12,6 km lange Strecke am Großen Arber ist ein Mix aus Cross, Waldlauf, Berglauf, alpinem Trail – Überforderung für viele MastersläuferInnen – Kein Verständnis für geplante Neutralisierung
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Beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) hat man sich offenbar noch kaum mit der Meisterschaftsstrecke der Deutschen Berglaufmeisterschaften am 10. Juni am Großen Arber beschäftigt, denn sonst hätten die Verantwortlichen eine aussagekräftigere Beschreibung der Strecke veröffentlicht als dies bislang der Fall ist. So tappen viele ambitionierte BergläuferInnen selbst zwei Wochen vor dem Start zu den diesjährigen Meisterschaften in Bayerisch Eisenstein noch immer noch im Dunkeln.
Eine Besichtigung der Strecke bei herrlichem Sommerwetter offenbarte zweifellos den großen Reiz der Landschaft im letzten Zipfel Deutschlands direkt an der tschechischen Grenze, zeigte aber auch die Schwierigkeiten der Topografie bei einer Streckenlänge von über 12 Kilometern mit einer Höhendifferenz von 800 Metern. Um es vorweg zu sagen, diese Strecke eignet sich für gerade einmal 50 bis 80 deutsche BergläuferInnen. Für den „Rest“, vor allem aus dem Kreis der MastersläuferInnen und der sicherlich wenigen startwilligen Jugendlichen, ist die Strecke zu schwer und dürfte eher abschreckende Wirkung haben.
Nur die wenigsten der Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften verfügen über Trailerfahrungen und sind Strecken im Wettkampf gelaufen, die alpinen Charakter mit zudem unzähligen Steinen, Geröll und Wurzelwerk besitzen. Es kann nicht angehen, dass man seitens des örtlichen Ausrichters keine Abstimmung mit der Forstbehörde vorgenommen hat, denn wie ist sonst zu erklären, dass gerade nur wenige Tage vor einer Meisterschaft, die sicherlich auch unter touristischen Gesichtspunkten für die Grenzregion von Bedeutung ist, umfangreiche Arbeiten im Waldgelände vorgenommen werden. Bis zu einen halben Meter tiefe Spurrillen, verursacht von schweren Maschinen, haben einige Streckenpassagen zum reinen Crossgelände verändert. Schmale Trailpfade sind sicherlich das Salz in der Suppe eines attraktiven Laufes, jedoch kaum massentauglich für eine Meisterschaft, die durchaus 300 Starter haben kann. Eine angedachte Neutralisierung, über deren Länge man sich noch ausschweigt, dient alleine der Verdichtung eines Starterfeldes, und dieses dürfte angesichts der nach knapp 3 km bergan führenden Trails eine falsche Maßnahme sein. Tückische Wurzelabschnitte erhöhen zudem die Unfallgefahr bei unzureichendem Abstand zu den Mitläufern.
Wenn die erst im März veröffentlichte Ausschreibung von überwiegend Forstwegen spricht, so ist dies schlichtweg eine Falschaussage, die so längst korrigiert gehörte. Fairness sieht anders aus. Es ist zu befürchten, dass bei den Titelkämpfen 2017 die Aussteigerquote so hoch wie nie zuvor sein wird. Hoffentlich ohne gravierenden Blessuren, sondern weil die Einsicht wegen Überforderung die Oberhand behalten wird. Angesichts der Schwere der Strecke kommt die körperliche Belastung einem Lauf über eine Halbmarathon- oder 25 km-Distanz nahe. Gefordert sind neben Kraftausdauer vor allem technische Fertigkeiten und eine absolute Trittsicherheit.
Eine Schlüsselstelle des Meisterschaftsparcours gibt es nicht, denn nahezu jeder Kilometer birgt seine Besonderheiten. Nach einer zwei Kilometer langen leicht aufwärts führenden Streckenpassage zwischen dem siebten und neunten Kilometer geht es nach dem Mittelplatzl (mit einem herrlichen Ausblick zum tief unten liegenden Arbersee) derart heftig abwärts, dass den meisten der TeilnehmerInnen der Atem stocken wird, weil diese eine derartige Strecke noch nie gelaufen sind. Da hätte es bestimmt eine Alternative gegeben, die weitaus weniger herausfordernd ist. Nach einem weitgehend flachen, aber nicht minder ungefährlichen Abschnitt geht es zum ultimativen Aufstieg zum Ziel mit geschätzten 80 Treppenstufen, die die „letzten Körner“ bei einem Großteil der LäuferInnen kosten werden, falls diese überhaupt noch vorhanden sind. Bei entsprechender körperlicher Konstitution kann der herrliche Rundblick am Gipfel des Großen Arbers (1455 m) für die vielen Mühen in der Tat entschädigen.