Das Davoser Ausdauer-Ass gewinnt mit 36 Minuten Vorsprung zum sechsten Male den Swissalpine – Ukrainer Evgenii Glyva holt sich den Sieg im K78-Wettbewerb beim Jubiläumslauf vor dem Russen Dmitri Tcyganov – 5388 Teilnehmer zum 30. Geburtstag des bekanntesten ultralangen Hochgebirgsspektakel in der Landschaft Davos – Zoff über fehlende Markierungen beim K21-Lauf
Für Mr Swissalpine Andrea Tuffli dürfte der überragende Sieg der einheimischen Jasmin Nunige zweifellos das größte Geburtstagsgeschenk bei der 30. Auflage des Swissalpine in Davos gewesen sein. Das in der höchstgelegenen Stadt Europas lebende Ausdauerass gewann den K78-Wettbewerb über 76,1 km und 2560 Höhenmetern in 6:52:21 Stunden mit schier unglaublichen 35 Minuten Vorsprung vor Andrea Huser (Schweiz) und der Ungarin Simona Staicu, die bereits mit 7:48:03 Stunden fast schon eine Stunde zurücklag. Bei den Männern setzte sich in Abwesenheit des nach einer Verletzung nicht in Form befindlichen, in den vergangenen acht Jahren erfolgreichen Schweden Jonas Buud, der Ukrainer Evgenii Glyva in 6:31:51 Stunden vor dem Russen Dmitrii Tcyganov (6:37:47) und dem Neuseeländer Vajin Armstrong, der eine Minute später ins Ziel ins Sportzentrum Davos einlief.
Bei der Siegerehrung im Stadion gab es spontanen Beifall für Andrea Tuffli, der vor dreißig Jahren das zunächst kaum vorstellbare hochalpine Laufspektakel ins Leben rief, das zunächst als Lauf der „Spinner und Verrückten“ in den Schlagzeilen stand. „Es ist unvorstellbar“, gestand Tuffli zur nunmehr dreißig Jahre anhaltende Erfolgsgeschichte in der Landschaft Davos. „Wenn man ein derartiges Projekt startet, dann hat man Hoffnungen…. Inzwischen haben wir 30 Auflagen ohne nennenswerte Zwischenfälle erfolgreich bestanden, das ist schon großartig!“
Großartig auch die Leistung der Starter, vor allem über die Königsdistanz von 76,1 km, aber auch auf den beiden Marathonstrecken K 42 von Bergün nach Davos über 1800 Höhenmeter und die zum Jubiläum die Premiere feiernde S 42 von Davos über den Scaletta- und Sertigpass nach Davos mit 1450 Höhenmeter, Der gefeierte Star war dabei trotz der neun Jubilare, die alle 30 Ultraläufe bestritten hatten, Jasmin Nunige. Vor Jahresfrist musste die bislang fünfmalige Swissalpine-Siegerin wegen eines MS-Schubs den Start ebenso absagen wie den wenige Wochen später gestarteten Marathonlauf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich. 2015 kehrte sie stark wie gewohnt zurück. Drei Wochen nach ihrem sechsten Rang bei den Berglauf-Langdistanz- Weltmeisterschaften in Zermatt und dem WM-Titel im Schweizer Team drehte die 42jährige frühere Skilanglauf- Weltklasseathletin derart stark auf, dass gerade einmal fünf männliche Starter vor ihr ins Ziel im Sportzentrum einlaufen konnten, der siegreiche Evgenii Glyva nur zwanzig Minuten voraus.
„Der Sieg heute ist für mich ein großartiger Erfolg! Vor allem, weil ich vor einem Jahr wieder ganz unten anfangen musste und im Winter Skitouren und Langläufe gemacht habe. Ich habe mich heute sehr gut gefühlt, auch wenn ich in Clavadel fünf Kilometer vor dem Ziel eine kleine Krise hatte, so eine Art Hungerast. Das hat sich aber rasch korrigieren lassen!“ Und tupfte immer wieder auf die leicht aufgeplatzte Oberlippe. „Beim Abstieg vom Sertigpass bin ich leicht gestürzt, aber die aufgeplatzte Lippe ist nicht schlimm!“
Die lange Zeit auf Rang zwei laufende Simona Staicu mußte diesen im Aufstieg zur Keschhütte (auf 2 600 m Hohe) an Andrea Huser abgeben, die mit dem gebührenden Abstand zu Jasmin Nunige auch bis zum Ziel halten konnte. Überraschend lief als Vierte der Frauenwertung die Bielefelder Langstrecklerin Silke Pfennigschmidt, musste diesen vorzüglichen Platz allerdings abgeben. „ich laufen schon gerne bergab, aber mehr ging dabei wirklich nicht. Die Steigungen von Bergün sind schon sehr hart, das bin ich natürlich vom Teutoburger Wald her nicht gewohnt“, lächelte sie etwas verschmitzt.
An der Spitze des K78-Rennens liefen von Beginn an einträchtig Glyva und Tcyganmov nebeneinander, ehe sich vor Bergün der spätere Sieger mehr und mehr absetzen konnte. Ergriffen stand Evgenii Glyva bei der Siegerehrung und hörte die ukrainische Nationalhyxmne. Mangels geeignetem Übersetzer stammelte Ukrainer, der in diesem Jahr zwar mehrfach das Podium erreichte, aber erst in Davos den ersten Gesamtsieg schaffen konnte, sein Dank an die Organisation und seinen Gefühlszustand. „I’m happy!“ Die Würze des Rennens fehlte praktisch schon vom Start weg, denn neben dem mit Trainingsrückstand nach einer Verletzung absagenden Jonas Buud fehlten auch der angekündigte Topfavorit Tofol Castaner Bernat (Spanien) sowie der Zweit- und Drittplatzierte des Vorjahres, Beat Ritter (Schweiz) und Mirco Berner (Kempten).
Ärger gab es bei der Jubiläumsveranstaltung über unzureichende Absperrungen beim K21, der von Klosters in Richtung Davos mit 610 Höhenmetern gestartet wurde. Der alleine in Führung laufende Deutsche Stefan Hubert verpasste so einen vorgesehenen Abzweig und lief wie andere deutlich mehr Kilometer. „Ich habe auf meiner Uhr 26,4 km mit fast 1500 Höhenmetern gestoppt und einige im Gelände herumirrende Läufer getroffen!“ Völlig frustriert kam er mit einem unterwegs aufgelesenen Verfolger mit fast einer Stunde „Verspätung“ ins Ziel. Auch die führenden Frauen Sabine Reiner (Österreich) und Julie Bleasdale (Groß-Britannien) liefen falsch und wurden bei der Siegerehrung hinter der leicht überraschten Monika Oberlin auf den Plätzen zwei und drei geehrt.