Beim Aletsch-Halbmarathon kennt der Meldeboom keine Grenzen – Künftig reguliert ein Anmeldelimit die Beteiligung – Härteste Zielankunft eines Halbmarathons in luftiger Höhe von 2 643 Metern – Aussteigerquote liegt bei 1,41 (!!) % – Dritter Erfolg für Cesar Costa in Folge mit Streckenrekordzeit
Beim Aletsch-Halbmarathon läuft es rund. Jahr für Jahr können die Verantwortlichen des spektakulären Halbmarathon mit Blick auf den mit 23 km längsten Alpengletscher mit neuen Teilnehmerhöchstmarken aufwarten. Seit der hochalpine Lauf im Jahr 2000 von ursprünglich 17,5 km auf die international etablierte Halbmarathondistanz erweitert wurde, kennt der Anmeldeboom keine Grenzen. Nach 2044 im Vorjahr hat sich Melderesonanz mit nunmehr 2.482 stabil jenseits der 2000 Läufer-Marke gefestigt.
Dabei ist die Strecke keineswegs vergleichbar mit den Flachdistanzen wie hierzulande in Berlin, Hamburg, Paderborn oder Altötting, denn immerhin müssen die Teilnehmer 1050 Höhenmeter bewältigen. Und mit dem Härteste auf den Schlusskilometern: Der Anstieg von der Moosfluh auf 2335 m zur Bergstation der Bettmerhornbahn auf 2700 m. Und die besten 2012? Der seit Jahren in Martigny lebende Portugiese Cesar Costa feierte bei seinem dritten Sieg in Folge auch einen neuen Streckenrekord mit 1:31:41 Stunden. Bei den Frauen blieb die Schweizerin Laura Hrebec mit 1:52:12 Stunden nur um zwei Minuten über der Bestmarke von Nathalie Etzensberger aus dem Jahr 2005.
Ausschlaggebend für das vorzügliche Ansehen ist natürlich eine mustergültige Organisation und – natürlich die Hoffnung auf ein grandioses Naturschauspiel im Oberwallis. Autofreie Dörfer wie Bettmeralp oder Riederalp, gut belaufbare Wanderwege rund um das Riederhorn, schmale Höhenpfade mit einem herrlichen Ausblick auf den Aletschgletscher oder die schneebedeckten Viertausender, der Genuss des Laufens entlang kleiner Bergseen oder durch satte, blühende Alpwiesen…, all das ist weitaus mehr, als es auch nur irgendein anderer Lauf bieten kann. Natürlich kommen viele Läufer aus der Ost- und Zentralschweiz und vor allem aus der französisch- sprachigen Westschweiz, aber ein Großteil verbindet einen Start beim Aletsch-Halbmarathon mit einem Kurzurlaub auf der Bettmeralp. Die Bergbahnen von Betten Tal hinauf zur Bettmeralp sind am Wochenende trotz kurzem Zeittakt übervoll – Beleg für die Kapazitätsgrenzen, in die man trotz der organisatorischen Kniffe und Blockstartsystem mehr und mehr gerät.
„Wir werden künftig ein Limit von 2300 Anmeldungen haben. Das hilft uns bei der Planung und macht gleichzeitig auch den Lauf attraktiv und begehrenswert“, umreißt Ralph Margelisch die Zielstellung. Der neue OK-Chef, der 2010 die Veranstaltungsleitung von Armand Kreuzer übernommen hat, sagt aber auch zugleich: „Besser kann mein zweites Jahr als OK-Chef nicht sein, alles hat gepasst. Natürlich habe ich einen erfahrenen Helferstamm zur Seite, der meine Arbeit erheblich erleichtert!“ Mit 2233 Finishern gab es eine exzellente neue Höchstbeteiligung, die Ausfallquote ist mit 32 (!) bzw. 1,41 Prozent so gering wie nirgends. Beleg aber auch dafür, dass der Aletsch- Halbmarathon auch ein Lauf für Genießer ist. Bestzeiten jedenfalls sind hier Schall und Rauch und lassen sich in keiner Weise mit anderen Resultaten vergleichen.
Bereits nach einer Dorfrunde konnte sich der favorisierte Costa Cesar absetzen – und die keineswegs im Hochalpinen unerfahrene Konkurrenz war bereits geschlagen. Im Ziel betrug der Vorsprung des gebürtigen Portugiesen über vier Minuten, dahinter platzierte sich mit Antonio Padua aus Kolumbien eines der größten Lauftalente, im Vorjahr bereits U 20-Vizeweltmeister und Sieger zahlreicher namhafter Rennen in den Schweizer Alpen. Hinter dem Briten James McMullan (1:37:22) folgte gleich eine Armada von einheimischen Berglaufspezialisten wie Urs Jenzer, Andi Herzig, Patrick Vonlanthen und Lucien Epiney.
Der Langdistanz-WM-Fünfte Marco Sturm aus Regensburg hatte nach seinem fünften Rang beim LGT-Marathon im Fürstentum Liechtenstein vor drei Wochen diesmal einen rabenschwarzen Tag erwischt und lief elf (!) Minuten hinter Costa als Achter des Gesamteinlaufes ins Ziel.
Ähnlich überlegen wie Cesar Costa war bei den Frauen Laura Hrebec, die ihren Vorsprung kontinuierlich ausbauen konnte und nach 1:52:12 Stunden im Ziel war, über fünf Minuten vor Laurence Yerly und Annatina Bühler. Als beste Nicht-Schweizerin lief die Britin Jo Buckley (2:07:18) auf Position sieben ins Ziel.Atmosphärisch beeindruckend ist gewiss nicht zur der Zieleinlauf am futuristisch anmutenden Restaurant der Bergstation am Bettmerhorn, sondern auch die Siegerehrung bei der Kapelle „Maria zum Schnee“ in der Dorfmitte, die diesmal mit der Snowboard Weltcupsiegerin Patrizia Kummer eine prominente Gratulantin für die Tagesschnellsten hatte.