Beim 26. Kalmit Berglauf in Maikammer ging es zugleich auch um die finalen Wertungspunkte beim Pfälzer Berglauf-Pokal
Die Kalmit ist traditionell das finale Ziel des insgesamt auf sieben Wettbewerbe ausgelegten Pfälzer Berglauf-Pokals, aber auch als eigenständige Veranstaltung höchstbeachtet, schließlich tummeln sich hier zum Ende der deutschen Berglaufsaison in der Regel zwischen 600 und 700 Starter. Eine Beteiligung, die andernorts leider schon mit der Lupe zu suchen ist. Bei durchaus idealen Witterungsbedingungen mit Temperaturen um 6° und bedecktem Himmel ließ die Beteiligung bei der 26. Auflage des Kalmit-Berglaufs doch viele Wünsche offen. Dabei ist der Kalmit-Berglauf mit einer durchgängigen Steigung im einstelligen Prozentbereich als Einsteigerlauf zu bezeichnen, der im Schnittpunkt vieler Laufambitionierten liegt, denn die gesamte Strecke führt von der Gemeinde an der südlichen Weinstraße aus durchweg auf Asphalt zum Kalmitgipfel auf 672 m Höhe, womit die Kalmit der höchste Berg im Pfälzer Wald ist.
„Mit 566 Finishern ist die Tendenz leider leicht rückläufig“, fasste Kalmit-Chef Manfred Schwaab die Resonanz beim finalen Berglauf im deutschen Mittelgebirge mit 8,1 km und 505 Höhenmetern zusammen. „Wir hatten zumindest stets 600 Finisher. Ein Grund könnte sein, dass an diesem Wochenende einige Veranstaltungen regional und auch überregional, denn unser Einzugsgebiet ist nicht alleine auf die Pfalz beschränkt, parallel liegen. Aber man muss allerdings auch sagen, dass der deutsche Berglauf über alle Regionen hinweg leicht rückläufig ist!“ Wobei der versierte Veranstalter einen wunden Punkt angesprochen hatte, denn dem deutschen Berglauf fehlen derzeit die Impulse und Ideengeber, freilich auch angesichts des vorherrschenden Trail-Hypes eine überaus schwere Aufgabe. Beim Deutschen Leichtathletik-Verband steht man dieser Entwicklung allerdings eher teilnahmslos im Hintergrund…
Mit Jonas Lehmann und Simone Raatz setzten sich beim Finallauf des Pfälzer Berglauf-Berglauf-Pokals die unbestritten besten Läuferinnen des regionalen Einzugsgebiets durch. Die Konkurrenten sowohl auf der männlichen als auch der weiblichen Seite lagen deutlich zurück. Eine Woche nach der überraschenden Niederlage gegen seinen TuS-Teamkollegen Tim Könnel beim Potzberg-Berglauf zeigte sich Jonas Lehmann wieder souverän, schließlich zählt er unbestritten zu den besten deutschen Bergläufern. Auch wenn er diesmal bei den Titelkämpfen im bayerischen Wald aufgrund des traillastigen Streckenprofils eher unter Wert geschlagen wurde und nach Disput mit der Berglaufführung nicht für internationale Meisterschaften berücksichtigt wurde. Dennoch möchte man am Verbandssitz in Darmstadt an dem 28jährigen Heltersberger festhalten, denn in der neuen Kaderliste wird er als B-Kaderathlet mit „internationalen Perspektiven“ geführt.
„Beim Potzberg-Berglauf war Jonas erkältet und hätte, im Nachhinein ist man natürlich immer klüger, gar nicht laufen sollen“, rückte Vater Heinz Lehmann die Ergebnisse aus der Vorwoche zurecht. Gegen die beiden für den TV Alzey Laufteam Gasser laufenden Eritreer Ademicale Miebale und Tesfaye Amariam Estopia Selama zeigte Jonas Lehmann seine Klasse und war schon nach praktisch am Ortsausgang von Maikammer alleine auf weiter Flur. „Bei den beiden war schon relativ schnell die Luft heraus“, kommentierte Jonas Lehmann mit sichtlicher Genugtuung das Rennen. „Bei mir ging es nach einer ruhigen Laufwoche erstaunlich gut. Ich war bei meinen insgesamt sieben Siegen nur zweimal schneller!“
Mit 31:01 Minuten war Jonas Lehmann somit das Maß aller Dinge. Miebale, der nach eigenen Angaben zur Nationalmannschaft Eritreas gehörte und auf eine 29:05 verweisen kann, folgte mit 32:45 Minuten und einem frappierend großen Rückstand. Der Hockenheimlauf-Sieger zeigte sich entsprechend enttäuscht. Dessen Landsmann Selama sicherte sich mit ähnlich großem Abstand dahinter Rang drei in 34:49 Minuten. „Das Rennen muss man unter ‚Erfahrungen gesammelt‘ abhaken. Vielleicht ist es auch gut, dass sie gezeigt bekamen, dass Spitzenpositionen nur mit viel Fleiß und Training zu erreichen sind“, wertete Teambetreuer Hans-Peter Tiedje den Auftritt seiner Schützlinge, die seit Juni 2016 in Deutschland leben und seit diesem Jahr vom früheren Mainzer Coach trainiert werden.
Bereits auf Rang 13 des Gesamteinlaufes kam mit Simone Raatz die schnellste Läuferin ins Ziel. Die 41jährige Darmstädterin, in diesem Jahr in ihrer Altersklasse sowohl im Cross als auch über 10 km und Halbmarathon deutsche Meisterin, fühlt sich längst auch im Gelände heimisch. Vielbeachtet zu Beginn des Jahres ihre beiden Siege am Donnersberg gegen Melanie Noll, der Seriensiegerin in der Pfalz seit vielen Jahren, aber auch der Sieg beim Riedburglauf gegen Christine Poyet. Vor Wochenfrist hatte sie beim Karlsruher Schlossparklauf gegen Melina Tränkle ein Duell auf Augenhöhe bestritten – und war zeitgleich mit der LGR-Läuferin ins Ziel ins Wildparkstadion eingelaufen. Mit 36:44 Minuten lief sie eine starke Endzeit, die gerade einmal eine halbe Minute über Melanie Nolls Streckenbestzeit aus dem Jahr 2013 liegt. „Ich habe mich gut gefühlt, vielleicht auch noch mit dem Schwung vom Schlossparklauf!“ freute sie sich im Ziel.
Ãœber zwei Minuten zurück folgte mit Adele Blaise-Sohnius eine kanadische Läuferin, die international schon die Farben ihres Landes vertreten durfte. Die 32jährige wohnt in Siegburg, startet für das LAZ Puma Rhein-Sieg und wird von der Trainerlegende Thomas Eickmann trainiert. „Ãœber den Cross habe ich zum Berglauf gefunden“, erklärte die Englischlehrerin einer Gesamtschule. „Von Siegburg ist es natürlich sehr weit zu wirklich guten Bergläufen, aber was macht man nicht alles für seine Leidenschaft…“.
Nach der flott durchgeführten Siegerehrung des Kalmit-Berglaufes, bei der mit der LSG Karlsruhe und den Karlsruher Lemmingen vor der Landau Running Company zwei badische Vereine die größten Weinpräsente für die größte Finisherquote mit ins Badische nehmen konnten, rückte Henning Schneehage mit der Siegerehrung des Pfälzer Berglauf-Pokals ins Blickfeld.
Bei der beliebten siebenteiligen Serie in Steinbach (Donnersberglauf), Landstuhl (Nanstein-Berglauf), Rockenhausen (Rockie-Mountain-Berglauf), Edenkoben (Riedburg-Berglauf), Bad Dürkheim (Bad Dürkheimer Berglauf) und eben Maikammer (Kalmit-Berglauf) werden für alle Leistungen Punkte im Verhältnis zur Siegerzeit, die mit 300 Punkten gesetzt ist, errechnet. Vier Läufe kommen dabei in die Jahres-Endwertung. In sechs von sieben Läufen war dabei Jonas Lehmann das Maß aller Dinge. Mit der Maximalpunktzahl von 1200 Punkte gewann er dabei zum sechsten Mal den Pokal. Der bereits 47jährige Teamkollege Tom Heuer belegte in der Endabrechnung Rang zwei (1090) vor Marcel Job (1079).
Bereits auf Rang sieben der Pokalwertung ist mit Simone Raatz die Frauensiegerin platziert. „Simone ist eine würdige Siegerin als Nachfolgerin von Melanie Noll“ beglückwünschte Henning Schneehage die Darmstädterin, die es bei ihrem ersten kompletten Serienauftritt in der Pfalz auf 1013 Punkte brachte – und dabei fast 200 Punkte Vorsprung auf Anna Clipet (848) und Sabine Roschy (833) hatte. Sie löst die fünf Jahre in Folge siegreiche Melanie Noll ab, die aus familiären und beruflichen Gründen vom Leistungssport zurücktreten wird.