglauf (Erster 2024, Zweiter 2025) ist Richard Omaya Atuya hierzulande bekannt, sein Meisterstück gelang ihm in Canfranc als WM-Zweiter vor dem zweifachen Berglauf-Weltmeister Patrick Kipngeno, der mit 39:20 mit der Bronzemedaille zufrieden sein musste – durfte aber seinen Teamkollegen Atuya und dem gewiss unzufriedenen Philemon Ombogo Kiriago (17./ 41:35) den Mannschaftstitel feiern.

Beim Team Germany musste kurzfristig Lukas Ehrle ersetzt werden, denn der EM-Zweite von Annecy bekam von seiner US-Universität keine Startfreigabe, da er bei den wichtigen Wettkämpfen in den USA eingesetzt werden sollte, da einige aus der Trainingsgruppe wegen der gerade erst zu Ende gegangenen Weltmeisterschaften in Tokio noch nicht startbereit waren. Es ist müßig zu spekulieren, welchen Platz ein deutsches Team mit Lukas hätte erreichen können. So blieb mit dem als Fünfzehnter überraschenden Tobias Ulbrich (41:16), Julius Ott (41:58) und Dominik Notz (43:29) Rang acht, an der Spitze folgte hinter den überlegenen Kenianern (22 Punkte) die Schweiz (34) und die USA (41) auf den Medaillenrängen, gefolgt von Frankreich (47) und Spanien (70).