Die 33. Auflage des Berglauf-Klassikers lockt 220 Ausdauersportler zum höchsten Berg der Rhein-Main-Region und bringt für Triathlet und Radspezialist Bastian Liewig und Berglaufass Kerstin Bertsch die Tagessiege
Es ist schon eine außergewöhnliche Konstellation von Ausdauerathleten, die sich am letzten Sonntag im April bei (wieder einmal) einstelligen Temperaturen am Fuße des Feldbergs zusammenfanden. Dreh- und Angelpunkt dabei die Primary School unweit des Taunus-Informationszentrum im Oberurseler Stadtteil Hohemark, wo sich neben der klassischen Läuferklientel (einschließlich der Nordic Walker) auch Triathleten, Radsportler – und Skilangläufer die Startnummern des 33. SÜWAG-Energie Feldberglaufs anhefteten. Und so mancher hat den mit 879 m hohen zweithöchsten hessischen Berg bereits im Vorfeld (zugegeben auch noch am Vortag) bereits erklommen, vorzugsweise mit dem Rennrad. So auch Bastian Liewig, ein Masters-Triathlet mit der Lizenz für das Triathlon Team DSW Darmstadt, im Prinzip aber ein local hero, denn der Unternehmensberater lebt auf Sichtweite zum Feldberg in Bad Soden.
„Ich hatte keine Vorstellung, was mich an Konkurrenz heute erwartet“, gestand Bastian Liewig, dessen Hauptaugenmerk auf den Triathlon-Mitteldistanzrennen wie beispielsweise beim Frankfurter City-Triathlon liegt, aber als Nahziel die 103 (Rad-)Kilometer bei der Skoda Velo Tour am 1. Mai im Rahmen des legendären Rad-Klassikers Eschborn-Frankfurt fixiert hat. Fürwahr wird es dann ein „Tag der Arbeit“ für ihn und Tausende auf dem Rennvelo, die sich eine der drei Strecken zwischen 103 und 40 Kilometern angemeldet haben. Für die kraftausdauerharten Cracks dabei gleich zweimal den selektiven Feldberggipfel als ultimative Herausforderung. Nur einmal, zudem taktisch geprägt, sollte es für ihn wie auch für 219 Mitstreiter bei sehr guten Laufbedingungen am Sonntagmorgen hoch gehen…
Abschnallen mussten dabei auch einige Skilangläufer des Bruse Sauerland Ski Team, die in der Zwischensaison nach dem Langstreckenweltcup „Skiclassics“ in den Monaten Dezember bis April auch einmal sportlich fremd gehen. „Gutes Training“, gestand mit Tobias Hartig einer aus dem in Attendorn angesiedelten Racingteam, der den Feldbergläufern angriffslustig gehörig auf den Zahn fühlte und letztlich als Dritter finishte.
Die „Taunuskrone“ hingegen durfte sich Bastian Liewig aufsetzen, der sich nach der „Platte“, dem 15 km langen Opener in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, nun auch den Sieg von der Hohemark zum Feldberggipfel sichern konnte. Die moderat ansteigende Strecke über 9,7 km und letztlich 585 Höhenmetern kennt der Triathlet, der von der zweifachen Olympiastarterin Petra Wassiluk beim DSW 1912 Darmstadt trainiert wird, zur Genüge. „Ich war schon mehrfach dabei! Aber noch nie so schnell wie in diesem Jahr!“. Doch dieser Eindruck täuschte, denn im Vorjahr lief er beim schnellen Rennen als Gesamtsechster nach 43:35 Minuten über die Zielmatte, diesmal reichten beim eher taktisch geprägten Rennen 44:33 Minuten nun sogar zum Tagessieg. „Der Sieg freut mich mega, muss mich aber auch bei Benjamin (dem Zweitplatzierten Benjamin Loew, Anm. des Autors) bedanken, denn er hatte mich zurückgerufen, da ich irgendwo falsch abgebogen war!“
Der edle Pfadfinder Benjamin Loew ist allerdings eher auf wenig markierten Strecken daheim. Mit den „Trailbuddies Hessen“, einem Zusammenschluss von Gleichgesinnten mit einer Vorliebe für trailiges Gelände, ist er regelmässig unterwegs, so auch beim Speedtrail an der Zugspitze oder beim 55er im Rahmen des Ultra Trail Mont Blanc (UTMB). Zwanzig Sekunden hinter Bastian erreichte der in Waldsolms lebende Trailläufer das Ziel und verdrängte damit sogar den zeitweise führenden Tobias Hartig, der mit 45:02 und damit nur acht Sekunden dahinter auf Rang drei folgte. „Als es dann gegen Ende steil wurde, fehlte mir etwas die Kraft!“
Hinter dem Spiridon-Läufer Daniel Nohe blitzte bereits das weiße Rennshirt des laufaffinen SSC Hanau-Rodenbach und damit von Kerstin Bertsch auf, die mit 46:49 Minuten zwar deutlich über ihrem 2015 aufgestellten Streckenrekord von 44:18 blieb, aber eine Woche nach ihrem überraschenden dritten Rang bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften in Zell-Unterharmersbach letztlich nur so viel tat, als zum Sieg nach dem 16 km langen, kräftezehrenden DM-Lauf in der Vorwoche erforderlich war. „Ich bin zu schnell angelaufen“, gestand die routinierte Mastersläuferin, „habe mich aber von den Deutschen her gut erholt!“ Mit 36 Jahren hat die vierfache Mutter allerdings noch Träume, wenngleich auch etwas Frust mitschwingt: „Ich hätte schon Spaß, mich wieder stärker im Berglauf zu engagieren, aber beim DLV fehlt mir die Berglauf-Orientierung. Da ist auch niemand so richtig ansprechbar…“ In Zell-Unterharmersbach jedenfalls hat sie als Dritte ihre Berglauf-Fähigkeiten einmal mehr unter Beweis stellen können. 2019 war sie übrigens auf einem eher welligen Kurs am Rennsteig noch nationale Meisterin geworden.
Knapp zwei Minuten hinter der Allroundläuferin mit Vorliebe für das Berglaufen folgte mit Julia Morlok eine 26jährige Läuferin, die weitaus weniger im Berglaufmetier anzusiedeln ist. Im Vorjahr wurde sie hinter Nina Engelhardt hessische Vizemeisterin am Hohen Meißner, ist aber aktuell eher in der Vorbereitung auf die Deutschen Hochschulmeisterschaften über die Halbmarathondistanz, die im Rahmen des Salzkotten-Marathon ausgetragen werden. „Im Vorjahr wurde ich in Hannover schon Zweite, vielleicht geht diesmal noch etwas mehr“, so die in Gießen für das Grundschullehramt studierende Julia Morlok. Mit Bestzeiten von 35:29 (10 km) und 1:17:17 (Halbmarathon) zeigt ihre Tendenz derzeit eher zur Straße, wenngleich sie zugibt, dass auch das Berglaufen ihr Spaß mache.
Im weiteren Feld tummelten sich viele altbekannte Stammgäste des Feldberglaufes wie die erneut auf Rang drei platzierte Kerstin Domachachowski aus dem Feldberg-Anrainerdorf Schmitten oder der unverwüstliche Uli Amborn als nunmehr Sieger der M65. Richtig flott unterwegs waren die Masters-Sieger Florian Kaltenbach (M45) und Steffen Knauer (M55) unter den Tagesbesten auf den Rängen 7 und 8.
Mitorganisator Christopher Biaesch zeigte sich mit den 220 Finishern beim 33. Feldberglauf merklich zufrieden, wenngleich auch einige der reservierten Startnummern nicht abgeholt wurden. Am Wetter jedenfalls dürfte es primär nicht gelegen haben, schließlich gab es vor Wochenfrist mit Hagel und starkem Wind rund um den Feldberg eher Gründe für ein Verzicht auf eine Outdoor-Aktivität.