Mit der Gründung der „German Skyrunning Federation“ ist kurz vor Jahreswechsel plötzlich in der deutschen Berg- und Traillaufszene Bewegung gekommen. Schon Anfang Februar wird der neue Fachverband bei den SkySnow World Championships in der spanischen Sierra Nevada mit einem neunköpfigen Aufgebot an den Start gehen.
Die internationale Skyrunning-Szene ist in der Spitze überaus stark, zumal die Events mit attraktiven Prämien lukrativ ausgestattet sind. Nach Angaben der International Skyrunning Federation (ISF) gibt es derzeit 200 Läufe in 26 Ländern, die Beteiligung wird mit 50.000 pro Jahr beziffert, der Skyrunning Dachverband, der 2008 gegründet wurde, hat inzwischen 57 Mitgliedsnationen, als jüngstes Mitglied wird seit Dezember 2021 nun ein deutscher Skyrunning-Verband geführt.
Skyrunning ist eine relativ neue Laufdisziplin, die sich im Gegensatz zum Berg- und Traillauf-Veranstaltungen bis und über 2000 m Höhe abspielt und dabei eine Mindeststeigung von 6 % auf der Gesamtdistanz sowie einen 5%igen Steckenanteil mit 30 % Steigung und darüber hinaus verlangt. Während der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) die internationalen Meisterschaften im Berg-, Ultra- und Traillaufen zumeist beschickt, betritt die „German Skyrunning Federation“ nunmehr im Jahr 2022 ein bislang unbestelltes Feld. „Wir fragten uns immer wieder, warum kein Team aus Deutschland bei Skyrunning-Welt- und Europameisterschaften am Start sei“, so der passionierte Trailläufer Marcel Höche, der zusammen mit seinem Disziplinkollegen Wendall Lorenzen letztlich für die nationale Skyrunning-Gründung verantwortlich zeichnet. „Offenbar war daran niemand interessiert, dass auch Deutschland bei diesen Events vertreten ist“. Nach Kontakten mit dem Skyrunning-Dachverband ISF war für das geschäftige Duo Höche/ Lorenzen klar, dass eine Teilnahme nur über eine nationale Vereinigung möglich war.
Gedacht, gesagt – getan. Kurz vor dem offiziellen Meldeschluss für die Premiere der am 4./5. Februar in der spanischen Sierra Nevada zur Austragung kommenden World SkySnow Championships war es dann im Dezember soweit, die „German Skyrunning Federation“ wurde gegründet und erhielt von der ISF umgehend die Zustimmung, eine Nationalmannschaft für die WM in Spanien nominieren zu können. „Eigentlich sind wir Sportler, aber, um etwas bewegen zu können, mussten wir uns mit Herzblut diesem Projekt annehmen!“ Der DLV als Ansprechpartner war dabei keine Option (Höche: „Ich wußte auch nicht, wer hier hätte Ansprechpartner sein können!“), alleine informelle Gespräche mit den beim DLV für Berg- und Traillaufen zuständigen Kurt König und Florian Reichert wiesen den in der Kürze der Zeit gangbaren Weg. Bei den Skirunnern versteht man sich „Mountain Sports“ und nicht „Running Sports“ zugeschrieben, sodass man seitens des German Skyrunning Federation eher die Nähe zum Deutschen Alpenverein (DAV) als zum Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) sucht.
Selbst die Nominierung für die World SkySnow Championships ist als eine absolute ad hoc-Entscheidung zu sehen. „Wir haben sechzig, siebzig Athleten angeschrieben“ umschreibt Marcel Höche den enormen Aufwand vor der Benennung der Nationalmannschaft. Doch diese kann sich durchaus sehen lassen: Für die zur Austragung kommenden Wettbewerbe Vertical (4,3 km/ HD 1000 m) und Classic (12 km/ HD +-1000 m) treten insgesamt neun Athleten die selbst zu finanzierende Reise nach Spanien an. Darunter auch die im vergangenen Jahr als Quereinsteigerin furios durchgestartete frühere Marathon-Olympiateilnehmerin Anna Hahner, die sich mit Siegen beim Stubai Trail (20k), Piz Alpine Glacier (30k), Kaiserkrone Speedtrail (20k) und dem Rennsteig-Marathon sowie als Dritte beim Swissalpine eine Spitzenposition auf Anhieb erlaufen konnte. Im deutschen Aufgebot stehen im Wettbewerb Vertical Adrian Niski, Janosch Kowalczyk, Sven Koch, Dioni Gorla, Laura Hampel und Annika Seefeld sowie im Wettbewerb Classic Marcel Höche, Adrian Niski, Janosch Kowalczyk, Dioni Gorla, Lisa Risch und Anna Hahner.
Auch ohne ein eigenes Nationaltrikot („Das war in der Kürze der Zeit nicht umzusetzen. Wir sind gerade dabei, das Logo zu finalisieren“, gesteht Marcel Höche) wird die deutsche Mannschaft dennoch im Konzert der insgesamt aus 15 Nationen stammenden Läuferschar eine gewichtige Rolle spielen wollen. Gewiss eine Steilvorlage für den Vorstand der „German Skyrunning Federation“ mit ihrem Vorsitzenden Wendall Lorenzen, der übrigens neben der deutschen auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt und in Berlin Sportwissenschaft studiert und dessen Stellvertreter Marcel Höche bei den vielfältigen anstehenden Aufgaben als blutjunger Verband. Schließlich sind die beiden Protagonisten vorrangig Sportler und werden eigenen Ambitionen in der Sierra Nevada an den Start gehen. Höche für Deutschland und Lorenzen für die USA.