Donnersberglauf 2022

Frühlingserwachen am Donnersberg

  • Siegerzeiten so schnell wie lange nicht mehr: Tim Könnel und Simone Raatz mit Topzeiten
  • Die Darmstädterin verpasste beim fünften Sieg in Folge den Streckenrekord nur um sechs Sekunden
  • Tim Könnel nach Nachtdienst in Bestform zum zweiten Sieg
  • Frappierend schnell: Leander Fink steigert sich um zwei Minuten und liefert sich mit Julian Beuchert ein spannendes Rennen bis kurz vor dem Ludwigsturm
  • Bei den Frauen haben Aoife Quigly und Franziska Stemmer gegen die bestens aufgelegte Seriensiegerin keine Chance
  • Pfalzmeisterschaft an Tim Könnel und Eva Katz

„Endlich“ mögen viele LäuferInnen gesagt oder zumindest gedacht haben, als sie am Start des 28. Donnersberglaufes in der wärmenden Sonne bei allerdings lediglich 6° Celsius gestanden haben. Was eine knappe halbe Stunde später im Ziel des mit 687 m höchsten Pfalzberges als regelrechtes Frühlingserwachen in den Ergebnislisten schwarz auf weiß nachzulesen war: Selten waren die Läufer so schnell die 7,2 Kilometer mit immerhin 418 Höhenmeter von Steinbach zum Donnersberg unterwegs. Nicht nur, dass die tagesschnellsten Tim Könnel die fünftschnellste und Simone Raatz die drittschnellsten Zeit, die jemals in der inzwischen 28jährigen Geschichte des Pfälzer Traditionslaufes im Ziel registriert wurden, beim Sturmlauf zum Ludwigsturm erreichten, sondern auch dahinter „hagelte“ es schnelle Endzeiten. Für viele zudem absolute Rekorde, wie beispielsweise der 21jährige Leander Fink als Zweitplatzierten mit einer Steigerung um zwei Minuten auf 27:24 Minuten mit berechtigtem Stolz konstatierte.

Und dennoch war der Schützling von Hans-Peter Tiedje nicht ganz zufrieden: „Meine Taktik ist nicht aufgegangen. Mit einem hohen Starttempo wollte ich Tim herausfordern, damit er seine Tempowechselspielchen nicht machen kann!“ Bis nach Dannenfels hinein durfte der Junior an der Spitze noch vom Sieg am Donnersberg träumen, doch dann war Tim Könnel heran und übernahm umgehend das Rennkommando. Mit Nachtschicht in den Beinen lief der 27jährige HNO-Arzt in Ludwigshafen dank eines starken zweiten Abschnitts zur Bestzeit, die nunmehr bei 26:56 Minuten liegt. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, schließlich habe ich mich um zwanzig Sekunden verbessern können. Anfangs hatte ich etwas Respekt, weil Leander so schnell losgelaufen war. Am steilen Stück konnte ich dann aber meine Kraft ausspielen“, so Tim Könnel und fügte verschmitzt hinzu: „Ich muss mich ja noch etwas gegen die jüngere Generation wehren!“

Dabei hätte eigentlich Leander Fink allen Grund zur Zufriedenheit, schließlich hatte er das spannende Duell gegen Julian Beuchert am Ende doch deutlich mit elf Sekunden Vorsprung gewonnen. Der 30jährige frühere Triathlet und Ironman-Finisher, der inzwischen auf den längeren Berg- und Trailstrecken überaus erfolgreich ist wie Rang vier beim zermatt-Marathon oder die Siege beim Pfalztrail 2019 und 2021 belegen, ging erstmals am Donnersberg an den Start und überzeugte dabei auf Anhieb. Schließlich ist er auch schnelle Straßenpisten gewohnt, wie seine 10 km-Bestzeit bei den Deutschen Meisterschaften in Uelzen mit 30:47 Minuten unterstreicht.

Tim Könnel und Verfolger

Zufriedene Gesichter auch auf den weiteren Rängen. So schaffte Lennart Nies als Vierter mit 27:52 eine ebenso starke Endzeit. „Eigentlich bereite ich mich auf zwei Frühjahrsmarathonläufe in Kandel und an der Deutschen Weinstraße vor, deshalb überrascht mich diese schnelle Entzeit!“ Etwas ratlos hingegen Philipp Stuckhardt auf Rang fünf mit 28:38 Minuten, der das orangefarbene Trikot des Laufteam Kassel zum Jahreswechsel gegen das allseits bekannte weiße Trikot des SSC Hanau-Rodenbach getauscht hatte. „Heute habe ich gemerkt, dass mir aktuell einiges an meiner gewohnten Form fehlt. Anfangs habe ich das Tempo in der Verfolgergruppe hochgehalten, im zweiten Teil war ich ganz schön platt. Da gibt es noch viel zu tun!“ Sehr zur Freude des Alzeyer Trainers Hans-Peter Tiedje lief Gregor Schreiner nach 29:07 auf Rang sechs. Nach der leistungsstarken Spitze ging es dank der integrierten Pfalzmeisterschaft nicht minder spannend im Kampf um die Plätze. Auf Rang 13 der Gesamtwertung lief mit Marko Martin der M45-Sieger, auf Rang 15 der Gesamtwertung mit Tom Heuer der M50-Sieger ein.

Zwischen die beiden Masters-Sieger schob sich mit Simone Raatz die Frauensiegerin, die am Donnersberg nicht nur den fünften Sieg in Folge, sondern auch ihren persönlichen Hausrekord mit 31:52 Minuten feiern durfte. Die 45jährige Abonnementssiegerin mit nunmehr vierzehn Siegen bei den Bergläufen im Pfälzer Berglauf-Pokal verpasste dabei den Streckenrekord von Melanie Noll aus dem Jahr 2016, die seinerzeit 31:47 Minuten schnell unterwegs war. „Das fuchst mich schon etwas, aber das muss ich mir selbst ankreiden, da ich immer ohne Uhr laufe. Aber dennoch bin ich sehr zufrieden mit dem Lauf, dass ich so schnell zum Donnersberg hinauflaufen kann, das hätte ich nicht von mir gedacht!“ Da passt exzellent ins Bild, dass Simone nahe der Strecken-Kilometermarke 2 ein Schild mit der Aufschrift „Raatz Spitze“ vom veranstaltenden LC Donnersberg aufgestellt wurde. Diese Beschilderung haben alle Läufer „verdient“, die mindestens drei Siege beim Donnersberglauf erringen konnten.

Die 45jährige Masters-Berglauf-Weltmeisterin hatte zwar nach Einsicht in die Startliste mit einem harten Duell mit Aoife Quigly und Franziska Stemmer gerechnet, doch beide liefen bereits bei Kilometer eins mit Abstand hinter ihr. „Eigentlich wollte ich diesmal eher etwas taktisch laufen, aber als ich dann schon einmal vorne war, habe ich das Rennen dann durchgezogen!“ Neidlos gratulierte Aoife im Ziel. „Starkes Rennen!“ Mit 33:15 lag die eigentliche Trailspezialistin doch deutlich hinter Simone Raatz, zeigte sich dennoch sehr zufrieden. „Im vergangenen Jahr haben mir die kürzeren Wettkämpfe gefehlt, sodass ich vergessen habe, wie sich ein harter Lauf anfühlt. Im Training fällt es mir sehr schwer, ans Limit zu gehen. Das war heute mein Ziel. Und das ist mir gelungen. Mit der Zeit bin ich natürlich sehr zufrieden. Vor dem Ziel habe ich mich noch etwas gestresst, da ich dachte, dass Franziska noch einmal aufkommen könnte!“ Aber die Regensburgerin lag „sichere“ elf Sekunden dahinter im Ziel. Damit war das imaginäre Podest mit drei Spitzenläufern top besetzt, die mit Endzeiten aufwarten konnten, die in der Regel in anderen Jahren auch schon einmal zum Tagessieg ausgereicht hätten.

Auf Rang vier dann die schnellste Pfälzerin mit Eva Katz, die für den RC Vorwärts Speyer in 34:25 nicht nur in der W45-Kategorie hinter Simone Raatz Zweite wurde, sondern auch den Landestitel gewinnen konnte. Das Nachsehen hatte Natascha Hartl, die als Gesamtfünfte mit 34:58 Minuten Vizemeisterin wurde. Die Spiridon-Läuferin Hanna Rühl wurde nach 35:30 Sechste, gefolgt von Marin Raab, die in der überaus stark besetzten W45-Kategorie den dritten Rang belegte. Im dichten Feld der 265 Finisher schaffte Jutta Brendel Rang 77 in 39:17 und gewann damit die W60, direkt dahinter als W40-Siegerin Jutta Deiß (40:06) und als W55-Siegerin Josefa Matheis (40:09).

Sehr zufrieden zeigte sich LC-Vorsitzender Roland Schreiber mit „seiner“ Veranstaltung. „Nach der langen Zeit ohne Wettkämpfe waren viele Läufer hochmotiviert. Das habe ich am Start richtig gespürt!“ Und weiter zum Meldeergebnis: „Mit 330 Anmeldungen dürfen wir sehr zufrieden sein, schließlich ist vielfach noch eine starke Zurückhaltung festzustellen!“ Keine Zurückhaltung wußten die zehn Starter von „Back to Nature“ aus Worms und Westhofen an den Tag zu legen, die unter dem Namen des Outdoor Fitness-Anbieters den Donnersberg erstürmen wollten. Unter den Anleitungen der Firmengründer Michael Meinecke und Monika Bonnet trainiert die Gruppe zweimal in der Woche. Bei Wind und Wetter – schließlich steht die Firmen-Philosophie für „Outdoor-Sport“ und dieser wird mit einem umfangreichen Kursangebot an der frischen Luft durchgeführt.

Durchweg frische Luft werden die am Berglauf interessierten Läufer auch 2022 am Pfälzer Berglauf-Pokal haben, auch wenn anstelle der bislang üblichen sieben Veranstaltungen nur fünf Wertungsläufe angeboten werden, von denen vier in die Pokalwertung eingehen werden. Das Finale ist nach den Wertungsläufen in Edenkoben, Landstuhl und Bad Dürkheim in Glan-Münchweiler. Dem Vernehmen nach planen mit Tim und Simone die Tagesbesten am Donnersberg den Gesamtsieg beim Pfälzer Berglauf-Pokal 2022 an.