Interessante Quervergleiche zwischen Orientierungsläufern, Duathleten und Bergläufern auf schwierigen Schneegeläuf in Arosa – Halbmarathon mit 400 Höhenmetern als Premium-Wettbewerb im neuen Konzept angestrebt
Mit Matthias Merz gewann einer der weltbesten Orientierungsläufer einen interessanten Quervergleich zwischen Bergläufern, Duathleten und Orientierungsläufern im schweizerischen Wintersportort Arosa über die Halbmarathondistanz und einer Höhendifferenz von 400 Metern (kumuliert 650 Höhenmeter) in 1:27:48 Stunden. Hinter dessen Landsmann Gabriel Lombriser (1:29:26) wurde der dreifache deutsche Berglaufmeister Timo Zeiler bei seinem ersten Start für die MTG Mannheim in 1:31:03 Stunden Dritter und hielt dabei den Powerman- Weltmeister und Duathlon-Europameister Andy Sutz (Schweiz) sicher in Schach. Bei den Frauen dominierte die 17fache OL-Weltmeisterin Simone Niggli-Luder (Schweiz).
Föhn machte Crazy Run unmöglich – und verschafften SSWR-Event erst reizvolle Duelle
Plötzlich aufkommende Föhnwinde und Temperaturen selbst nachts im Plusbereich ließen den 7. Swiss Snow Walk & Run in Arosa zu einer überaus schwierigen Herausforderung für die knapp 1400 Teilnehmer beim Ausdauer-Spektakel im Wintersportort unweit von Chur werden. Kräftige Windböen und beginnende Schneeschmelze führten sogar zum Ausfall des auf die 2 400 m hoch gelegenen Sattelhütte führenden Crazy Run über 19,2 km, so dass die hier gemeldeten Teilnehmer auch die Halbmarathondistanz mit dem Kulminationspunkt an der 2 015 m hoch gelegenen Mittelstation der Weisshorn-Bergbahn laufen mussten. Schon alleine deshalb wurde dieser Wettbewerb zum Hauptereignis der Veranstaltung, die sich mehr und mehr zu einem Quervergleich der Ausdauerathleten mehrerer Sportarten entwickelt und dem ursprünglich als Walking-Event gegründeten Anlass den Rang abzulaufen scheint.
Matthias Metz attackierte bergab erfolgreich
„Bergauf war ich sicherlich der stärkste Läufer“, gestand Timo Zeiler nach seiner ersten Formüberprüfung im neuen Jahr, „aber bergab sind mir Matthias Merz und auch Gabriel Lombriser immer wieder weggelaufen. Aber insgesamt bin ich mit meinem Abschneiden sehr zufrieden, weil ich weiß, dass ich mit dieser Kraftausdauer- Belastung auf dem richtigen Weg bin“. Das 2011 nach seinem berufbedingten Umzug nach Landau in der Pfalz für die MTG Mannheim startende deutsche Berglauf-Ass hatte im Ziel auf dem zugefrorenen Obersee drei Minuten Rückstand auf Matthias Merz, aber im direkten Vergleich mit dem Duathlon-Kurzdistanz-Europameister Andy Sutz doch um zwei Minuten die Nase voraus. „Ich habe meine Chance bergab nutzen müssen, weil ich gesehen habe, dass Du bergauf einfach stärker warst“, gestand der Halbmarathonsieger zum Neu-Mannheimer.
Der Orientierungsläufer liebäugelt zwar hier und da mit dem Berglauf, doch nur dann, „wenn es hineinpasst“. Selbst in der Schweizer Laufszene ist der 26jährige aus Beinwil am See kein Unbekannter, schließlich wurde er 2008 sogar Schweizer Crossmeister. Trainingsmässig unterscheiden sich die OL-Cracks stark gegenüber den Bergläufern und Duathleten, das kam in den Gesprächen am Rande immer wieder deutlich heraus. „Wir sind im Winter bestrebt, das Niveau zu halten“, gesteht Matthias Merz, der eine 60-Prozent-Anstellung als Bau-Ingenieur ausübt, um sich auf den Orientierungslauf zu konzentrieren. „Selbst in den Phasen der Grundlagenausdauer sind wir bemüht, auch flotte Intervalle in das Programm einzustreuen“. Das kam Matthias März auf den langen Bergabpassagen zupass, denn hier hatte er im Nu einen beträchtlichen Vorsprung auf die gewiss starke Konkurrenz an der Spitze herausgelaufen.
Powerman-Champion mit zusätzlicher Neigung für Bergläufe
Andy Sutz nahm seine erste Standortbestimmung im Winter eher locker. „Ich hatte heute schwere Beine, weil mir derzeit einfach noch die Grundlage fehlt, um gegen die starke Konkurrenz bestehen zu können. Für mich war es natürlich ein tolles Training“. Der 30jährige Powerman-Champion aus Schaffhausen setzt nach einer langen Saison 2010 derzeit auf einen grundsoliden Aufbau, der ihn allerdings schon in wenigen Tagen zu einem fünfwöchigen Trainingsaufenthalt nach Thailand führen wird. „Wir trainieren im Norden abseits der Touristenströme und haben dort ideale Verhältnisse für das Radfahren“. Für den Weltklasse-Duathleten stehen bereits im April die Kurzdistanz-Europameisterschaften in Irland auf dem Programm, schließt aber auch den einen oder anderen Berglauf nicht aus, darunter auch die Berglauf-EM in Bursa/ Türkei.
Katrin Thürig: „Kurzweiliges Rennen vor genialer Kulisse“
Eine kuriose Situation nutzte Simone Niggli-Luder zum letztlich klaren Sieg bei den Frauen. Wegen der großen Beteiligung gab es zwei Startgruppen, die im Abstand von fünf Minuten gestartet wurden. Die in der ersten Startgruppe gestartete Karin Thürig Schweiz), mehrfache WM- und Olympiastarterin im Duathlon und Bahn- und Zeitfahren im Radsport, unterlag in diesem eher ungleichen Vergleich. Für Niggli-Luder wurden 1:41:34 Stunden gestoppt, für Thürig blieb in 1:50:01 Stunden nur Rang drei hinter einer weiteren OL-Kaderathletin Ines Brodmann (1:46:54).
„Für mich konnten die Bedingungen kaum unterschiedlicher sein. Ich kam eigentlich nicht so gut zurecht, zumal ich noch in dieser Woche erkältet war“, so Simone Niggli-Luder im Ziel. „Eigentlich wollte ich den Crazy Run laufen, doch dieser ist leider gestrichen worden“. In Begleitung ihres Mannes Matthias Niggli, der zugleich OK- Nationaltrainer ist, rollte sie aus der zweiten Startgruppe das Feld als Verfolgerin auf. Mit Erfolg, wenngleich auch Katrin Thürig in diesem „kurzweiligen Rennen vor einer genialen Kulisse“ ihren Spaß hatte.
Aus einem reinen Walking-Event wird ein attraktives Laufangebot mit Walking-Plattform
Entspannt konnte letztlich auch ein OK-Präsident Daniel Durrer ein erstes Fazit ziehen, denn nach den Turbulenzen der letzten Tage mit dem kräftigen Föhn und dem einsetzenden Tauwetter meisterten die 200 Helfer alle Probleme reibungslos. Selbst der Shuttlezug aus Chur, der wegen eines Defektes nicht rechtzeitig eintraf und eine einstündige Verlegung des gesamten Wettbewerb-Programms zur Folge hatte, konnte die positive Grundstimmung im Wintersportort nicht trüben. „Trotz des Tauwetters hatten alle Starter hervorragende Bedingungen auf der Strecke. Schade, dass der Crazy Run nicht durchgeführt werden konnte, aber bei Windgeschwindigkeiten bis 100 Stundenkilometer wäre das unmöglich gewesen. Die Entscheidung haben wir einmütig getroffen“. Gewinner des erst zum dritten Male mit Läufern bestückten Events dürften eindeutig die Läuferinnen und Läufer sein, denn mit nahezu 50 Prozent Anteil ist dies für Durrer und Co. in Arosa eine Orientierung für die Zukunft. „Der Halbmarathon wird künftig unser Hauptwettbewerb sein“, sieht sich der OK- Präsent bereits für die kommenden Jahre bestens aufgestellt. „Ich denke, dass wir viele Läufer auch im Winter in die Alpen locken können. Schließlich ist Laufen eine Ganzjahresdisziplin geworden!“ Aus dem eigentlichen Walking-Festival mit einstmals bis zu 2200 Walkern ist längst eine attraktive, mehrgleisig aufgestellte Veranstaltung geworden, die sich vornehmlich breitensportlich orientiert, wenngleich die Topstars wie Simone Niggli-Luder, Katrin Thürig, Andy Sutz oder Timo Zeiler das Salz in der Suppe letztlich ausmachen.
Mit dem Swiss Snow Walk & Run in Engelberg, der am 19. Februar durchgeführt wird, haben die Aroser Organisatoren einen gleichwertigen Partner an der Seite, mit dem auch Swiss Snow Trophy“ aus der Taufe gehoben wurde. „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als gute Partner“, wehrt Daniel Durrer voreilige Schlüsse ab. „Es gibt bereits Anfragen aus anderen Schweizer Wintersportorten oder auch aus Oberstdorf, die sich gerne an einer Ausweitung beteiligen würden. Wir sehen hier vorrangig infrastrukturelle Probleme, die erst einmal beseitigt werden müssten, bevor wir uns erweitern!“