Norwegen ist der Gewinner der Berglauf-EM auf Madeira

Johan Bugge und U20-Junior Stian Aarvik gewinnen Gold – Andrea Mayr holt vierten EM-Titel – Zweimal Gold für deutsche Juniorinnen: Sarah Kistner und U20-Girls setzten Erfolgsbilanz eindrucksvoll fort

Der Gewinner der Berglauf-Europameisterschaften in Porto Moniz auf der portugiesischen Insel Madeira ist trotz der starken Präsenz der etablierten Teams aus Italien, Frankreich und Groß-Britannien überraschend Norwegen! die Skandinavier holten mit Johan Bugge (Männer), und U20-Junior Stian Aarvik zwei der vier möglichen Goldmedaillen, zudem durch Eli Anne Dvergsdal die Silbermedaille bei den Frauen. Das dürfte den neuen European Athletics-Präsident Svein Arne Hansen im fernen Oslo sicherlich mächtig freuen, denn der Norweger leitet seit April den Europäischen Leichtathletik-Verband (EA).Die weiteren Einzel-Goldmedaillen gingen – erwartungsgemäß an die Österreicherin Andrea Mair und die Deutsche Sarah Kistner. Die Goldmedaillen bei den Mannschaften gingen an Italien (Männer), Groß-Britannien (Frauen), Türkei (Junioren) und nach dem WM-Titel an die deutschen U20-Girls mit Sarah Kistner, Annika Seefeld und Nada Balcarczyk.

Damit erfüllten die deutschen Juniorinnen die Erwartungen, die allgemein in die 17- bis 19jährigen Nachwuchsläuferinnen gesetzt wurden. Für Sarah Kistner, die zwangsläufig als Vize-Weltmeisterin 2014 in die Favoritenrolle rücken mussten, war es allerdings vor dem Start eine Nervenschlacht, denn die 17jährige Schülerin war mit einer Erkältung angereist, die dann allerdings im Rennen über 4,0 km und einer Höhendifferenz von 400 m kaum beeinträchtigte. „Ich konnte vielleicht 90 Prozent meiner Leistung abrufen. Dass dieses für Gold ausgereicht hat, das freut mich natürlich sehr!“ Die Kronbergerin lief bereits nach 500 m an die Spitze und setzte sich auf den vorwiegend schmalen Trailwegen mehr und mehr ab. Im Ziel betrug ihr Vorsprung bei einer Endzeit von 21:26 Minuten satte 44 Sekunden auf die Tschechin Michaela Stránská und weitere vier Sekunden auf die Französin Elsa Racasan. Im dichten Verfolgerfeld wusste sich Annika Seefdeld (LG Staufen) als Siebte mit 23:02 gut behaupten. Im Verbund mit Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik/ 11.) sammelten die deutschen Juniorinnen 19 Punkte und lagen damit drei Zähler vor Tschechien und vier Zähler vor Groß-Britannien, bei denen die Titelverteidigerin (auf allerdings einer Bergauf-bergab-Strecke) Georgia Malir nur 22. wurde.

Ohne deutsche Beteiligung gingen die Junioren über den selektiven 7,9 km langen Parcours mit 850 Höhenmetern. Überraschend kommt dabei der Sieg von Stian Overgaard Aarvik, der sich mit 48:17 Minuten gegen die beiden Türken Abdullah Yorulmaz (49:03) und Mustafa Göksel (49:08) klar durchsetzen konnte und freudig mit der norwegischen Flagge ins Ziel auf dem Hochplateau von Fanal einlaufen konnte.

Eine Klasse für sich war natürlich Andrea Mayr, die die gewiss nicht schwache Frauenkonkurrenz um über zwei (!) Minuten auf der 7,9 km langen Strecke distanzierte und sich neben den fünf Weltmeistertiteln nun auch bereits den vierten Europameistertitel im Berglauf holen konnte. „Am höchsten Punkt war ich ganz schön platt und natürlich froh, dass ich die Konkurrenz weit zurück sehen konnte. Das hat mich dann schon etwas ruhiger das Rennen zu Ende laufen lassen!“ freute sich die Ärztin aus Gmunden. Überraschend folgte dahinter als erste Verfolgerin die Norwegerin Eli Anne Dvergsdal, die noch bis vor einem Jahr als Profifußballerin den Laufsport nur als Ausgleich betrieb – und nun bereits den Sprung in die europäische Berglaufelite geschafft hat. Die mögliche Medaille verpasste hingegen Andrea Mayrs Teamkollegin Sabine Reiner, die dem taktischen Abschirmen der Britinnen zum Opfer fiel und hinter Emma Clayton „nur“ Vierte wurde.

Unerwartet geschlossen liefen die deutschen Läuferinnen ins Ziel und belegten mit 49 Punkten hinter Groß- Britannien (18), Österreich (23), Frankreich (38) und Italien (44) den bemerkenswerten fünften Rang. Beste DLV- Läuferin war wie schon bei der WM im vergangenen Jahr die eigentliche Skilangläuferin Monique Siegel (SG Adelsberg) auf Rang 12. Zwei Plätze zurück folgte Melanie Noll (TSV Annweiler), Nicole Kruhme (GutsMuths Rennsteiglaufverein) wurde 23. Gar nicht ins Rennen hingegen fand die deutsche Meisterin Tina Fischl (LG Passau), die als 31. für das Streichresultat sorgte.

Nicht besser erging es dem deutschen Meister Joseph Katib (TSV Roth), der völlig entkräftet als 63. ins Ziel nach 11,85 km und 1250 Höhenmetern einlief. Die aus drei Läufern bestehende DLV-Mannschaft (Stefan Hubert, Jonas Lehmann, Benedikt Hoffmann) wurde Sechster mit 78 Punkten knapp vor Gastgeber Portugal (80) und Spanien (87) und verpasste damit um einen Platz das Resultat der Titelkämpfe 2013. Als bester Deutscher platzierte sich Stefan Hubert (SV Sömmerda) auf Rang 16 und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. „Im steilen Bergaufstück kam ich eigentlich nie richtig ins Laufen. Das ist leider auch nicht ganz meine Sache. Im eher crossähnlichen Gelände konnte ich dann wenigstens noch einige Ränge gutmachen!“ 

Überraschende Resultate gab es auch an der Spitze. Der 24jährige Norweger Johan Bugge lief mit einer frappierenden Leichtigkeit nach 1:02:35 Stunden ins Ziel. Im Spurt sicherte sich der Schweizer David Schneider (1:02:49) Rang zwei vor dem Italiener Alex Baldaccini (1:02:56) und dem Briten Robbie Simpson (1:03:20). Für den zweifachen Europameister Bernard Dematteis (Italien) blieb in diesem schnellen Rennen lediglich Rang sieben. Mit 16 Punkten holte sich Italien wenigstens den Mannschaftstitel vor Groß-Britannien (26) und der Schweiz (27).