Michael Barz Zweiter dank herausragender Kletterkünste – Glacier 3000 Run bei Nieselregen und Nebel
Angesichts des 1000 Franken-Schecks konnten Martin Cox und Claudia Landolt als Sieger des 2. Glacier 3000 Run bei der Siegerehrung auf dem Kapälliplatz in der Feriendistination Gstaad sicherlich strahlen. Davor jedoch zeigte sich die malerische Landschaft im Saanenland jedoch zum Leidwesen der Veranstalter und der knapp 500 Läufer aus neun Nationen im tristen Grau, die zweite Auflage des Glassier 3000 Run über 26 Kilometer und 1900 Höhenmeter von Gstaad hinauf auf den Scex Rouge in 2 950 m Höhe als ultimative Härteprobe für Sieger und Platzierte. Bis wenige Minuten vor dem Start ließen die Veranstalter angesichts der schwierigen Witterungslage offen, ob das Ziel des Rennens vorzeitig an der Cabane in 2525 m Höhe beendet werden müsse. Bei leichtem Nieselregen und Temperaturen um 5° Celsius war jedoch der Aufstieg über den Gletscher zum futuristischen Zielgebiet auf dem Scex Rouge unproblematisch, so dass die „Schlechtwettervariante“ in der Schublade bleiben konnte.
Auf dem obersten Podestplatz blieb alles wie gehabt, denn der Brite Martin Cox und die Jonschwilerin Claudia Landolt erwiesen sich wie im Vorjahr als die besten Kletterer. „Man musste schon aufpassen, denn es war sehr rutschig“, gestand Claudia Landolt im Ziel. „Aber die Kälte machte mir erheblich mehr zu schaffen!“ Die 38jährige aus Jonschwil gilt nach ihrem Sieg beim Zermatt-Marathon und Rang drei beim LGT-Marathon als eine heiße Anwärterin auf den Sieg beim Marathon-Mountain-Cup, der mit dem Jungfrau-Marathon Anfang September sein großes Finale haben wird. Claudia Landolt erreichte nach 2:46:57 Stunden das Ziel und blieb dabei nur 48 Sekunden über ihrer im Vorjahr erzielten Siegerzeit. „Mit dem Sieg habe ich in diesem Jahr nicht gerechnet, denn die Konkurrenz war deutlich stärker. Außerdem war ich etwas verunsichert, weil mir sowohl beim LGT als auch in Zermatt Muskelkrämpfe zu schaffen machten!“ Auch wenn es bei Claudia Landolt hier und da „gezwickt“ hatte, wie sie offen zugab, ihr Sieg war in keiner Rennphase in Gefahr. Nach vorsichtigem Start übernahm die routinierte Langstrecklerin schon vor der Talstation in Reusch die Führung und konnte diese Stück für Stück über Oldenegg zur Cabane auf komfortable 2:30 Minuten ausbauen. Corinne Zeller folgte auf Rang zwei vor der überraschend starken Susanne Habegger und der routinierten Nathalie Etzensperger.
Bei den Männern hatte der 40jährige Brite durch den Franzosen Claude Nicolet bis Gsteig einen tempostarken Begleiter, dann zog der erklärte Favorit auf und davon. Dahinter formierte sich eine Gruppe mit Urs Jenzer, Martin Ploner und Michael Barz. Mit viel Routine absolvierte Martin Cox den schwierigen Aufstieg. „Ich habe in den vergangenen Wochen viel trainiert, denn alles habe ich meinem großen Saisonziel, den Sieg beim Jungfrau- Marathon, untergeordnet“, gestand der Brite mit aktuellem Wohnsitz in Anzère im Wallis. Seinen bislang rund 60 Erfolgen möchte er zu gerne den Sieg beim weltweit bekanntesten Bergmarathon hinzufügen. „Ich denke, dass Jonathan Wyatt in diesem Jahr zu schlagen ist, deshalb habe ich auch mein Training forciert. Ich will den Sieg!“ Mit 2:27:05 Stunden blieb Martin Cox zwar sieben Minuten hinter seiner Vorjahreszeit zurück, aber das war angesichts seiner überzeugenden Vorstellung eher nebensächlich.
Während der Franzose Nicolet seinem hohen Starttempo Tribut zollen musste und letztlich als Sechster auf Scex Rouge einlief, schob sich der Allgäuer Michael Barz im steilen Anstieg von der Bergstation Oldenegg zur Cabane schon auf den zweiten Platz vor. Der schlaksig wirkende Zweite des Graubünden-Marathon ist auf Flachdistanzen eher limitiert, kommt aber in steilem Gelände glänzend zurecht. „Da sehe ich meine Chance, im Flachen laufen mir einfach alle davon!“ so der von Gelegenheitjobs lebende Langstreckler aus Durach bei Kempten. Für einen „Suppenschöpfer“, wie er seine derzeitige Aushilfstätigkeit in der Restauration bezeichnet, kommen natürlich die 700 Franken Prämien für Rang zwei wie gerufen für die schmale Haushaltskasse.
Trotz der widrigen Witterungsbedingungen zeigte sich Bernhard Tschannen, der OK-Präsident des Glacier 3000 Run, mit der Veranstaltung zufrieden: „Alles lief reibungslos. Die Probleme mit der Streckenführung im oberen Bereich haben wir durch intensive Bauarbeiten eliminieren können. Die erhoffte Teilnehmersteigerung auf 550 bis 600 Läufer blieb war aus, aber das wird ein Ziel für die dritte Auflage werden!“