Laura Hottenrott gewinnt zum dritten Mal den „schönsten Marathon der Welt“ – und dies mit einer phantastischen Streckenrekordmarke – Erik Hille bezwingt in einer taktischen Meisterleistung Vorjahressieger Vitaly Shafar – Traumhafte Bedingungen lassen die Strapazen über 1953 Höhenmeter vor dem majestätischen Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau fast vergessen

(Quelle: Jungfrau-Marathon / D.Schläppi, D. Birri)
Sie ist die neue Queen des legendären Jungfrau-Marathon, der von geschätzten Fachkennern der Materie als der „schönste Marathon der Welt“ kategorisiert wird, und sich bei der 32. Auflage der spektakulären Veranstaltung von Interlaken zum Eigergletscher nach 2021 und 2022 zum dritten Mal als Siegerin feiern lassen durfte: Laura Hottenrott vom PSV Grün-Weiß Kassel. Die 33jährige Sportwissenschaftlerin rückt damit in der Geschichte zusammen mit Emebet Abossa (Äthiopien, 2003-2005) und Simona Staicu (Ungarn, 2006, 2008, 2010) an die Spitze der Siegerinnen. „Mit diesem Rekord habe ich absolut nicht gerechnet, denn diesen lief ich praktisch ohne ein Duell wie 2022 gegen Esther Chesang, als ich mit 3:22:57 den bisherigen Rekord gelaufen war“, zeigte sich Laura Hottenrott über diesen Leistungssprung auf nunmehr 3:17:35 Stunden mehr als erstaunt. „Ich bin lange Zeit mit dem Liechtensteiner Arnold Aemisegger zusammengelaufen. Er hat ein sehr gutes Tempogefühl, das kam mir heute natürlich zugute!“ Dabei ist es frappierend, in welcher dichten Folge die Kasselerin von Erfolg zu Erfolg eilt: Nach ihren schnellen Straßenläufen mit Meisterschaftscharakter in Paderborn und Hannover sowie beim Düsseldorf-Marathon folgte der Umstieg mit spektakulären Siegen beim Rennsteiglauf, Zermatt-Marathon und Grindelwald beim E51 – und nun beim Jungfrau-Marathon.
Die 32. Auflage des Marathonspektakels mit dem Ziel vor dem majestätischen Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau auf 2320 m Höhe wurde zum Triumph für deutsche Langstreckenspezialisten, denn hinter Laura Hottenrott wurde die für den PTSV Rosenheim startende Kirsten de Baey-Ruszin überraschend Zweite in 3:35:38 Stunden vor der 2017 und 2019 siegreichen Ex-Europameisterin Martina Strähl. „Für mich ist das eindeutig der größte Erfolg, hinter Laura als Zweite ins Ziel einlaufen zu dürfen, das ist eine besondere Ehre“, bekannte die über den Triathlonsport zum profilierten Landschaftslauf gestoßene Athletin, die nach wie vor ihre Ausdauerfähigkeit mit vielen Radeinheiten holt.
Bei den Männern gelang Erik Hille ein Meisterstück der besonderen Art. Der im bayerischen Nabburg nahe Regensburg lebende Langstreckler toppte seinen im Vorjahr schon überraschenden zweiten Rang hinter dem Ukrainer Vitaly Shafar mit einer exzellenten Renneinteilung und der erfolgreichen Aufholjagd von Rang vier zum Tagessieg am Eigergletscher vor Shafar, dem zweifachen britischen Sieger Robbie Simpson und dem lange Zeit auf Position zwei laufenden Mexikaner Juan Luis Barrios Nieves. „Das ist mein bislang größter Erfolg“ bekannte der 37jährige, der in Braunschweig Sportmanagement studierte und nun teilzeitbeschäftigt in Nabburg arbeitet. „Die Trainingslager in St. Moritz im Juni und August haben mir den richtigen Kick gebracht, zumal ich dort die Longruns mit Richard Ringer und Nils Voigt absolvieren konnte!“ Und bekannte zugleich, dass er seine bislang bei 2:13:03 Stunden fixierte Marathon-Bestmarke schon in zwei Wochen steigern möchte – beim Berlin-Marathon.
Mit 3612 StarterInnen aus 66 Nationen war die 32. Auflage des Jungfrau-Marathon eine weitere Erfolgsgeschichte, zumal die Veranstaltung sonnenverwöhnt einmal mehr ideale Bedingungen an den Tag brachte, nachdem es am Vortag noch phasenweise kräftig regnete und die „Freitagsrennen“ mit Minirun, Pararace, dem Jungfrau-Minimarathon und dem Harder Run Race über 4,4 km und 755 Höhenmetern, das an der Spitze mit Jonathan Schmid und Simone Troxler zwei namhafte Sieger hatte, beeinträchtigte. Exzellent organisiert waren einmal mehr die Laufwege rund um das mondäne Jungfrau Victoria Grand Hotel mit der Marathon-Village im Kurgartensaal und der Startnummern-Ausgabe im Congress Kursaal.
„Für mich geht die Austragung 2025 als ein Laufhighlight der Sonderklasse in unsere Geschichtsbücher ein. Wir durften mit den Deutschen Erik Hille und Laura Hottenrott zwei würdige Sieger auf dem Eigergletscher vor einer imposanten Bergkulisse empfangen. Ich bin super happy und zufrieden. Sowohl Laura als auch Erik sind zwei äußerst sympathische Läufer und ich mag ihnen die Siege von Herzen gönnen!“ zog Renndirektor Patrick Wieser ein erstes Fazit, der übrigens selbst zehnmal beim Jungfrau-Marathon finishte. „Es gibt aber immer Bereiche, in welchen man sich verbessern kann. Aufgrund der zahlreichen Rennen im August und September und den später im Monat noch folgenden Berg- und Traillauf-WM in Canfranc waren unsere Elitefelder in diesem Jahr gut, aber nicht topbesetzt. Unsere Preisgelder sollten aber Anreiz schaffen, dass in Zukunft weitere Top-Athleten nach Interlaken kommen werden“.
Eine überaus stimmungsvolle Pasta-Party mit Siegerehrung im Grindelwald Terminal mit stets präsentem Blick auf die schneebedeckten Berge rundete einen Event ab, der nicht umsonst als eine der ersten Adressen der Berg- und Trailszene gilt und schon zweimal Austragungsort von Weltmeisterschaften war und stets einige der Größen der Szene am Start weiß. Dies alles sind Gründe, weshalb die auf 4000 Starter limitierten Startplätze überaus begehrt sind und stets im frühen Vorfeld heißt es bereits: „Wir sind ausgebucht“!
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