Tim Könnel und Simone Raatz ein weiteres Mal in der Pfalz dem Läuferfeld voraus. Für Turbulentes sorgten bei der 25. Auflage des beliebten Bad Dürkheimer Berglaufes Lennart Nies durch eine beeindruckende Aufholjagd nach verpasstem Start sowie Marko Martin (5.) und Gunnar Baar (6.) nach einem kleinen Verlaufen mit der Streichung aus der Ergebnisliste
Keineswegs in ruhigem Fahrwasser verlief der 25. Jubiläumslauf des Bad Dürkheimer Berglaufes. Mit den klaren Siegen von Tim Könnel und Simone Raatz gab es sicherlich beim „runden Geburtstag“ unweit des riesigen Weinfasses die erwarteten Favoritensiege, mit lediglich 135 Finishern anstelle der ansonsten eher üblichen 300 bis 400 Finishern aber auch einen absoluten Tiefpunkt in der langen Historie des bundesweit bekannt-beliebten Berglaufes über 8,7 km und 510 Höhenmeter. Zudem einige turbulente Ereignisse, die gewiss auch auf die Rangliste des fünf Wertungsläufe umfassenden Pfälzer Berglauf-Pokal ihren Niederschlag finden dürften. Eines jedenfalls ist bereits vor dem finalen Potzberglaufes in Gimsbach fix: Während Tim noch einen weiteren Wertungslauf zum ersten Gesamtsieg (sprich Pokal-Sieg) benötigt, gewinnt nach vier Tagessiegen nun bereits zum vierten Mal in Folge mit Simone eine „Flachländerin“ den Pfälzer Berglauf-Pokal. Allerdings muss man wissen, dass die für den ASC Darmstadt startende Karlsruherin vor einem Jahr W45-Berglauf-Weltmeisterin und vor gerade einmal zwei Wochen Dritte der Deutschen Berglauf-Meisterschaften am Jenner geworden war.
Mit einem hohen Tempo stürmte Tim Könnel von der Startlinie an der Sporthalle der Berufsbildenden Schule auf und davon, ohne den erst am Vortag eingeschriebenen achtmaligen Sieger Jonas Lehmann zunächst abschütteln zu können. „Das war meine Strategie, denn wenn Jonas an den Start geht, dann hat er auch etwas drauf!“ so der Plan von Tim Könnel. Der 28jährige Facharzt mit Arbeitsort Ludwigshafen musste, wie er im Ziel freimütig eingestehen musste, sich zum Gutteil auch „selbst zerlegt“, aber mit einem respektablen Vorsprung von über einer Minute auf Jonas nach 2019 zum zweiten Mal den Bad Dürkheimer Berglauf gewonnen. Seine Endzeit dabei 34:31 Minuten. „Der Lauf von der Spitze weg war eigentlich unproblematisch, ich konnte nach Gefühl laufen. Nachdem ich vor drei Jahren im Schlussteil gegen Jonas verloren hatte, wollte ich es diesmal besser machen. Die Zeit erschreckt mich allerdings, denn 2019 war ich mit 33:27 eine Minute schneller gewesen. Aber auf der rutschigen Trailpassage musste man schon den Gang etwas herausnehmen, im Schlussteil war ich allerdings auch etwas angeknockt, das hohe Anfangstempo hat mich auch einiges gekostet!“ Mit nunmehr 909,78 Punkten und drei Wertungsläufen muss der Heltersberger allerdings beim finalen Potzberglauf zwingend antreten, damit er nach acht Pokalsiegen von Jonas Lehmann diesen erstmals an der Spitze ablösen kann. Doch dazu fehlt ein vierter Wertungslauf, den bislang bei den Männern die vor ihm platzierten Matthias Andes (991,48), Sascha Christmann (951,08) und Andy Tindall (937,23) bereits auf der Habenseite haben. In Theorie und Praxis reichen dem Heltersberger rund 90 Punkte zum Pokalerfolg, bislang jedoch sammelte er bei seinen Starts in Steinbach, in Edenkoben und nun in Bad Dürkheim zwischen 308,00 und 295,17 Punkte.
Wobei er mit jenen 295,17 Punkten in Bad Dürkheim mehr als unzufrieden war, schließlich waren jedoch die Laufbedingungen hinauf zum Bismarckturm alles andere als einfach. „So wenig Punkte habe ich bislang für einen Sieg bislang noch nicht erhalten…!“ Tim Könnel zählt inzwischen nicht zuletzt aufgrund seiner beachtlichen Flachzeiten und seinem bergspezifischen Laufvermögen zu den besten deutschen Bergläufern. Zeigen konnte er dies allerdings kaum, so musste er just zum Termin der DM-Titelkämpfe am Jenner Klinikdienst schieben.
Zufrieden zeigte sich aber auch Jonas Lehmann über Rang zwei. Der ebenfalls für den TuS 06 Heltersberg startende Langstreckler mit Vorliebe für Bergläufe lief diesen in der Nach-Coronazeit eher abgewandt und zeigte sich vermehrt auf der Straße wie beim Marathon Deutsche Weinstraße oder dem Luxembourg-Marathon. „Ich laufe öfters in der Gegend und kenne diese Strecke natürlich von vielen Rennen, deshalb habe ich mich auch kurz entschlossen angemeldet!“ Der im saarländischen Limbach lebende Jonas kann jedoch mit Rang zwei „gut leben“ – anerkannte die aktuelle läuferische Überlegenheit seines Heltersberger Teamkollegen neidlos an: „Ich musste angesichts des hohen Tempos früh abreißen lassen, bin aber mit dem Lauf zufrieden!“ Mit 35:38 Minuten war er freilich von seiner Bestmarke (33:39) weit entfernt, diesen Vergleich jedenfalls lächelte er mit entspannter Miene weg.
Mit merklichem Abstand folgte Julian Beuchert aus dem im Norden des benachbarten Bundeslandes Baden-Württemberg gelegenen Mosbach auf Position drei, der zunehmend durch starke Leistungen bei namhaften Läufen wie dem 21k-Wettbewerb des Stelvio Marathon oder als Zwölfter der deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Ulm zuletzt aufgefallen war. Beim Donnersberglauf wurde er übrigens im Februar dieses Jahres schon einmal Dritter. Hinter dem Wiesbadener Nils Bergmann folgten Marko Martin und Gunnar Baar auf den nächsten Plätzen, ließen sich aber jedoch bei der Zeitmessung aus der Ergebnisliste streichen, da sie beim Aufstieg zum Bismarckturm eine falsche Route für eine kurze Zeit eingeschlagen hatten. Eine überaus faire Geste, schließlich verpassten beide damit eine Wertung im Pfälzer Berglauf-Pokal. Doch das Tor ist zumindest für Gunnar noch nicht völlig geschlossen, denn nach dem Donnersberglauf (11.), Rietburg-Berglauf (5.) und Nanstein-Berglauf (2.) fehlt zur Gesamtwertung noch ein Laufresultat – und dieses kann sich der M40-Läufer aus Mutterstadt beim finalen Potzberglauf holen.
Nach seinem starken Marathon-Resultat beim Berlin-Marathon (2:22:01) war natürlich auch Lennart Nies ein ernstzunehmender Konkurrent auf einen Podestplatz. Doch der Läufer des TV Maikammer verpasste durch einen Verkehrsstau in Ludwigshafen den Start um 14.00 Uhr und musste mit einigen Minuten Verspätung den Kampf um wertvolle Pokalpunkte aufnehmen… und kam als Fünfter (in der bereinigten Gesamtliste) noch zum M35-Sieg! „Ich habe die Läufer vom Parkplatz aus loslaufen sehen und bin dann einfach hinterhergelaufen. Dieses Ergebnis habe ich für die Gesamtwertung noch vor dem Finale unbedingt noch benötigt…“. Nicht ohne bei der Startnummern-Ausgabe noch den Zeitmess-Chip und die Startnummer abzuholen.
Aus dem Allgäu angereist waren einige Läufer des TV Kempten. Auch wenn man in der Voralpenregion andere Steigungen gewohnt ist, lief es vor allem für Wolfgang Wäger bestens, denn er gewann als Gesamtsiebter zudem die M45-Wertung. Einen nicht minder langen Anreiseweg hat das belgisch-ungarische Laufpaar Bart de Coomann und Vivien Csiszar. Während Bart als Sechster und M40-Sieger sichtlich zufrieden war, wirkte die 21jährige Vivien als ausgewiesene Berg- und Trailspezialistin mit Starts bei EM- und WM-Titelkämpfen als Gesamtachte im Frauenfeld regelrecht frustriert.
Und damit sind wir erneut im Frauenfeld, das allerdings weitaus nicht die Klasse früherer Jahre hatte. Duellierten sich im Vorjahr Simone Raatz mit der aus dem Rheingau stammenden Paula Mayer mit Studienort Zürich bis fast zur Ziellinie, war diesmal der Weg frei für die Berglauf-DM-Dritte vom Jenner. „Obwohl die Trailpassagen nun wirklich nicht mein Ding sind, darf ich mit dem Lauf durchaus zufrieden sein. Ich habe praktisch keine Läuferin unterwegs gesehen, sodass ich keinen wirklichen Stress hatte! Natürlich freue ich mich über den dritten Sieg nach 2018 und 2019 – und vor allem über den vorzeitigen Gewinn des Pfälzer Berglauf-Pokals. Die Zeiten lassen sich natürlich nicht vergleichen, denn die Strecke war deutlich schwieriger zu belaufen als im Vorjahr!“ Wie Tim Könnel kritisierte auch Simone Raatz den diesjährigen Wertungsmodus, der aufgrund des geringeren Laufangebots vier von fünf Ergebnissen für eine Wertung im Pfälzer Berglauf-Pokal erforderte. „Drei von fünf wären für alle fairer gewesen, denn so mancher Läufer gerät durch die Terminhäufung von Meisterschaften im Herbst mit dem Pflichtprogramm beim Berglauf-Pokal unnötig in Zugzwang….!“
Pech für Marion Raab, die mit 48:01 Minuten gleich vier Minuten hinter der Tagessiegerin das Ziel erreichte, denn auch in der Masterskategorie W45 blieb für die 47jährige vom VT Contwig nur Rang zwei, denn dieser Wettbewerbsklasse gehört auch Simone Raatz an. „Die Endzeit ist schon enttäuschend, ich hätte aber nie gedacht, dass ich heute Zweite werden würde!“ Weitere dreieinhalb Minuten dahinter komplettierte Giuliana Haas als Dritte das Podium. Während Simone in der Pokalwertung schon „durch“ ist, müssen sich Marion Raab und die mit einer Verletzung nur als Zwölfte einlaufende Regina Rieger, zuvor in Edenkoben und Landstuhl jeweils Zweite, um den zweiten Platz beim Pfälzer Berglauf-Pokal duellieren.