Schwedin Ida Nilsson gewinnt die 32. Auflage des Swissalpine in Davos mit über einer Stunde (!) Vorsprung – Überragende Vorstellung des spanischen Weltklasseläufers Tofol Castanyer
Noch am Start zeigte sich die siebenfache Swissalpine-Siegerin Jasmin Nunige siegessicher, doch spätestens am Wiesner Viadukt musste die Davoserin bei ihrem Heimspiel anerkennen, dass ihr Körper den Strapazen über die 77.5 km und 2800 Höhenmeter nicht meistern wird können und machte mit dem vorzeitigen Ausstieg den Weg frei für die Schwedin Ida Nilsson. Die eigentliche Skibergsteigerin trumpfte dabei über die beiden Kulminationspunkte Kesch-Hütte und Sertigpass derart auf, dass sie am Ende nach 7:05:19 Stunden mit über einer Stunde Vorsprung gewann. Bei den Männern triumphierte der spanische Weltklasseläufer Tofol Castanyer in 6:25:49 Stunden vor dem starken Schweizer Roman Wyss mit einem Rückstand von siebeneinhalb Minuten. Rund 4000 Teilnehmer aus 44 Nationen nahmen bei herrlichen Laufbedingungen am dreitägigen Bergspektakel, das erstmals mit dem Swissalpine und dem Swiss Irontrail unter einem gemeinsamen Nenner durchgeführt wurde.
„Ich habe mich wirklich auf das Rennen gefreut“, gesteht eine sichtlich geknickte Jasmin Nunige im Ziel im Davoser Sportzentrum im Interview, „aber ich hatte unterwegs immer stärker werdende Schmerzen. In Filisur hatte ich noch gehofft, aber es hatte keinen Zweck, den Körper noch mehr zu schädigen!“ Bei ihrem Ausstieg nach 35 km in Bergün hatte sie im Journalistengespräch einige Hintergründe zu ihrer Verletzung genannt. „Eigentlich laboriere ich seit März an einem Knochenödem, das ich eigentlich im Griff hatte. Aber seit drei Wochen wurde es wieder stärker – dennoch habe ich gehofft, dass es im Rennen halten würde!“
Anfangs auf gleicher Höhe mit der Schwedin musste sie allerdings erkennen, das es „auf Dauer keinen Sinn machen würde, gegen den Körper zu laufen“, wie sie es formulierte. In Filisur übernahm die Schwedin, die vor zehn Jahren zu den besten europäischen Hindernisläuferinnen mit einer Bestzeit von 9:39,24 zählte, bevor eine Verletzungsserie sie völlig aus dem Tritt brachte. Durch die Bekanntschaft zu Emilie Forsberg, die sie in Chamonix in die „Geheimnisse“ des Traillaufens einweihte, startete die inzwischen 2015 34jähgrige eine zweite Karriere, die unter anderem Siege beim Transvulcania Ultratrail 2016 und 2017 und weitere Erfolge in China einbrachte.
„Ich habe erst auf dem Sertigpass gehört, dass Jasmin ausgestiegen war und ich einen großen Vorsprung haben würde“, erklärte die Schwedin – und auf die Frage nach einer neuen schwedischen Siegesserie nach dem achtfachen Männersieger Jonas Buud eher ausweichend: „Ich bin zum ersten Mal in der Schweiz und habe eine tolle Strecke vorgefunden. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, immer das gleiche zu sehen. Ich liebe die Abwechslung!“ Eines jedenfalls weiß Ida Nilsson allerdings: „Ich kann nicht langsam laufen, deshalb habe ich auch im Gefühl des sicheren Sieges noch Vollgas gegeben!“
Nach dem frühen Ausscheiden von Jasmin Nunige und der deutschen Rennsteig-Siegerin Melanie Albrecht („Ich hatte vor allem mentale Probleme, deshalb hatte ich das Rennen schon nach 15 km beendet“) dauerte es über eine Stunde, bis mit der Britin Sarah Morwood (8:10:26) und der Schweizerin Luzia Bühler (8:12:43) die nächsten Läuferinnen ins Sportzentrum einliefen.
Bergün brachte auch bei den Männern im K78-Wettbewerb letztlich die Entscheidung zugunsten des spanischen Weltklasse-Trailläufers Tofol Castanyer, der sich Stück für Stück von seinem erstaunlich starken Konkurrenten Roman Wyss lösen konnte, der gerade erst vor vier Wochen den Zermatt-Ultratrail zum zweiten Mal gewinnen konnte. Beim Aufstieg zur 2 625 m hoch gelegenen Keschhütte arbeitete der auf Mallorca lebende Castanyer einen Vorsprung von vier Minuten hinaus, den er über den Sertigpass (2 739 m) und hinunter nach Davos auf sieben Minuten vergrößern konnte. Mit 6:25:49 Stunden lief er praktisch die identische Siegerzeit wie der im Vorjahr erfolgreiche Neuseeländer Vajin Armstrong (6:25:23). Hinter Wyss (6:33:19) folgten internationale Läufer wie Matt Flaherty (USA/ 6:38:05), der Brite Jon Ellis (6:47:50) und der Franzose Benoit Charles-Mangeon (6:51:50).
Auch wenn sich Ida Nilsson eine Serie in Davos noch nicht vorstellen kann, Schweden hat nicht zuletzt durch den Boom, ausgelöst durch Jonas Buud, mit Mimmi Kotka über die K47-Strecke und Napoleon Solomon im K23- Wettbewerb weitere Streckensieger stellen können.